In Deutschland wird wieder mehr geraucht: Vor der Corona-Pandemie konsumierte etwa ein Viertel aller Erwachsenen Tabakprodukte – heute ist es mehr als ein Drittel. „Dieser Anstieg ist angesichts der immensen gesundheitlichen Folgen des Rauchens wirklich besorgniserregend“, sagt Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe. „Tabakkonsum verursacht neben Lungenkrebs zwölf weitere Krebsarten und verkürzt die Lebenserwartung um etwa zehn Jahre.“
„Während die Tabakwerbung in Deutschland immer weiter eingeschränkt wird, erscheinen speziell in deutschen Filmproduktionen Rauchszenen immer häufiger“, kritisiert Professor Dr. Reiner Hanewinkel, Leiter des Instituts für Therapie- und Gesundheitsforschung, IFT-Nord in Kiel. „Dies gilt auch für Kinder- und Jugendproduktionen, also Filme ohne Altersbegrenzung. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist es belegt, dass Jugendliche, die häufig Filme mit rauchenden Stars sehen, später selbst eher zur Zigarette greifen.“
Die 2022 und 2023 in der Kategorie „Besucherstärkster Film“ mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichneten Produktionen „Die Schule der magischen Tiere 1 und 2“ zeigen, dass es auch rauchfrei geht. Auf der Wintersteinschule gibt es ein magisches Geheimnis. Mit etwas Glück finden die Schülerinnen und Schüler dort den besten Freund, den man sich vorstellen kann: ein sprechendes Tier – und schon geht das Abenteuer los. Die Handlung basiert auf der vielfach prämierten gleichnamigen Buchreihe der Autorin Margit Auer.
„Wir freuen uns sehr über die Auszeichnung mit dem Rauchfrei-Siegel und bedanken uns für die tolle Arbeit der Deutschen Krebshilfe und des ABNR. Wir hoffen, dass der Tabakkonsum bei den jungen Leuten sinkt und diese Entwicklung von der deutschen Politik unterstützt wird“, so die Produzentinnen Alexandra und Meike Kordes von Kordes & Kordes Film Süd GmbH.
Rauchfreie Familienfilme sind noch immer nicht selbstverständlich. „Von insgesamt 34 Filmen, die in den letzten acht Jahren ohne Altersbeschränkung für den Deutschen Filmpreis nominiert waren, gab es nur sieben Filme, in denen nicht geraucht wurde“, so Hanewinkel. „Rauchszenen in Filmen erwecken den falschen Eindruck, dass Rauchen zum Alltag gehöre und ‚in‘ sei“, sagt Professor Dr. Wulf Pankow, Vorstandsmitglied des ABNR. „Andererseits wird dadurch indirekt für ein Produkt Werbung gemacht, für das im Fernsehen und eingeschränkt auch im Kino nicht geworben werden darf.“ Das ABNR fordert daher, gemeinsam mit der WHO, ein Heraufsetzen der Altersfreigabe für Filme, in denen geraucht wird. Dies setzt allerdings eine Veränderung der FSK-Kriterien zur freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft voraus, anhand derer Filme bewertet werden. Bisher ist das Rauchen im Film in Deutschland kein feststehendes Kriterium für die FSK-Einstufungen.
Interessierte, die sich über das Rauchverhalten in aktuellen Filmen informieren möchten, erhalten unter www.rauchfreiefilme.de nähere Angaben. Analysiert werden Filme, die für den „Oscar“ und den Deutschen Filmpreis „Lola“ nominiert wurden, sowie „Tatort-“und „Polizeiruf 110-“ Produktionen. Die Internetseite wird vom Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung, IFT Nord, Kiel, betrieben.
Rauchen in deutschen Filmen
Eine Analyse von 160 ausgewerteten Filmen, die in den Jahren 2016 bis 2023 für den Deutschen Filmpreis nominiert waren, zeigt, dass in deutschen Filmproduktionen sehr häufig geraucht wird:
• Rauchszenen traten in 135 der insgesamt 160 ausgewerteten Filme auf.
• In 27 von 34 Filmen ohne jegliche Alterseinschränkung (FSK-0) wurde geraucht.
Das Aktionsbündnis Nichtrauchen e.V. (ABNR) ist ein Zusammenschluss von 18 bundesweit tätigen Gesundheitsorganisationen, die ihre politischen Aktivitäten im Bereich „Förderung des Nichtrauchens/Schutz vor den Gefahren des Passivrauchens“ bündeln. Vordringliches Ziel des ABNR ist es, Maßnahmen zur Eindämmung der Gesundheitsgefahren durch das Rauchen und Passivrauchen auf politischer Ebene anzuregen, zu fördern und zu begleiten. Dem Bündnis gehören folgende Organisationen an: Ärztlicher Arbeitskreis Rauchen und Gesundheit e.V., Bundesärztekammer, Bundeszahnärztekammer, Bündnis Kinder- und Jugendgesundheit e.V., Deutsche Gesellschaft für Angiologie – Gesellschaft für Gefäßmedizin e.V, Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.V., Deutsche Gesellschaft für Kardiologie e.V., Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V., Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V., Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. DGRh, Deutsche Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention e.V., Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V., Deutsche Herzstiftung e.V., Deutsche Krebsgesellschaft e.V., Deutsches Krebsforschungszentrum, Deutsche Lungenstiftung e.V., Deutsches Netz Rauchfreier Krankenhäuser & Gesundheitseinrichtungen und die Stiftung Deutsche Krebshilfe. Weitere Informationen bietet das Internet unter www.abnr.de.
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