Zu den Wurzeln unseres Jetzt

»Alles Gescheite mag schon siebenmal gedacht worden sein. Aber wenn es wieder gedacht wurde, in anderer Zeit und Lage, war es nicht mehr dasselbe.« Ernst Bloch (1885-1977)

Mit 28 neuen Inszenierungen, darunter zwei Uraufführungen, zwei Festivals und mehreren Gesprächsreihen will das Theater Heilbronn auch in der Spielzeit 2023/2024 aktiv zum gesellschaftlichen Diskurs einladen. Dabei, so betont es Intendant Axel Vornam, geht es besonders darum, die Oberflächlichkeit der gegenwärtig so unversöhnlich und allein vom ideologisch verbrämten Zeitgeist geführten Debatten über unser kulturelles Zusammenleben zu verlassen und wieder in die Tiefe zu gehen. Wie konnte es passieren, dass aus einem wichtigen Kampf gegen Ungerechtigkeit, Diskriminierung und fehlende Chancengleichheit ein unversöhnliches Gegeneinander, ein bewusstes Ausgrenzen anderer Argumentationslinien, eine besessene Fokussierung auf bloße Begrifflichkeiten und Äußerlichkeiten erwuchs?

Wo Moral- und Wertevorstellungen der Gegenwart und Vergangenheit auseinandergehen, wird zunehmend retrospektiv korrigierend eingegriffen, ohne überhaupt den Versuch zu machen, den historischen Kontext mitzudenken. Bedrückend ist dabei die Geschichtsvergessenheit, gepaart mit der Arroganz der Gegenwärtigkeit. Im Geschichtsbewusstsein aber liegt der Schlüssel zum Verstehen unseres Gewordenseins und zu einer wirklich zukunftsweisenden Lösung für unser gesellschaftliches und kulturelles Zusammenleben.

Theaterstücke sind wahre Perspektivmaschinen: Sie können aus anderen Zeiten, Kontexten und Kulturen kommen und sind in Auseinandersetzung mit deren Konflikten entstanden, aktualisieren diese jedoch und haben so die Strahlkraft, unsere Gegenwart zu befragen.

Und so gilt es 2023/2024 einmal mehr, dramatische Figuren aus den Schichten der Vergangenheit hervorzuholen und ihre Einzelschicksale stellvertretend als Teil unserer Geschichte zu begreifen.
Schauspiele wie »Woyzeck« von Georg Büchner, »Eisenstein« von Christoph Nussbaumeder, »Gott wartet an der Haltestelle« von der israelischen Autorin Maya Arad Yasur, »Der Kirschgarten« von Anton Tschechow oder auch das Weihnachtsfamilienstück »Sindbad der Seefahrer« werden helfen, aus anderen Zeiten und Kulturen heraus einen Blick auf unser Hier und Jetzt zu werfen.

Mit »Nach vor, nach Süden« nach Sarah Jäger im Jungen Theater und »Die Donaupronzessin« von Georg Ringsgwandl im Salon3 stehen auch zwei Uraufführungen im Programm.

Den gesamten Spielplan finden Sie im Anhang und unter www.theater-heilbronn.de

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