PV-Boom in Bayern sinnvoll nutzen

Derzeit sind in Bayern Photovoltaik-(PV)-Anlagen mit einer Nennleistung von rund 20 GW an die Verteilernetze angeschlossen. Mit gut 1,6 GW PV-Zubau im ersten Halbjahr 2023 geht der PV-Boom in Bayern mit hohem Tempo weiter. Bis 2040 sollen es gemäß dem Bayernplan Energie 2040 und anderen Studien über 80 GW sein. Auf der Verbraucherseite werden in Bayern derzeit zu Spitzenlastzeiten rund 13 GW benötigt, an Ferienwochenenden mit schönem Wetter etwa nur 5 bis 6 GW. „Folglich wird insbesondere von April bis September um die Mittagszeit zuweilen deutlich mehr Strom aus heimischer PV produziert, als in Bayern zur Deckung des Stromverbrauchs benötigt wird“, erklärt Detlef Fischer, Hauptgeschäftsführer des Verbands der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft e.V. – VBEW. „Da hilft dann auch der viel beschworene Netzausbau nicht mehr weiter, denn der Spitzenstrom aus PV um die Mittagszeit ist am Markt immer weniger wert, da diesen niemand benötigt.

Das Abregeln und finanzielle Entschädigen von PV-Anlagen ist volkswirtschaftlich ineffizient, man sollte den Strom lieber vor Ort nutzen oder speichern. Denn außerhalb der Mittagszeit oder bei Regenwetter wird der Strom dringend benötigt.“ Doch was kann man als stolzer Besitzer einer PV-Anlage tun, damit der erzeugte Strom möglichst sinnvoll und systemdienlich genutzt werden kann? VBEW-Hauptgeschäftsführer Fischer empfiehlt eine Reihe von Maßnahmen, über die der angehende Gebäude-Photovoltaikbetreiber nachdenken sollte. Z. B. sollte

  • ein Home-Batteriespeicher erst über die Mittagszeit befüllt werden und das Laden zumindest im Sommer nicht schon am frühen Morgen beginnen, denn dann ist der Speicher spätestens zur Mittagszeit schon voll,
  • ein vorhandenes Elektroauto insbesondere an den Wochenenden erst um die Mittagszeit aufgeladen werden,
  • überschüssiger PV-Strom für die Warmwasserbereitung durch einen Heizstab verwendet werden,
  • ein Speicher für Wärmepumpen (Brauchwasser/Heizung) um die Mittagszeit befüllt werden, dann hat man im Sommer fast kostenloses warmes Wasser,
  • ein (Teil-)Ausschalten der PV-Anlage im Sommerurlaub erwogen werden,  die Ausrichtung der PV-Module nicht ausschließlich nach Süden, sondern auch nach Osten und Westen erfolgen,
  • die Neigung der PV-Module nicht nur für den Sommerbetrieb optimiert werden, denn im Winter ist der Strom meist wertvoller und der Einstrahlungswinkel viel flacher,  ein Home-Batteriespeicher großzügig dimensioniert werden (ca. 2 kWh Speicherkapazität je 1 kW Nennleistung der PV-Anlage),
  • ein PV-Modultyp gewählt werden der auch bei diffuser Strahlung einen guten Wirkungsgrad hat.

Bei fortschreitender Erwärmung in Bayern wird zudem auch für immer mehr Privathaushalte der Einbau einer Klimaanlage eine sinnvolle Anschaffung sein, um Hitzewellen im Sommer angenehm zu überstehen. Läuft die Klimaanlage dann mit dem eigenen PV-Strom, hat man eine wohltuende Abkühlung ohne schlechtes Gewissen quasi zum Nulltarif.

„Keine Frage, nicht jede Idee wird bei jeder PV-Gebäudeanlage funktionieren oder in jedem Einzelfall sinnvoll sein“, relativiert Detlef Fischer. „Nur eine PV-Anlage aufs Dach setzen und die erzeugten kWh zählen kann aber bei unserem hohen Ausbaugrad in Bayern nicht mehr funktionieren. Viele Vorschläge erhöhen den Eigenversorgungsgrad mit Strom durch die Photovoltaikanlage und sind daher für den Anlagenbetreiber auch wirtschaftlich attraktiv. Denn nur wenn Photovoltaikanlagen- und Netzbetreiber zusammenarbeiten, kommen wir bei der Energiewende weiter voran.“

Über Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft e.V. – VBEW

Der VBEW repräsentiert mit seinen rund 400 Mitgliedsunternehmen die bayerische Strom-, Gas-, Fernwärme-, Wasser- und Abwasserwirtschaft. Als Interessenvertretung vertritt er gemeinsame Anliegen der Mitgliedsunternehmen und ihrer Kunden gegenüber Politik, Wirtschaft, Verwaltung sowie in der Öffentlichkeit. Ziel ist es, die bestmöglichen Rahmenbedingungen für eine wirtschaftliche, zukunftsorientierte, nachhaltige und verbraucherfreundliche Energie- und Wasserversorgung zu schaffen. Zu den Mitgliedsunternehmen zählen kleine und mittlere, kommunale, private und genossenschaftliche Energie- und Wasserversorgungsunternehmen ebenso wie Konzernunternehmen.

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