Meeresschutz-Meilensteine
Dabei wurde seit dem Welttag der Meere 2022 vieles erreicht, die Weltgemeinschaft einigte sich auf eine Reihe von Meeresschutz-Meilensteinen.
UN-Vertrag zum Schutz der Hohen See
Anfang März 2023 einigten sich die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen in New York nach über 20-jährigen Verhandlungen auf einen Vertrag zum Schutz der Hohen See (BBNJ-Abkommen oder Hochseeschutzabkommen). Er erleichtert die Einrichtung von Meeresschutzgebieten auf dem Gebiet der Hohen See, was vorher aus rechtlichen Gründen nur schwer umsetzbar war.
UN-Übereinkommen zur biologischen Vielfalt
Das Hochseeschutzabkommen verschafft dem im Dezember 2022 in Montreal auf der Konferenz des UN-Übereinkommens zur biologischen Vielfalt (Convention on Biological Diversity/CBD) verabschiedeten 30×30-Ziel die notwendige Durchschlagskraft auf der Hohen See, zumindest theoretisch. Denn um das sechste globale Massenaussterben aufzuhalten, will die Staatengemeinschaft bis 2030 30 Prozent der Land- und 30 Prozent der Meeresflächen bis 2030 unter Schutz stellen.
19. Vertragsstaatenkonferenz des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (CITES)
Einen weiteren Meeresschutz-Meilenstein markierte die 19. Vertragsstaatenkonferenz des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (CITES) vom November 2022. CITES beschloss, 54 Requiemhaie, sechs von zehn Hammerhai-Arten sowie über 30 Arten der Geigenrochen aus der Rhinobatidae-Familie in CITES-Anhang II aufzunehmen. Das ist ein großer Erfolg für den internationalen Hai- und Rochenschutz und im Kampf gegen illegale Flossenfischerei (shark finning).
Folgenlose Papiertiger statt Meereswende?
»Der UN-Welttag der Meere 2023 ist leider auch Anlass, auf die – trotz der großartigen Fortschritte – ausbleibenden praktischen Konsequenzen für besseren Meeresschutz hinzuweisen«, sagt Ulrich Karlowski, Biologe der Deutschen Stiftung Meeresschutz. »So droht das EU-Gesetz zur Wiederherstellung geschädigter natürlicher Lebensräume (EU Nature Restoration Law/NRL) gerade am Widerstand der konservativen Kräfte der EVP im Europaparlament zu scheitern. Diese Haltung ist skandalös, besonders mit Blick auf die erst im Dezember 2022 eingegangenen Verpflichtungen der EU zur Umsetzung des 30×30-Ziels zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Europa.«
Auch auf dem Gebiet der Hohen See hat sich seit der Verabschiedung des Abkommens zu wenig bewegt. Es droht sogar in Gefahr zu geraten, wenn die Internationale Meeresbodenbehörde (ISA) in diesem Jahr die ersten Genehmigungen für den kommerziellen Tiefseebergbau im Pazifik erteilen sollte. »Sollte das passieren, wird es dort kein Leben und keine Lebensräume mehr geben, die man mit dem Hochseeschutzabkommen schützen könnte«, warnt Karlowski.
Auch in Deutschland ist keine Meereswende in Sicht
Deutschland kommt beim Schutz seiner Küstenmeere und Ausschließlichen Wirtschaftszonen (AWZ) nicht voran. »Weder beim Schutz von Schweinswalen durch Fischereiverbote noch bei Einschränkungen für die extrem artenvernichtende und klimaschädliche Grundschleppnetzfischerei in Meeresschutzgebieten lassen sich Fortschritte oder der Wille, 30 × 30 zu erreichen, erkennen«, sagt Karlowski.
Ozeane in Not
Ozeane bedecken über 70 Prozent des Planeten. Sie sind unsere unverzichtbare Lebensquelle, denn sie produzieren rund 50 Prozent des Sauerstoffs in unserer Atmosphäre und speichern gleichzeitig etwa 30 Prozent unserer CO₂-Emissionen. Ihre biologische Vielfalt ist unvergleichlich und noch weitgehend unerforscht. Für weit mehr als eine Milliarde Menschen sind sie die Hauptproteinquelle. Ganz zu schweigen davon, dass sie für Abermillionen Menschen Rückzugs- und Erholungsräume von unschätzbarem Wert bieten.
Ozeanische Kipppunkte zum UN-Welttag der Meere 2023
Den Folgen des Trios aus Klimakatastrophe (steigende Meerestemperaturen und Meeresspiegel, Versauerung), Überfischung (Vernichtung der Artenvielfalt) und Vermüllung (Plastikabfälle, hochgiftige Substanzen, kommunale und landwirtschaftliche Abwässer) können die Meere nicht mehr viel entgegensetzen. Die Ozeane wanken. Auch darauf macht der UN-Welttag der Meere aufmerksam.
Als Folge geht ihnen jetzt sogar der Leben spendende Sauerstoff aus. Von 1960 bis 2019 büßten die Weltmeere mehr als zwei Prozent ihres Sauerstoffgehalts ein. Tendenz steigend. Gleichzeitig verdoppelte sich weltweit die Zahl der Todeszonen ohne Sauerstoff (dead zones) in Küstengebieten von 1960 bis 2007 auf mehr als 500. Auch die CO₂-Speicherkapazität der Meere geht weltweit zurück.
Die Ozeane haben ihre Belastungsgrenze erreicht, teilweise ist sie bereits überschritten. Lediglich 13,2 Prozent der Ozeane gelten heute noch als ökologisch intakte marine Wildnis. Der Großteil davon befindet sich auf hoher See – weit entfernt von den vom Menschen übernutzten marinen Lebensräumen.
Noch erreichbar? UN-Nachhaltigkeitsziel 14 »Leben unter Wasser«
Im September 2015 verabschiedeten die Vereinten Nationen die »Agenda 2030«. Damit verpflichtete sich die Weltgemeinschaft mit 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung auf einen Fahrplan für die Zukunft. Am Welttag der Meere richtet sich der Fokus daher auch auf das UN-Nachhaltigkeitsziel 14 »Leben unter Wasser«.
Ziel 14 lautet: »Ozeane, Meere und Meeresressourcen im Sinne nachhaltiger Entwicklung erhalten und nachhaltig nutzen« und ist in zehn Teilziele gegliedert. Seit der Verabschiedung ist keines der Unterziele erreicht. Bei vier Teilzielen ist die Frist bereits Ende 2020 ergebnislos verstrichen.
Die Bürgerstiftung Deutsche Stiftung Meeresschutz (DSM) existiert seit 2007. Ziel unserer Arbeit ist es, der Ausbeutung der Weltmeere und der Vernichtung ihrer Bewohner etwas entgegenzusetzen.
In Kooperation mit engagierten Forschern und Organisationen rund um den Globus fördern und verwirklichen wir Projekte und Aktionen zum Erhalt des Lebens in den Meeren.
Ermöglicht wird dies ausschließlich durch Spenden und Zuweisungen von Geldauflagen.
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