Was auf den ersten Blick ein willkürliches Sammelsurium auf Hoch- und Plattdeutsch, Friesisch, Dänisch und sogar Griechisch und Hebräisch darstellen könnte, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als spannendes Dokument, vergleichbar heutigen sozialen Netzwerken: Wie setzen sich die jungen Menschen selber in Szene? Womit ziehen sie sich gegenseitig auf? Was sind ihre Anliegen und Themen? Welche Parolen schreiben sie auf, welche oft burschenschaftlichen Lieder kennen und zitieren sie? Wie verändert sich der Blick auf die Gesellschaft? In einer Region, die zuerst noch wie selbstverständlich zum dänischen Gesamtstaat gehörte, dann zwischen die nationalen Fronten geriet, durch mehrere Kriege geschunden wurde, um schließlich von Preußen annektiert und damit „deutsch“ zu werden? Und überhaupt: Welche Sprachen werden genutzt? Von wem und warum?
Das „Ranzelberger Gästebuch“ mit seinen 428 Seiten wurde bis 2018 in der Friedrich-Paulsen-Schule in Niebüll verwahrt; seither befindet es sich klimatisch gut geschützt im Archiv des Nordfriisk Instituut. Inzwischen wurden Wissenschaftler und Studierende der Europa-Universität-Flensburg auf dieses Manuskript aufmerksam; mit finanzieller Unterstützung durch die Friesenstiftung entzifferten sie die aberhunderte verschiedenen Handschriften und begannen mit der Auswertung. Am Mittwoch, 28. Juni, präsentiert das Team unter Leitung der US-amerikanischen Sprachwissenschaftlerin Dr. Samantha Litty erste Ergebnisse in der Reihe „Sommerinstitut“. Die Nord-Ostsee Sparkasse unterstützt diese Reihe, in welcher aktuelle Forschung öffentlich vorgestellt wird. Der Eintritt ist frei, es wird um eine Spende gebeten. Beginn ist um 19 Uhr 30 im Nordfriisk Instituut, Süderstr. 30 in Bredstedt.
Nordfriisk Instituut
Süderstr. 30
25821 Bräist/Bredstedt, NF
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