Effektiver Klimaschutz ist nur möglich, wenn unsere Gebäude deutlich weniger Energie zum Heizen und Kühlen benötigen. Daran führt kein Weg vorbei. Über den geringen Energiebedarf hinaus betrachten Akteure und Akteurinnen des Bausektors zusätzlich vermehrt die CO2-Emissionen während des gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes. Beim vorangegangenen 58. Arbeitskreis nahm das Passivhaus Institut dazu Baustoffe und Baukonstruktionen unter die Lupe, beim 60. Arbeitskreis kostengünstige Passivhäuser wird das Thema nun fortgesetzt: Am Donnerstag, 15. Juni 2023 geht es um die Energieeffizienz unterschiedlicher Gebäudekonzepte inklusive Herstellungsenergie und verbundener CO2-Emissionen.
Baupraxis
Der 60. Arbeitskreis kostengünstige Passivhäuser baut auf den Ergebnissen des 58. Arbeitskreises auf. Zu Beginn gibt es dazu eine Zusammenfassung vom Passivhaus Institut als Veranstalter der wissenschaftlichen Sitzungen. Burkhard Schulze Darup aus Berlin beleuchtet anschließend die Baupraxis mit Blick auf das Gebäudeenergiegesetz (GEG), die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG), die Förderung der KfW für Klimafreundlichen Neubau (KFN) sowie das Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG). Der Münchner Architekt Rainer Vallentin präsentiert, wie Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen zum Klimaschutz beitragen kann.
Holz, Stroh & Recycling
Architekt Gerrit Horn aus Kaiserslautern stellt Erfahrungen und Untersuchungen zum langlebigen und kosteneffizienten Bauen mit Holz vor. Darüber hinaus werden die Möglichkeiten für klimafreundliches Bauen für Massivbauten von Burkhard Schulze Darup erklärt. Ulrich Bunnemann von der Schweriner Schelfbauhütte widmet sich Modernisierung und Neubau mit Strohballen. Robert Lotz von der hessischen Wohnbaugesellschaft Nassauische Heimstätte präsentiert die Aufstockung eines Mehrfamilienhauses mit gebrauchten Baumaterialien. Für das Passivhaus Institut präsentieren Benjamin Krick und Magdalena Patyna ihre wissenschaftlichen Untersuchungen zu Fenstern und Gebäudetechnik im Lebenszyklus. Johannes Seibert stellt Do-ItYourself-Aktionen für Modernisierungen in Eigenarbeit vor.
Potentiale aufzeigen
„Eine hohe Energieeffizienz von Gebäuden ist für den Klimaschutz unverzichtbar. Zusätzlich kann bei der Realisierung eines Gebäudes auch durch sorgfältige Materialwahl Energie gespart werden. Wichtig sind hier auch langlebige Gebäudekonzepte. Für den Klimaschutz sollten Gebäude zudem als Kohlenstoffspeicher genutzt werden. Der Arbeitskreis trägt wesentlich dazu bei, diese Potentiale herauszuarbeiten“, erklärt Benjamin Krick vom Passivhaus Institut. Ziel der wissenschaftlichen Sitzungen ist es u.a., mit transparent aufbereiteten Informationen Argumentations- und Entscheidungshilfen zu liefern.
Ganztägig und online
Die 60. Sitzung des Arbeitskreises kostengünstige Passivhäuser am 15. Juni 2023 findet ganztägig und online statt. Das Passivhaus Institut lädt seit 1996 zu den wissenschaftlichen Arbeitskreisen kostengünstige Passivhäuser (AkkP) ein und vermittelt damit zwischen Theorie und Praxis. Träger der Arbeitskreise 58 bis 61 ist das Hessische Wirtschaftsministerium. Die Reihe wird am 12. Oktober 2023 mit dem Arbeitskreis 61 zum Thema „Serielle energetische Sanierung nach Passivhaus-Prinzipien“ fortgesetzt. Für Mitglieder der IG Passivhaus sowie für Kommunen und Wohnbaugesellschaften gelten vergünstigte Teilnahmebeiträge. Die Sitzungen sind als Weiterbildungen anerkannt, weitere Informationen dazu unter Programm und Anmeldung.
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Passivhäuser: Das Passivhaus-Konzept reduziert den für Gebäude typischen Wärmeverlust durch Wände, Fenster und Dach drastisch. Mit den fünf Prinzipien, 1. gute Dämmung, 2. dreifach verglaste Fenster, 3. Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung 4. Vermeidung von Wärmebrücken, 5. luftdichte Gebäudehülle, benötigt ein Passivhaus nur sehr wenig Energie zum Heizen und Kühlen. Passivhäuser können daher auf ein klassisches Heizsystem verzichten. Der größte Teil des Wärmebedarfs wird aus „passiven“ Quellen wie Sonneneinstrahlung, Abwärme von Personen und technischen Geräten gedeckt.
Vorteile von Passivhäusern: Im Winter hält sich die Wärme sehr lange im Haus, da sie nur langsam entweicht. Im Sommer (sowie in warmen Klimaten) ist ein Passivhaus ebenfalls im Vorteil: Dann bewirkt u.a. die gute Dämmung, dass die Hitze draußen bleibt. Eine aktive Kühlung ist daher in Wohngebäuden (in Mitteleuropa) in der Regel nicht nötig. Durch die niedrigen Energiekosten sind die Nebenkosten kalkulierbar – eine Grundlage für bezahlbares Wohnen und sozialen Wohnungsbau.
Passivhaus und erneuerbare Energie: Passivhaus und die Erzeugung erneuerbarer Energie sind eine gute Kombination. Das Passivhaus Institut hat dazu die Gebäudeklassen Passivhaus Plus und Passivhaus Premium eingeführt. Auch das weltweit erste Passivhaus in Darmstadt erzeugt mit seiner nachgerüsteten Photovoltaikanlage seit 2015 erneuerbare Energie und erhielt das Zertifikat Passivhaus Plus.
Nutzungsarten: Mittlerweile gibt es Passivhäuser für alle Nutzungsarten: Neben Wohnund Bürogebäuden existieren auch Kitas und Schulen, Sporthallen, Schwimmbäder und Fabriken als Passivhäuser. In Frankfurt am Main erhielt das weltweit erste Passivhaus-Krankenhaus gerade das Passivhaus-Zertifikat.
PHPP: Für die Energiebilanzierung von hoch energieeffizienten Gebäuden hat das Passivhaus Institut das Planungstool PHPP entwickelt. Mit dem auf Excel basierenden Werkzeug wird der Energiebedarf des geplanten Gebäudes zuverlässig bilanziert.
IG Passivhaus: Das Ziel des deutschsprachigen Netzwerks IG Passivhaus ist die Wissensvermittlung zum hoch energieeffizienten Bauen und Sanieren sowie die Vernetzung aller Akteure und Akteurinnen.
Das von Prof. Dr. Wolfgang Feist 1996 gegründete Passivhaus Institut ist unabhängig und belegt eine Spitzenposition bei der Forschung und Entwicklung zum hoch energieeffizienten Bauen und Sanieren.
Passivhaus Institut GmbH
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