Mehr als 60 Prozent der Krankenhäuser würden derzeit gegen eine wirtschaftliche Krise kämpfen, die sie nicht selbst zu verantworten hätten. Die Politik reagiere zu zögerlich auf diese für die Gesundheitsversorgung gefährliche Situation und wolle offenbar nicht sehen, dass ohne ein Vorschaltgesetz die Reform zur Zerstörung funktionierender Strukturen führen werde.
In dem Interview positioniert sich der VKD-Präsident nicht nur zum Reformvorhaben der Regierung, sondern auch zu einer Reihe anderer wichtiger, vielfach verschleppter Themen für die Branche.
Strategie in unsicheren Zeiten
Schwerpunkt der Praxisberichte ist das Thema Strategie in einer Zeit zahlreicher Unwägbarkeiten. In einem solchen gesundheitspolitischen Umfeld sei es schwierig, langfristige “strategische Entscheidungen zu treffen. Es gehe um einen permanenten Anpassungsprozess der Strategie. So seien wichtige Entscheidungen auch im vergangenen Jahr mit Energiekrise, Inflation, Personalmangel, Belegungsrückgängen und anderen Herausforderungen zwingend notwendig gewesen, schreibt VKD-Geschäftsführer Dr. Jens-Uwe Schreck. Angesichts der neuen Situation durch die geplante Krankenhausreform sei Abwarten ebenfalls keine Option.
Sinnvolle, auf die jeweilige Region bezogene strategische Entscheidungen könnten nicht falsch sein, weil sie Lösungen für die grundlegenden Herausforderungen und Probleme sowie die damit verbundenen Ziele berücksichtigten. Das habe nicht nur mit gesetzlichen Vorgaben zu tun, so der Autor. „Strategische Entscheidungen fallen – so sollte es sein – vor allem mit Blick auf die Notwendigkeiten einer guten Patientenversorgung in der Region, in der ein Klinikunternehmen tätig ist. Wenn das Ziel der Krankenhausreform gute Medizin ist, wie ja Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach erklärte, sollte das zusammenpassen. Es wäre uns ALLEN sehr zu wünschen!“
Beispiele aus Krankenhausunternehmen unterschiedlichster Größe und Ausrichtung zeigen, wie diese strategisch vorgehen und genau dies – eine gute Patientenversorgung für ihre Region – dabei im Blick haben. Dabei geht es natürlich auch um die Schaffung neuer Strukturen, um Fragen der Fachkräftesicherung, um Bauprojekte und Finanzierung. So sagt etwa Dr. Matthias Geiser, Geschäftsführer des Schwarzwald-Baar Klinikums im Interview, „Wir haben bereits in der Pandemie unser Leistungsprofil weiterentwickelt – mit unserem eigenen Knowhow. Wir definierten Leistungssegmente, in denen wir Weiterentwicklungspotenzial sahen – diese gehen wir jetzt an, unabhängig von politischen Wechseln.“ Er betont aber auch, wie wichtig es sei, dass Fehlentwicklungen vor Ort verhindert werden.
Ohne Umbrüche in den Steuerungsprozessen, in Organisation und Struktur, sei der weitere erfolgreiche Weg der GLG nicht möglich, betont auch der Geschäftsführer der Gesellschaft für Leben und Gesundheit, Dr. Jörg Mocek, im Beitrag aus Eberswalde im Brandenburgischen. Doch darauf sei man vorbereitet.
Impulse aus der Praxis heraus notwendig
Warum er sich im VKD engagiert, wie er sich in die Arbeit des Verbandes einbringt und wie wichtig hier auch Netzwerke sind, erklärt Andreas Tyzak, Kaufmännischer Direktor, Prokurist, am Klinikum Gütersloh gGmbH und Mitglied in der AG Junger VKD im Interview. Es sei aus seiner Sicht zwingend notwendig, dass aus der Praxis heraus wichtige Impulse für gesundheitspolitische Entscheidungen in die Politik gegeben würden. „Wenn wir gestalterischen Einfluss nehmen wollen, kommen wir um ein entsprechendes Engagement nicht herum. Dann dürfen wir uns jedenfalls nicht grämen, wenn die Rahmenbedingungen des Gesundheitswesens ohne unseren Rat verändert werden“, erklärt er.
120 Jahre VKD – die Geschichte
Anlässlich des 120. Gründungstages des VKD, der am 5. Juli im Rahmen der diesjährigen 65. Jahrestagung in Dresden begangen wird, enthalten die Praxisberichte auch einen umfangreichen Beitrag zur Geschichte des VKD. Er zeigt das Auf und Ab, dem die Krankenhäuser, und damit auch der älteste Krankenhausverband Deutschlands, immer wieder ausgesetzt waren, die sich ständig neu stellenden Probleme, die bewältigt werden mussten. Der Blick zurück in die Vergangenheit zeigt aber auch, wie immer wieder engagiert versucht wurde, diese Herausforderungen anzunehmen. Er dokumentiert zudem den offenbar ewigen Spagat zwischen staatlichen Eingriffen und der Notwendigkeit, den Führungskräften genügend Freiräume für ihre Arbeit zu lassen.
Die VKD-Praxisberichte 2023 sind online unter www.vkd-online, hier unter Die Themen, sowie als Druckversion verfügbar.
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