Der jüngste von drei Brüdern in der Familie Dipper ist der erste, der seine Leidenschaft beim Rugbysport gefunden hat. Dabei hatte er zuvor viele andere Sportarten ausprobiert, bevor er als Achtjähriger erstmals mit einem Freund zu einem Rugby-Training beim SC Neuenheim ging: Turnen, Hockey, Schwimmen, Fußball, als junger Leichtathlet war er sogar mal Kreismeister im 50-m-Sprint. Klar, sagen sicher viele, die heute beobachten, wie Dipper auf dem Rugbyplatz Haken schlägt und wie er mit seinem Antritt Gegner stehenlässt.
Aktuell ist das Leben des 21-Jährigen völlig auf seinen Sport ausgerichtet. Schon gegen Ende seiner Abiturzeit schloss er sich dem 7er-Programm an, seit November ist er Sportsoldat und damit nahezu Rugby-Profi. Wie im Sport, so hat Jakob Dipper auch auf akademischem Weg zuvor schon einiges ausprobiert. In Haupt- oder Nebenfächern testete er sich in Geschichte, Soziologie, Politikwissenschaften, VWL und Philosophie. Zwar konnte bislang nichts gegen seine Rugby-Leidenschaft ankommen, aber künftig plant er schon, im Rahmen einer Dualen Karriere doch noch ein Studium aufzunehmen.
Wie alle Leistungssportler, so träumt auch Jakob Dipper vom größten aller sportlichen Ziele, der Olympia-Teilnahme. Soll doch der sportliche Erfolg seines Bruders Felix, der 2021/2022 Saisonbester im ZDF-Torwandschießen war, nicht der nachhaltigste Titel in der Familie bleiben. Im vergangenen Jahr gehörte er schon zum Team, dass im polnischen Krakau Vize-Europameister wurde, die WM verpasste er kurzfristig wegen einer Schulterverletzung, nun blieb das Team beim ersten EM-Turnier hinter den eigenen Erwartungen zurück. „Das war enttäuschend und auch frustrierend für uns alle. Das können wir definitiv besser. Wir haben alle Teams genau beobachtet und wissen, dass wir da auf Augenhöhe mitspielen können. Und das gilt es, in den nächsten Turnieren auch unter Beweis zu stellen. Wir müssen die letzten Ergebnisse abhaken. Wir drehen bis zum nächsten Turnier noch an einigen Stellschrauben und müssen dann auch mental voll auf der Höhe sein, um unsere beste Leistung abzurufen.“
Dafür geht es nun hoffentlich auch für Youngster Dipper zurück nach Krakau, wo im Rahmen der European Games die europäische Olympia-Qualifikation ausgespielt wird. „Ich weiß noch nicht, ob ich dabei sein werde, aber für meine individuelle Leistung bei den Algarve 7s habe ich aus meinem Umfeld und auch von den Coaches sehr gutes Feedback bekommen. Ich konnte Selbstvertrauen sammeln, abgesehen vom Endergebnis hat es großen Spaß gemacht. Jetzt hoffe ich, dass ich in Krakau und dann in Hamburg auch dabei sein und darauf aufbauen kann.“
Zunächst gilt der absolute Fokus natürlich der Olympia-Chance, von der Dipper überzeugt ist, dass das Wolfpack sie auch nutzen kann. Doch dann richtet sich der Blick natürlich auch schon auf das Heim-Turnier in Hamburg. Als junger Fan war er bei den Oktoberfest 7s in München dabei, hat die grandiose Stimmung miterlebt, als das deutsche Team gegen die Topnationen dieser Welt aufgelaufen ist. Schon damals dachte er: Wie geil wäre es, selbst auch mal mit diesem Team vor den eigenen Fans spielen zu können. Nach den zuletzt gezeigten Leistungen, könnte es vom 7. bis 9. Juli in Hamburg soweit sein.
Aber, was ist nach Rang sieben im ersten EM-Turnier noch drin? „Wir müssen das hinter uns lassen und richtig performen. Wir hoffen auf viele Zuschauer, eine tolle Stimmung. Das ist ein weiterer Ansporn zu zeigen, was wir können. Wir wollen bei den Hamburg 7s ganz vorn dabei sein und Platz sieben so gut es geht kompensieren. Es geht ja auch noch darum, sich wieder für die Challenger Series zu qualifizieren.“ Dafür muss man im EM-Abschlussranking zu den besten drei europäischen Teams gehören, die noch nicht auf der Weltserie spielen. Nach den Algarve 7s liegen zumindest Georgien und Portugal vor dem Wolfpack.
Dafür braucht es vielleicht auch wieder diesen wendigen und antrittsschnellen 21-Jährigen mit dem Kopfschutz, den er übrigens trägt, damit er sich keine Gedanken um seine Frisur und seine Ohren machen muss, aber vor allem, damit seine Eltern beruhigter zuschauen können. Ein Olympia-Ticket und begeisterte deutsche Fans in Hamburg: Das wäre doch ein guter Schritt in die Zukunft des deutschen 7er-Rugbys.
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