Akkuzugbetrieb im Bayerischen Wald technisch möglich, aber aufwendig

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– Gutachten zeigt: Für Einsatz von E-Zügen mit Akkus sind Infrastruktur-Investitionen von über 30 Millionen Euro nötig 
– Zweiter Teil des Gutachtens untersucht nun Einsatz von Wasserstoffzügen und Auswirkungen von möglicher Streckenelektrifizierung in Tschechien

Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG), die den Regional- und S-Bahn-Verkehr in Bayern im Auftrag des Freistaats plant, finanziert und kontrolliert, hat heute ein Gutachten der TU Dresden veröffentlicht, das im Auftrag des Freistaats perspektivisch den Einsatz von Akku-Hybridfahrzeugen im Bayerischen Wald geprüft hat. Derzeit fahren hier Dieselzüge. Die Quintessenz der Untersuchung lautet, dass ein solcher Umstieg zwar machbar ist, jedoch erhebliche Infrastrukturinvestitionen und einen Zeitvorlauf von mindestens zehn Jahren benötigt.

Akku-Hybridfahrzeuge sind Züge mit elektrischem Antrieb, die von einer Oberleitung Strom beziehen und damit Akkus aufladen, mit denen sie anschließend auch auf nichtelektrifizierten Strecken fahren können. Das Gutachten untersuchte das Netz Bayerwald mit der Hauptlinie von Plattling über Deggendorf und Zwiesel nach Bayerisch Eisenstein und optionaler Verlängerung ins tschechische Klatovy (RB 35) sowie sämtliche Linien, die davon abzweigen: Zwiesel – Grafenau (RB 36) und Zwiesel – Bodenmais (RB 37). Der Freistaat beabsichtigt, bei der nächsten Vergabe dieser Linien nur noch Neufahrzeuge zuzulassen, deren Betrieb CO2-neutral ist. Diese neuen Fahrzeuge sollen voraussichtlich ab Ende 2034 zum Einsatz kommen, wenn der bis dahin gültige Verkehrsvertrag mit der Länderbahn ausläuft. Vorsorglich wurde auch die Linie Gotteszell – Viechtach (RB 38) mitbetrachtet, auf der aktuell ein Probebetrieb läuft.

„Wir wollen bis spätestens 2040 den gesamten Regionalverkehr in Bayern emissionsfrei fahren – auch im Bayerwald. Nachdem die Strecken dort mittelfristig sicher nicht komplett elektrifiziert werden können, schauen wir uns rechtzeitig nach Alternativen um“, sagt Bayerns Verkehrsminister und BEG-Aufsichtsratsvorsitzender Christian Bernreiter. „Die Ergebnisse der Studie sind eine erste wichtige Entscheidungsgrundlage. Sie sind ehrlich gesagt aber auch etwas ernüchternd hinsichtlich des Zeit- und Kostenaufwands. Daher wollen wir noch weitere Möglichkeiten detailliert untersuchen.“ „Bereits heute ist der Zugverkehr dem Auto in puncto Klimaschutz haushoch überlegen. Dennoch möchten wir diesen Vorteil weiter ausbauen und den Regionalverkehr komplett klimaneutral machen“, sagt Thomas Prechtl, Sprecher der Geschäftsführung der BEG. „Welche Antriebstechnik am besten geeignet ist, hängt maßgeblich von der Schieneninfrastruktur ab, eine Patentlösung für ganz Bayern gibt es nicht. Deshalb schauen wir uns jede einzelne Strecke ganz genau an.“

Die Gutachter kommen zum Ergebnis, dass die Umstellung auf Akku-Hybridfahrzeuge im Netz Bayerwald technisch möglich ist. Allerdings sind dafür umfangreiche Infrastrukturmaßnahmen erforderlich, deren Kosten aktuell auf mindestens 32 Millionen Euro beziffert werden. Darin nicht enthalten sind jene Streckeninvestitionen, die notwendig sind, um die zulässige Achslast zu erhöhen. Ohne diese Investitionen sind perspektivisch keine neuen, schwereren Neufahrzeuge möglich – unabhängig von der jeweiligen Antriebsart.

Hauptgrund für die hohen Kosten im Gutachten sind sogenannte Oberleitungsinseln. Das sind kurze Streckenabschnitte, die mit einer Oberleitung ausgestattet werden müssen, um den Zügen das Aufladen der Akkus zu ermöglichen. Aktuell ist der Bahnhof Plattling die einzige Stelle im Netz Bayerwald, an der bereits eine Oberleitung existiert. Laut den Gutachtern müssten für einen flächendeckenden Akkubetrieb im Bayerischen Wald zusätzlich folgende Oberleitungsinseln gebaut werden: in den Bahnhöfen Viechtach und Grafenau sowie auf einem rund zehn Kilometer langen Streckenabschnitt von Bettmannsäge über Zwiesel bis Ludwigsthal. Für die Oberleitungsinseln wären zeitaufwendige Planfeststellungsverfahren erforderlich. Deshalb rechnen die Gutachter auch damit, dass die notwendigen Infrastrukturmaßnahmen frühestens bis Ende 2034 realisierbar wären.

Die BEG wird noch einen zweiten Teil des Gutachtens für das Netz Bayerwald bei der TU Dresden in Auftrag geben. Es soll zum einen den alternativen Einsatz von Wasserstoff-Fahrzeugen im Bayerischen Wald untersuchen. Zum anderen soll es die Ergebnisse zu Akku-Hybridfahrzeugen auf den neuesten Stand bringen. Von tschechischer Seite wird nämlich die Elektrifizierung des Streckenabschnitts von Klatovy bis zur Grenze geprüft. Dies könnte den Aufwand für die auf deutscher Seite notwendigen Oberleitungsinseln verringern, da es dann mit dem Grenzbahnhof Bayerisch Eisenstein eine weitere Station mit Oberleitung im Netz Bayerwald geben würde. Zudem ließe sich eine umsteigefreie Verbindung von Plattling bis Klatovy möglicherweise leichter realisieren. Die Ergebnisse des erweiterten Gutachtens werden im Laufe des Jahres erwartet. Auf dieser Basis wird der Freistaat dann über die künftige Antriebstechnik der Regionalzüge im Bayerischen Wald entscheiden.

Parallel zum zweiten Teil des Gutachtens versucht das Bayerische Verkehrsministerium in Verhandlungen mit der DB Netz AG eine Lösung zu finden, wie das zulässige Höchstgewicht von Zügen auf den Strecken im Bayerischen Wald erhöht werden kann. Damit dort ab Mitte der 2030er-Jahre überhaupt Neufahrzeuge fahren können, müssen die Strecken zuvor ertüchtigt werden, da die derzeit erlaubte Achslast nur von älteren Gebrauchtfahrzeugen unterschritten wird.

Der erste Teil des Gutachtens steht hier zum Download zur Verfügung: www.beg.bahnland-bayern.de/gutachten-bayerwald

Über die Bayerische Eisenbahngesellschaft mbH

Die Bayerische Eisenbahngesellschaft ist ein Unternehmen des Freistaats Bayern. Im Auftrag des Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr plant, finanziert und kontrolliert die BEG den Regional- und S-Bahn-Verkehr in Bayern. Zu den wesentlichen Aufgaben der BEG gehören dabei die Konzeption und Verbesserung von Fahrplänen sowie die Qualitätssicherung. Die Aufträge für Verkehrsleistungen werden in Wettbewerbsverfahren vergeben. Den Zuschlag erhält jeweils das Verkehrsunternehmen, welches das insgesamt wirtschaftlichste, also das qualitativ und preislich beste Angebot abgibt. Als Folge des Wettbewerbs zwischen den Eisenbahnverkehrsunternehmen konnte die BEG in den letzten Jahren nicht nur das Fahrplanangebot, sondern auch Qualitätsmerkmale wie Komfort und Fahrgastinformation ständig verbessern. Große Erfolge waren unter anderem die Einführung des Bayern-Takts – ein Stundentakt für fast ganz Bayern – sowie des Bayern-Tickets.

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