Das Plakat-Motiv zeigt einerseits anklagende Tieraugen, die aufrütteln sollen, anderseits einen Multi-Organ-Chip, der beispielhaft auf sinnvolle, am Menschen orientierte Forschung verweist. Die Aussage „Tierversuche sind unmenschlich“ steht sowohl dafür, dass Tierversuche grausam und ethisch nicht zu rechtfertigen sind, als auch für die Tatsache, dass Tiere und Menschen sich zu stark unterscheiden und die Ergebnisse deswegen nicht übertragbar sind.
„Tierversuche geschehen noch immer im Verborgenen, und die Grausamkeiten sowie fatalen Folgen für Tiere und Menschen sind kaum bekannt. Zudem blockiert das Festhalten am System Tierversuch die leistungsstarke tierversuchsfreie Forschung“, so Dr. Corina Gericke, Vizevorsitzende von Ärzte gegen Tierversuche.
So wurde z. B. an der Universität Leipzig bei 60 Hamstern eine Tiefenhirnstimulation getestet, die seit Jahren bei Patienten mit Bewegungsstörungen etabliert ist, und es wird ein Tiefenhirnstimulationsgerät für Hamster gebaut. Die Hamster sind durch eine Genveränderung anfällig für neurologische Bewegungsstörungen. Diese sogenannte Dystonie wird durch ein „Stressprotokoll“ ausgelöst, indem die Tiere auf eine Waage gesetzt werden, eine Lösung in die Bauchhöhle gespritzt wird und sie in einen neuen Käfig gesetzt werden. Bis zu drei Stunden danach entwickeln sich unterschiedlich schwere Bewegungsstörungen bis hin zu Verkrampfung des Körpers. Dann werden zwei Löcher in den Schädel der Tiere gebohrt, durch die Elektroden in das Gehirn eingeführt und mittels Schrauben und Zahnzement befestigt werden. Drei Tage später wird das „Stressprotokoll“ wiederholt mit oder ohne zuvor über die implantierten Elektroden durchgeführter Tiefenhirnstimulation. Schließlich werden alle Hamster getötet.
Weltweit boomt die tierversuchsfreie Forschung mit einer riesigen Bandbreite an fortschrittlichen Methoden. „Solche tierversuchsfreie Spitzenforschung, etwa mit aus menschlichen Zellen gezüchteten Mini-Organen und Multi-Organ-Chips, liefert im Gegensatz zum Tierversuch, sinnvolle, auf den Menschen übertragbare Resultate“, betont Dr. Gericke.
Wie innovativ die humanbasierte Forschung bereits ist, dokumentiert der Verein selbst: durch seine 2020 gestartete NAT-Database, einer weltweit einzigartigen Datenbank für tierversuchsfreie Forschungsmethoden. Sie zählt schon über 1.700 Einträge und erhielt drei Auszeichnungen, zuletzt den Niedersächsischen Landestierschutzpreis. Eine der Kernforderungen von Ärzte gegen Tierversuche ist ein konkreter Ausstiegsplan aus den überholten Tierversuchen.
Die Plakataktion hat 2022 bereits in acht deutschen Städten stattgefunden, mit Leipzig als erster Stadt in 2023 findet sie ihre Fortsetzung.
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Kampagne „Tierversuche sind unmenschlich“ >>
Quelle für das genannte Experiment: Paap M et al.: Deep brain stimulation by optimized stimulators in a phenotypic model of dystonia: effects of different frequencies. Neurobiology of Disease 2021; 147: 105163. doi: 10.1016/j.nbd.2020.105163
„Medizinischer Fortschritt ist wichtig – Tierversuche sind der falsche Weg!“ – Unter diesem Motto setzt sich Ärzte gegen Tierversuche e. V. seit 1979 für eine tierversuchsfreie Forschung ein, die auf dem Einsatz von modernen Methoden z.B. mit menschlichen Zellkulturen und Organchips sowie der Ursachenforschung und Vorbeugung von Krankheiten basiert. Ziel ist die Abschaffung aller Tierversuche und damit eine ethisch vertretbare, am Menschen orientierte Medizin – eine Wissenschaft, die durch moderne, tierversuchsfreie Testmethoden zu relevanten Ergebnissen gelangt.
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