„Mit dem Beschluss zeigt die Landesregierung, dass sie konstruktiv an der Sicherung der Energieversorgung arbeitet. Hierzu gehört der breite Mix der Erneuerbaren Energien, um die Sektoren Strom, Wärme und Mobilität zeitnah, nachhaltig und regional mit Energie zu versorgen“, sagt Franz Pöter, Geschäftsführer der Plattform EE BW. „Biogas leistet durch die zunehmende Flexibilisierung des Anlagenbetriebs einen unverzichtbaren Beitrag zur verlässlichen Energieversorgung.“
Umso bedauerlicher ist ein gemeinsamer Kommentar, den die Umweltverbände in Baden-Württemberg als Reaktion auf diesen Beschluss des Landeskabinetts hin veröffentlicht haben. Anstatt die Chancen zu erkennen und gemeinsam mit der Biogasbranche die Weiterentwicklung des klimafreundlichen Energieträgers Biogas zu gestalten, fordern die Verbände unverständlicherweise dessen Rückbau.
Biogas nutzt der Umwelt
„Es ist schade, dass die Umweltverbände in Baden-Württemberg scheinbar den vielfältigen Nutzen von Biogas sowohl für den Klimaschutz als auch für den Umweltschutz nicht sehen“, sagt Dr. Stefan Rauh, Geschäftsführer im Fachverband Biogas. Biogasanlagen böten die einzigartige Möglichkeit, Ökonomie und Ökologie miteinander zu verbinden. Er verweist auf die gerade erst zu Ende gegangene Aktionswoche Artenvielfalt, in der viele verschiedene Verbände und Organisationen aus der Erneuerbaren-Branche, aber auch Imker und die Wildtierstiftung gemeinsam auf das große Potenzial von Biogas für mehr Artenvielfalt auf unseren Feldern aufmerksam gemacht haben.
Einer der Pressetermine im Rahmen der Aktionswoche fand in Kißlegg im Beisein von Minister Peter Hauk statt, der sich direkt im blühenden Energiepflanzenfeld nochmal für den Erhalt und Ausbau von Biogas eingesetzt hatte (Link zum Youtube-Video).
Südwesten ist Vorreiter bei der Nutzung von Wildpflanzen für Biogasanlagen
„Wir in Baden-Württemberg sind Vorreiter, was den Anbau von mehrjährigen Wildpflanzen für Biogasanlagen angeht. Der Einsatz von einjähriger Anbaubiomasse geht zurück“, betont Franz Pöter von der Plattform EE BW. Seit vergangenem Jahr erhalten Landwirte, die ökologisch wertvolle Energiepflanzen anbauen, einen finanziellen Ausgleich über das Förderprogramm für Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierwohl (FAKT II). „Das Programm wird gut angenommen, viele Landwirte und Biogasanlagen-Betreiber sind bereit, auf ihren Feldern einen Beitrag zum Artenschutz zu leisten“, weiß der Geschäftsführer.
Generell gilt – anders als im Kommentar der Umweltverbände kolportiert – für Biogasanlagen, die in eine Anschlussförderung geht, ohnehin ein Maisdeckel, der maximal 40 Prozent dieser Energiepflanze als Input erlaubt. Auch das Argument im Kommentar, dass die bei der Stromerzeugung anfallende Wärme nicht genutzt werde, ist nicht richtig. „Gerade im letzten Jahr, mit dem Beginn des Ukraine-Krieges, konnten sich viele Anlagenbetreiber vor Anfragen kaum retten“, berichtet Rauh. „Jeder wollte an die verlässliche, klimafreundliche, regionale und bezahlbare Wärmequelle aus der Nachbarschaft angeschlossen werden.“ Für viele Betreiber stellen die Einnahmen aus dem Wärmeverkauf in Zukunft eine wichtige Finanzierungsgrundlage dar. Eine Umfrage aus dem Jahr 2022 zeigt, dass mittlerweile 78 Prozent der erzeugten Wärme genutzt wird.
Grundsätzlich ist die Biogasanlage gerade für kleinere landwirtschaftliche Betriebe eine teils überlebenswichtige Einnahmequelle. Bei schwankenden Agrarpreisen bietet die Biogasanlage einen verlässlichen Zusatzgewinn.
Biogas für eine sichere Energieversorgung
„In den vergangenen gut 20 Jahren haben die deutschen Landwirte ein Know-how aufgebaut, auf das wir bei der Umstellung unserer Energieversorgung auf keinen Fall verzichten können und dürfen“, unterstreicht Rauh. Biogasanlagen sichern die Stromversorgung im Zusammenspiel mit den fluktuierenden Quellen aus Wind und Sonne. „Biogasstrom ist teurer aus Solar- oder Windstrom, das ist richtig – aber dafür immer da, wenn man ihn braucht“, erklärt Rauh in Bezug auf eine Aussage der Umweltverbände. Es gehe nicht um Konkurrenz innerhalb der Erneuerbaren, sondern um die gegenseitige Unterstützung.
Und da der Kommentar auch Europa in den Fokus nimmt, verweist Rauh auf das Ziel der EU, bis 2030 rund 35 Milliarden Kubikmeter Biomethan zu erzeugen – was knapp eine Verdoppelung der heutigen Leistung in Europa ist. Auch Deutschland müsse hier seinen Beitrag leisten.
„Der große Vorteil von Biogas ist, dass so gut wie jegliches biogene Material zu Energie umgewandelt werden kann“, sagt Rauh. Neben Energiepflanzen auch Gülle und Mist, pflanzliche Nebenprodukte, Kleegras aus dem Biolandbau, der Inhalt der Biotonne oder tierische Nebenprodukte. Dadurch eignet sich Biogas auch dazu, eine breite Fruchtfolge einzuhalten oder Untersaaten und Beikräuter mit zu ernten und zu vergären.
„Auf die sinnvolle und standortangepasste Mischung kommt es an“, resümiert Rauh. „Die Branche befindet sich nach wie vor in der Entwicklung, auch wenn wir in den letzten zwei Jahrzehnten sehr viel dazugelernt haben. Es wäre schön, wenn die Umweltverbände den vor uns liegenden Weg gemeinsam mit uns gehen würden.“
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