Den Menschen ein Stück Lebensqualität schenken

Die Digitalisierung schreitet in großen Schritten voran. Auch im Handwerk haben neue Technologien längst Einzug gehalten und bringen viele Vorteile mit sich. Davon profitieren Orthopädietechnik-Mechaniker, die Orthesen und Prothesen viel genauer anpassen können, und auch die Kunden. „Das ist ein Beruf mit Zukunft“, sagt Orthopädietechnik-Meister Markus Piro, der in Villingen-Schwenningen ein Orthopädie- und Vital-Zentrum mit zwei Außenstellen betreibt.

Doch trotz spannender Einsatzgebiete sei es nahezu unmöglich, Auszubildende für die Handwerksberufe zu finden, bedauert Piro. „Bis vor fünf Jahren musste man sich keine Sorgen machen Azubis zu finden, doch mittlerweile ist das alles anders“, sagt er. Im vergangenen Jahr habe er die beiden Ausbildungsplätze zum Orthopädietechnik-Mechaniker und Orthopädieschuhmacher nicht besetzen können.

„Das Problem ist, dass die jungen Leute die Berufe des Handwerks nicht mehr kennen. Zudem lehnen viele das Handwerk auch ab“, sagt Piro. Und dafür liefert er auch gleich den Beweis. „Auszubildende für den Beruf des Bürokaufmanns haben wir genug, aber Handwerk ist offenbar nicht schick“, vermutet er.

Unterstützung in schwierigen Zeiten

Dabei hat ein Orthopädietechnik-Mechaniker oder eine -Mechanikerin ein abwechslungsreiches Arbeitsfeld. Der Beruf erfordert technisches Verständnis, handwerkliches Geschick und eine große Portion Einfühlungsvermögen. Denn die Kunden, die zum Orthopädie-Zentrum kommen, haben teilweise schwere Schicksalsschläge hinter sich. Die orthopädischen Hilfsmittel, die individuell auf den Kunden angepasst oder für ihn hergestellt werden, unterstützen bei der Behandlung. Das können Schienen sein, die Körperteile stützen, sogenannte Orthesen, oder künstliche Gliedmaßen, also Prothesen.

Die Hilfsmittel dienen der konservativen Behandlung von orthopädischen Problemen und Schäden, beispielsweise des Haltungs- und Bewegungsapparates, oder bei Gelenkfehlstellungen. Zudem fertigen Orthopädietechnik-Mechaniker auch Korsetts und Bandagen. Außerdem spielt die Beratung und Begleitung der Kunden eine wichtige Rolle. Wer also gerne mit und für Menschen arbeitet, der ist in dem Beruf genau richtig.

Die duale Ausbildung zur Orthopädietechnik-Mechanikerin dauert drei Jahre. Im Anschluss besteht die Möglichkeit einen Meisterabschluss zu machen, oder die Prüfung zum Betriebswirt. Zudem gibt es diverse Studiengänge, die auf dem erworbenen Wissen aufbauen, wie technische Orthopädie, Orthopädie-Ingenieur oder Orthobiontik, eine Kombination aus medizinischen, biomechanischen und ingenieurswissenschaftlichen Inhalten.

„Ein abwechslungsreicher Beruf“

Verschiedene Techniken, Materialien und Technologien kämen zum Einsatz und der Beruf sei anspruchsvoll, abwechslungsreich und mache viel Spaß, wirbt Markus Piro für seinen Beruf. Ihm ist es ein Anliegen, mehr Jugendliche für die Orthopädietechnik zu gewinnen und er hat dafür auch eine Idee. „Es wäre schön, mit allen Gesundheitsgewerken an die Schulen zu gehen, besonders an Schulen, an denen soziale Belange im Vordergrund stehen“, so Piro. Außerdem hält er Ausbildungsbotschafter für wichtig – Auszubildende in der Orthopädietechnik, die an den Schulen die Begeisterung für ihren Beruf weitergeben. Auch müssten sich die Gesundheitsgewerke verstärkt auf den zahlreichen Berufsmessen präsentieren.

Die Pandemie habe seine Branche schwer gebeutelt, weil es weniger Operationen gab, berichtet der Handwerksmeister. Doch mittlerweile liefe das Geschäft wieder so wie vor der Pandemie.

Patienten mit Innovationen helfen

Wichtig ist Markus Piro, dass Jugendliche die Berufe Orthopädietechnik-Mechaniker und Orthopädieschuhmacher als Zukunftsberufe sehen, in denen die Digitalisierung weit vorangeschritten ist und es permanent Innovationen bei Material und Technik gibt. „Wir scannen inzwischen und machen keine Gipsabdrücke mehr“, nennt er ein Beispiel. „Und wir brauchen die jungen Leute, da sie sich mit der neuen Technik meist viel besser auskennen.“ Der Umgang damit sei für sie selbstverständlicher.

„Orthopädietechnik-Mechaniker ist ein toller Beruf, der sich stetig weiterentwickelt. Manche Kunden, die von Geburt an eine Fehlstellung oder fehlende Gliedmaßen haben, die begleiten wir ein ganzes Leben. Hinter 100 Prothesen stehen 100 verschiedene Geschichten von Menschen“, schildert Piro. Die schönste Bestätigung der Arbeit sei es, wenn die Kunden lächelnd hinausgehen. „Wir geben ihnen ein Stück Lebensqualität zurück.“

Info: KI und Orthopädietechnik

Bei den Paralympischen Spielen zeigt sich alle vier Jahre, wie Prothesen Menschen unterstützen, ihr Ziele trotz einer Einschränkung zu erreichen. Doch nicht nur Hochleistungsportler profitieren von den Innovationen in der Orthopädietechnik. Künstliche Intelligenz (KI) und Orthobionik machen die künstlichen Körperteile für Betroffene unersetzlich. Auch eine Verbindung zwischen Prothese und dem Nervensystem ist möglich. An der Universität Erlangen wird beispielsweise an einer Prothese geforscht, der Patienten mit Hilfe von KI Bewegungen selbst beibringen können. Die Muskelregungen werden dabei in elektrische Impulse umgewandelt, die die Prothese bewegen.

Alle Teile der Serie über Gesundheitshandwerke finden Sie unter:

https://www.hwk-konstanz.de/gesundheit

Über Handwerkskammer Konstanz

Das Handwerk ist mit seinen vielen kleinen und mittleren Betrieben das Herz der deutschen Wirtschaft. Zum Bezirk der Handwerkskammer Konstanz, der die Landkreise Konstanz, Schwarzwald-Baar, Tuttlingen, Rottweil und Waldshut umfasst, gehören annähernd 13.000 Handwerksunternehmen mit etwa 70.000 Beschäftigten und über 4.000 Auszubildenden.

Die Handwerkskammer vertritt nicht nur die Interessen ihrer Mitglieder, sondern bietet ihnen auch eine umfassende Beratung an, etwa zur Fachkräftesicherung, Aus- und Weiterbildung, Betriebswirtschaft, Unternehmensführung, Recht, Umweltschutz und Technologie.

Außerdem ist die Handwerkskammer ein großer Bildungsanbieter mit Bildungsakademien in Singen, Rottweil und Waldshut sowie der gemeinsam mit der IHK betriebenen Beruflichen Bildungsstätte in Tuttlingen.

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