Die Spielzeit 2023/24 an der Staatsoper Hannover

Von der Uraufführung über die Neubefragung bekannter Werke bis hin zum liebgewonnenen Klassiker, vom klassischen Sinfoniekonzert über selten gehörte Töne im Opernhaus hin bis zum brandneuen Format im Ballhof, vom alten Schinken über neue Kollaborationen bis hin zu neuen Orten – der Spielplan 2023/24 der Staatsoper Hannover, den Intendantin Laura Berman gemeinsam mit Generalmusikdirektor Stephan Zilias, dem Ballettdirektor Christian Blossfeld und Matthias Brandt, Leiter von Xchange (Opern-, Tanz- und Musikvermittlung), am Donnerstag vorgestellt haben, zeigt sich abwechslungsreich.

„Wir – Stephan Zilias, Christian Blossfeld und ich mit unseren Teams wie auch jede:r Künstler:in und Mitarbeiter:in der Staatsoper – sehen es als unsere Aufgabe, Theater- und Musikerlebnisse zu erschaffen, die möglichst viele unterschiedliche Menschen ansprechen und in dem besonderen kollektiven Moment zwischen Bühne und Publikum vereinen, sie sinnlich, emotional und gedanklich zu begeistern. Das ist die Essenz, die besondere Kraft unserer Arbeit. Und dafür brauchen wir jede:n Einzelne:n in ihrer, in seiner Einzigartigkeit – auf der Bühne, dahinter und davor. Dafür haben wir Ihnen für die Spielzeit 2023/24 ein vielfältiges Programm zusammengestellt, mit unterschiedlichsten Aufführungen und Formaten, mit Bekanntem und Unbekanntem,“ sagt Laura Berman.  Opern-Premieren Die Spielzeit eröffnet mit einer Neuproduktion von Richard Wagners Parsifal in einer Inszenierung von Thorleifur Örn Arnarsson mit Generalmusikdirektor Stephan Zilias am Pult (ab 24.9.). Arnarsson und sein Team befragen nicht nur das „Bühnenweihfestspiel“ aufs Neue, sondern begeben sich auch im Bereich Kostüm auf neue Wege: Erstmals werden Kostüme nicht nur klassisch entworfen und gefertigt, sondern ihre handwerkliche Produktion an Nachhaltigkeit gemessen – ein Vorhaben, das gemeinsam mit der Hochschule Hannover entwickelt und umgesetzt wird.

Mehrere Liebespaare der Literaturgeschichte sind in der Spielzeit 2023/24 vertreten. Ödön von Horváths Kasimir und Karoline kommen in einem neuen Musical von Jherek Bischoff als Glam-Rock-Oper für das 21. Jahrhundert in einer Inszenierung von Martin G. Berger auf die Bühne des Opernhauses (ab 8.12.). Einen weniger bekannten Blick auf die Tragödie von Romeo und Julia bietet Vincenzo Bellini in I Capuleti e i Montecchi in einer Inszenierung von Michael Talke (ab 11.11.). Bellini kam ohne Shakespeare aus und griff auf frühere Quellen des Stoffes zurück. Mit schneidend-süßen Arien geht die Story unter die Haut und zeigt exemplarisch, wie tief Musiktheater berühren kann. Unter der Musikalischen Leitung von Andrea Sanguineti wird die Produktion zum Ensemble-Showcase. Die Geschichte von Orpheus und Eurydike ist in dieser Spielzeit schon in der Monteverdi-Fassung zu erleben. Mit Christoph Willibald Glucks 150 Jahre später entstandener Oper Orfeo ed Euridice nähern sich in der nächsten Saison Regisseurin Lisaboa Houbrechts und Choreograf Diego Tortelli dem Stoff gemeinsam mit Opernensemble, Staatsopernchor und Staatsballett sowie Dirigent Benjamin Bayl auf neue Weise, die der tänzerischen Interpretation eine eigene ästhetische Ebene auf der Szene öffnet (ab 22.3.).Zwei Premieren der Saison beschäftigen sich mit den Grundfragen des Lebens. Aribert Reimanns Lear erzählt die Shakespeare-Tragödie zwischen Machtgeilheit und Misstrauen, Eifersucht und Narzissmus, familiären Zwängen und der Ernüchterung des Alters in monumentalen Klängen (ab 10.2.). Regisseur ist Joe Hill-Gibbins, dessen Inszenierung von Greek bereits in Hannover zu erleben war; Stephan Zilias dirigiert. Giuseppe Verdis Messa da Requiem wird in Hannover von Elisabeth Stöppler inszeniert – ihre dritte Arbeit hier nach Trionfo. Vier letzte Nächte und Mefistofele. Die szenische Bearbeitung der Totenmesse, die den Chor der Staatsoper ins Zentrum stellt, wird musikalisch geleitet von James Hendry (ab 31.5.).

Im Ballhof wird es zwei Neuproduktionen geben. In Turning Turandot befragen Olivia Hyunsin Kim, Composer in Residence in der Spielzeit 2022/23, und ihr Team Giacomo Puccinis Oper aus heutiger Perspektive (ab 4.11.). Ist sie romantisches Märchen oder brutale Abrechnung? Wie gehen wir mit männlichen Projektion vergangener Zeiten und den Exotismus-Fantasien heute um? Kritisch, humorvoll, aber stets respektvoll und in einer neuen musikalischen Bearbeitung setzen sie sich mit diesen und anderen Fragen, denen sich ein Großteil des Opernkanons heute stellen muss, am Beispiel von Turandot auseinander. Mit der Neuproduktion Wanda Walfisch für Kinder ab 6 Jahren kehrt Maria Kwaschik, Regisseurin der 2022 erfolgreich aufgeführten Instrumental-Komödie Pinocchios Abenteuer, zurück in den Ballhof und füllt die Bühne mit performenden Sänger:innen, Renaissancemusiker:innen und Tanz zum Thema Selbstbewusstsein.

Ballett-Premieren Das Staatsballett Hannover startet in seine erste Spielzeit unter der Leitung von Christian Blossfeld als Ballettdirektor. Als erste Premiere steht ein zweiteiliger Ballettabend mit Werken von Johann Inger auf dem Programm: Zeitlos (ab 13.10.). Nachdem Johan Inger bereits 2010 mit Walking Mad in Hannover zu Gast war, kehrt der renommierte Choreograf nun an die Staatsoper zurück, um seine gefeierten Stücke Tempus Fugit und I New Then mit der Compagnie zu präsentieren. Der Schwede Johan Inger hat bereits für viele renommierte Ballett- und Tanzkompanien auf der ganzen Welt gearbeitet. Die Choreografien in diesem Ballettabend kombinieren klassische Technik und zeitgenössische Bewegungen, gepaart mit einer warmherzigen, verspielten und emotionalen Darstellung menschlicher Beziehungen.

Der dreiteilige Abend Du bist so schön feiert die Vielfalt und Unterschiedlichkeit von Choreografinnen-Handschriften (ab 12.1.). Der Titel steht für die besonderen Momente, die uns berühren, faszinieren, Sehnsüchte auslösen oder vielleicht sogar für Bewunderung. Radikal meditativ, expressiv spielerisch oder als futuristische Tanzinstallation – die drei Choreografinnen Liliana Barros, Sharon Eyal und Aszure Barton laden dazu ein, unterschiedliche Konzepte von Schönheit zu entdecken, zu befragen und nicht zuletzt zu hinterfragen. Das Staatsballett freut sich sehr, eine so spannende Konstellation von Choreografinnen-Handschriften, die auch im Bühnentanz immer noch unterrepräsentiert sind, auf die Bühne zu bringen.

Mit Hokus & Pokus präsentiert das Staatsballett eine abendfüllende Neukreation für Kinder ab 8 Jahren und Erwachsene (ab 3.5.). In seiner charakteristischen Handschrift zwischen Groteske und mitreißender Opulenz erzählt Jeroen Verbruggen nicht zuletzt eine Parabel darüber, wie es sich anfühlt und auswirkt, heutzutage als anders betrachtet zu werden. Der Belgier ist für seine innovativen und unkonventionellen Tanzstücke bekannt, hat für viele renommierte Ballett- und Tanzkompanien weltweit gearbeitet und wurde vielfach ausgezeichnet. Seine Stücke zeichnen sich durch Humor, Ironie und überraschender Wendungen aus, die das Publikum in eine fantasievolle Welt entführen.

Konzert-Programm Von den Klassikern des Konzertrepertoires bis zur Musik der Gegenwart und einer Uraufführung: In der Konzert-Saison des Niedersächsischen Staatsorchesters Hannover stehen acht hochkarätige Sinfoniekonzerte an jeweils zwei Terminen auf dem Programm. Neben Generalmusikdirektor Stephan Zilias dirigieren Anna Rakitina, Roland Kluttig, Ainārs Rubiķis und Gemma New. Das Orchester begrüßt als Solist:innen Tine Thing Helseth, Liza Ferschtman, Pierre-Laurent Aimard, Asya Fateyeva, Sebastian Manz und aus den eigenen Reihen Min Suk Cho sowie die renommierte Videokünstlerin Akhila Krishnan, die im Rahmen der Reihe more than music die Uraufführung eines Werks von Hannah Kendall visuell-performativ gestaltet (14./15.4.). Die more than music-Reihe, die durch Unterstützung der Ernst von Siemens Musikstiftung und der Stiftung Staatsorchester Hannover realisiert werden kann, wird auch in der Spielzeit 2024/25 fortgesetzt.

Beim traditionellen Festkonzert zugunsten der Stiftung Staatsoper Hannover ist am 9. September Starsopranistin Elena Stikhina zu Gast. Wie auch beim Eröffnungskonzert am folgenden Tag präsentiert das Opernensemble einen musikalischen Vorgeschmack auf das Programm der Spielzeit. Weitere Konzert-Höhepunkte sind das Weihnachtskonzert in Herrenhausen sowie das traditionelle Neujahrskonzert.

Auch 2023/24 wird es die beliebte Kinderkonzert-Reihe geben. Die in der laufenden Spielzeit erfolgreich gestarteten Jugendkonzerte, bei denen das Orchester einen Teil des Sinfoniekonzert-Programms für Jugendliche von der 5. bis 8. Klasse, moderiert von Dirigent:innen und Solist:innen, präsentiert, werden ebenso an zwei Terminen fortgesetzt (27.11., 19.02.).

Neues und Bekanntes entdecken Ein weiteres neues Format zwischen Musiktheater und Konzert wird Colin Self, queere:r Künstler:in, Komponist:in und Performer:in, für den Ballhof entwickeln und damit wie Olivia Hyunsin Kim Rituale des Konzert- und Musiktheaterbetriebs hinterfragen. Mit BREAKING POINT findet die inklusive Produktion Zer-brech-lich von Alessandro Schiattarella eine Fortsetzung. Beide Produktionen werden im Rahmen des Jupiter-Programms der Kulturstiftung des Bundes gefördert und als Koproduktion mit dem Schauspiel Hannover und dem Festival Theaterformen und in Kooperation mit der Theaterakademie Hamburg konzipiert.

Die Reihe Stimmen, die in der ersten Spielzeit von Laura Berman mit Unterstützung der Stiftung Niedersachsen initiiert wurde, verschafft mit mindestens vier großen Konzerten im Opernhaus sowie weiteren Formaten Gesangstraditionen abseits des klassischen Operngesangs an der Staatsoper Gehör.

Das Internationale Opernstudio der Staatsoper wird nicht nur in den Aufführungen auf der Bühne des Opernhauses präsent sein, sondern sich unter anderem mit Konzerten und einer Reihe von hochkarätigen öffentlichen Meisterklassen, u. a. mit Sir Thomas Allen, vorstellen.

Das Repertoire bietet mit Werken von unter anderem Wolfgang Amadeus Mozart, Giuseppe Verdi, Gioacchino Rossini, Georges Bizet (in einer Bearbeitung von Marius Felix Lange) und Peter Tschaikowski sowie zwei Ballett-Wiederaufnahmen, unter anderem Marco Goeckes A Wilde Story, viele Gelegenheiten, die Werke und Inszenierungen selbst, aber auch das Ensemble neu zu entdecken. Im Ballhof werden erfolgreiche Produktionen dieser Spielzeit ebenfalls wiederaufgenommen, The Fall of the House of Usher und Pinocchios Abenteuer. Auch Zer-brech-lich (Premiere am 23.6.) kehrt auf den Spielplan zurück.

Der in diesem Winter nach langer Pause erfolgreich neu lancierte Opernball wird am 23. und 24. Februar 2024 wieder stattfinden. Das Motto wird Mitte Oktober mit dem Beginn des Vorverkaufs bekanntgegeben.

Xchange Xchange, die Opern-, Tanz- und Musik-Vermittlung an der Staatsoper Hannover, setzt ihre erfolgreiche Arbeit fort. Mit Workshops im sogenannten Städtoskoop, in Stadtteilzentren und Schulen vernetzt sich das Team noch stärker mit der Stadtgesellschaft und unterschiedlichen Communities. Neben den Education&Opera-Angeboten für Schulklassen und weitere Gruppen stehen generationsübergreifende Projekte im Fokus. Erfolgreiche partizipative Formate wie Open Stage sowie die Musiktheater- und Tanz-Gruppen für unterschiedliche Altersklassen werden ebenso weitergeführt wie das Projekt Tatort Oper, das Xchange gemeinsam mit der GFO (Gesellschaft der Freunde der Oper) durchführt. Mit Veranstaltungen wie dem Ballhof-Fest (16.9.) und der Konferenz der Kinder (28.1.), dem Kinderfest in der Oper, wird die Arbeit von Xchange auch an den etablierten Spielstätten der Staatsoper erlebbar.

Service Zur nächsten Spielzeit führen Staatsoper und Schauspiel Hannover eine Ermäßigung von 30% für alle Menschen unter 30 Jahren ein. Damit soll auch Berufsanfänger:innen und jungen Familien der Zugang zum Theater erleichtert werden. Außerdem setzen die Häuser die erfolgreiche Aktion Bring your friends bei ausgewählten Vorstellungsterminen fort: Zu jedem Vollpreisticket können bis zu fünf weitere Tickets zu je 10 Euro erworben werden.Tickets für die Spielzeit 2023/24 sind allgemein ab 28. Juni 2023 erhältlich. Abonnent:innen und Inhaber:innen der TheaterCards können vom exklusiven Vorverkauf ab 27. Juni profitieren. Am 7. Mai, 11 Uhr lädt die Staatsoper die Abonnent:innen, TheaterCards-Inhaber:innen und alle, die es werden wollen, zur traditionellen Spielzeitpräsentation mit Laura Berman und dem Ensemble ein.

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