Mehr als ein Jahr nach Beginn des Ukrainekriegs unterstützt eine Mehrheit der Deutschen die Sanktionen gegen Russland. Nach einer neuen repräsentativen IW-Umfrage sprechen sich 71 Prozent der Deutschen dafür aus, die bestehende Sanktionspolitik beizubehalten oder sogar zu verschärfen. In Ostdeutschland fällt die Zustimmung geringer aus, mit 56 Prozent befürwortet aber auch hier eine Mehrheit die bisherige Politik. Im Westen sind es 73 Prozent.
Unterschiede gibt es zwischen den Partei-Anhängern:
- 66 Prozent der AfD-Anhänger lehnen die Sanktionen ab.
- Die Linkspartei zeigt sich geographisch stark gespalten: Während in Westdeutschland die Gegner mit rund 40 Prozent in der Minderheit sind, wollen in den neuen Bundesländern 58 Prozent die Sanktionen abschwächen.
- Mit 90 Prozent fällt die Unterstützung unter Anhängern der Grünen am höchsten aus, mit 85 und 80 Prozent sind auch in SPD und Union die Befürworter deutlich in der Überzahl.
- Unter den Regierungsparteien sehen FDP-Anhänger die Sanktionen am kritischsten: 26 Prozent möchten die Sanktionen abschwächen.
Mehrheit vermutet größere Schäden für Deutschland
84 Prozent gehen davon aus, dass die Sanktionen ihren Zweck erfüllen – und sie der russischen Wirtschaft schaden. Allerdings glauben gleichzeitig 72,5 Prozent, dass die eingefrorenen Handelsbeziehungen der deutschen Wirtschaft mehr schaden als der russischen. Nur eine Minderheit rechnet mit einer Verbesserung der Beziehungen: 86 Prozent halten Russland auch in den nächsten zehn Jahren für keinen verlässlichen Handelspartner.„Trotz Schäden im eigenen Land sind die meisten Deutschen weiterhin bereit, die Sanktionen mitzutragen“, sagt IW-Ökonom Matthias Diermeier. Ausgenommen davon seien AfD-Anhänger und die ostdeutschen Anhänger der Linkspartei. „Diese Sanktionsgegner lassen sich selbst mit weiteren Entlastungen kaum umstimmen“, ergänzt Studienautorin Melinda Fremerey. Und das, obwohl diese Gruppe die größten wirtschaftlichen Sorgen äußere.
Zur Methodik: Die Auswertungen basieren auf der IW-Personenbefragung aus dem Frühjahr 2023. Im Zeitraum vom 27. Februar 2023 bis zum 6. März 2023 wurden im Auftrag des Instituts der deutschen Wirtschaft über das Online-Access-Panel von respondi&Bilendi 4.899 Menschen ab 18 Jahren in Deutschland im Rahmen einer Mehrthemen-Umfrage online befragt.
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