„Der Green Deal der EU fordert von Unternehmen, sozial und ökologisch verantwortlich zu handeln. Auch der industrielle Mittelstand kommt am Thema Nachhaltigkeit nicht mehr vorbei“, sagt Stephanie Hackenholt, Product Owner Customer Sustainability bei Lufthansa Industry Solutions (LHIND). „Und klar ist auch, dass es ohne digitale Technologien, mit deren Hilfe die notwendigen Maßnahmen unterstützt und beschleunigt werden, nicht gehen wird“, so Nachhaltigkeits-Expertin Hackenholt weiter. Doch wo stehen Industrie und Logistik aktuell? Um dies zu erfahren, haben LHIND und PAC den „IT & Sustainability – Reifegradindex 2023“ aufgelegt, der in diesem Jahr auf einer Skala von „0“ (unreif) bis „10“ (reif) einen Wert von 6,3 erreicht.
Was auf den ersten Blick gar nicht so schlecht aussieht, stimmt bei einer Betrachtung der Teilindizes schon nachdenklicher. So zeigt die Befragung, dass das Thema Nachhaltigkeit mit einem Wert von 7,4 beim Teilindex „Stellenwert“ zwar bereits eine hohe Bedeutung in den Unternehmen genießt, gleichzeitig die Umsetzung – gemessen im Teilindex „Strategie“ – mit einem Wert von 4,6 aber dahinter zurückbleibt. So strebt die Hälfte der Befragten (54 Prozent) die CO2-Neutralität für das eigene Unternehmen bis 2040 an, 35 Prozent peilen dieses Ziel erst nach 2040 an. Um ihr Unternehmen klimaneutral aufzustellen, brauchen viele Unternehmen also mehr Zeit, als sie es sich selbst wünschen.
Viele Unternehmen verharren beim Thema Nachhaltigkeit im Ungefähren
„Es zeigt sich eine erhebliche Diskrepanz zwischen der generellen Entscheidung für nachhaltiges Wirtschaften und der Umsetzung klar definierter Ziele“, so LHIND-Beraterin Hackenholt. Nur vier von zehn Unternehmen haben bereits Nachhaltigkeitsziele verabschiedet, deren Erreichung mit konkreten Kennzahlen gemessen werden soll. Der Rest arbeitet strategisch noch im Ungefähren oder befindet sich in der Planungsphase.
Das Umsetzungsdefizit verwundert, da bereits neun von zehn Befragten die Anfang des Jahres in Kraft getretene EU-Richtlinie „Corporate Sustainability Reporting Directive“ (CSRD) als einen der wichtigsten Treiber für das Thema wahrnehmen. „Die meisten Unternehmen haben außerdem erkannt, dass sich Nachhaltigkeit rechnet“, stellt Sustainability-Expertin Hackenholt fest. „90 Prozent versprechen sich Wettbewerbsvorteile zum Beispiel durch einen effizienteren Ressourceneinsatz und eine optimierte Auslastung.“ Um dieses Potenzial zu heben, führt an einer sauberen Datenbasis kein Weg vorbei. Drei von vier Studienteilnehmern halten daher für das Erstellen eines Nachhaltigkeits-Reportings ein professionelles IT-Tool für unerlässlich. Allerdings ist mehr als ein Drittel (37 Prozent) der Meinung, dass die eigene IT-Abteilung noch zu wenig über Nachhaltigkeitsthemen weiß.
Grüne Unternehmens-IT braucht noch externe Starthilfe
Auch beim Aufbau einer insgesamt nachhaltigen Unternehmens-IT tun sich die Unternehmen noch schwer. Bis 2040 soll auch dieses Ziel in den meisten Unternehmen gelingen. Vorher müssen allerdings die Wissenslücken durch Schulungen, Mitgliedschaft in Branchenverbänden oder Neueinsteillungen geschlossen werden. Mehr als drei Viertel der Unternehmen (77 Prozent) wollen dabei mit externen Beratern zusammenarbeiten. „Die Entwicklung einer grünen Unternehmens-IT ist eine anspruchsvolle Aufgabe“, sagt Stephanie Hackenholt. „Durch die Verringerung des CO2-Fußabdrucks in ihrem Bereich können die IT-Verantwortlichen einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz im Unternehmen leisten und damit auch für einen höheren Reifegrad der Organisation insgesamt sorgen.“
Die gesamte Studie kann hier heruntergeladen werden.
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