Die aufschiebenden Bedingungen sind erfüllt.
Kebekus verweist auf die komplexe Gemengelage während der Verfahren sowie die Bedeutung einer Lösung, die in diesen von Unwägbarkeiten geprägten Zeiten alle Standorte und die Arbeitsplätze sichert, erläutert: „Uns stand zu Beginn des vorläufigen Verfahrens kein Betriebskapital zur Verfügung“, so Kebekus. „Wir benötigten demnach sehr schnell sehr viel Geld“.
In diesen Verfahren war ein außergewöhnlich hoher Verwaltungs- und Kommunikationsaufwand notwendig, um die Interessen der diversen Stakeholder zu moderieren und im Interesse der Gesamtgläubigerschaft unter einen Hut zu bringen. Dabei wird angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Verwerfungen längst nicht mehr für jedes insolvente Unternehmen eine kommerzielle Lösung gefunden.
„Scheitern war keine Option“, so Kebekus weiter. „Grundsätzlich bekundeten bereits im Herbst 2022 wesentliche Verfahrensbeteiligte, sie wollten mit Borgers weitermachen“. Zwar hatten alle Beteiligten ihr Eigeninteresse formuliert, die Unternehmensgruppe fortzuführen. Dennoch sei der Aufwand, „alle Fäden zusammenzuführen“, beispiellos hoch ausgefallen.
Zum guten Schluss, so Kebekus, hätten nicht zuletzt die Leistungen der Belegschaft einen strategischen Investor wie Autoneum überzeugt: „Sämtliche Störungen zu Beginn des vorläufigen Verfahrens haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf höchstem Niveau beseitigt“, erläutert Kebekus anerkennend. „Angesichts der Ausgangskonstellation ist es maßgeblich dieser engagierten Mannschaft zu verdanken, dass in der Produktion der Hauptkunden keine Bänder abgerissen sind“.
Die Borgers-Gruppe,1866 gegründet, beliefert sämtliche deutsche und diverse internationale Automobilhersteller mit textilen und schaumbasierten Ausstattungsteilen, welche diese in ihren Fahrzeugen verbauen. Zu den Kunden zählen fast alle führenden Automobilhersteller weltweit, die Borgers als System- und Entwicklungspartner bereits in einem sehr frühen Stadium in die Fahrzeugentwicklung einbinden.
Am 17. Oktober 2022 hatten Vorstand und Geschäftsführung des Automobilzulieferers beim zuständigen Amtsgericht für die Borgers SE & Co. KGaA, die Borgers Management SE, die Johann Borgers GmbH, die Johann Borgers Berlin GmbH sowie die Borgers Süd GmbH Antrag auf Eröffnung eines Regelinsolvenzverfahrens gestellt. Das Gericht bestellte Rechtsanwalt Dr. Frank Kebekus als vorläufigen Insolvenzverwalter.
Im Geschäftsjahr 2022 erwirtschaftete die Gruppe ohne die bereits im Sommer 2022 verkaufte Maschinenbausparte mit rund 1.800 Mitarbeitenden in Deutschland und knapp 2.700 Beschäftigten in den Tochtergesellschaften nach vorläufigen Berechnungen voraussichtlich einen Jahresumsatz von rund 700 Millionen Euro. Unmittelbar nach den Insolvenzanträgen im Herbst 2022 war noch ein Jahresumsatz von 650 Millionen Euro erwartet worden.
Unmittelbar nach Eröffnung der Insolvenzverfahren zu Jahresbeginn 2023 unterzeichneten Insolvenzverwalter Kebekus und Autoneum einen Kaufvertrag über die Vermögenswerte der Borgers-Gesellschaften in Deutschland sowie die Anteile an den Tochtergesellschaften in Frankreich, Polen, Schweden, Spanien, Tschechien, dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten. In Deutschland übernimmt Autoneum somit die Standorte Berlin (rund 284 Mitarbeitende), Bocholt (insgesamt rund 830 Mitarbeitende), Ellzee (rund 450 Mitarbeitende) und Krumbach (rund 290 Mitarbeitende).
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