Weiterbildung: zu wenig kommt bei Mitarbeitenden an

Betriebliche Weiterbildung wird aktuell immer mehr zum Werkzeug, um Arbeitgeber attraktiver zu machen. Die neue Rolle kollidiert jedoch mit Strategie- und Kommunikationsdefiziten sowie mit dem traditionellen Selbstverständnis des HR-Managements als Partner der Führungskräfte: Mitarbeitende werden so zu Stiefkindern von Learning & Development. Das ist ein Ergebnis des Learning & Development Monitor 2023, für den das Unternehmen Studytube 2.050 HR-Professionals, Führungskräfte & Mitarbeitende befragt hat. 

Lernen und Weiterbildung stehen in enger Verbindung zur Situation auf den enger werdenden Arbeitsmärkten. 73% der befragten HR-Verantwortlichen stimmen dem Statement zu „Wenn wir nicht in Weiterbildung und berufliche Weiterentwicklung investieren, dann können wir die benötigten Talente nicht für uns gewinnen und an uns binden.“ 43% der HR-Verantwortlichen finden allerdings, in ihrem Betrieb werde zu wenig Zeit in Schulung und Entwicklung investiert. Nur 44% der HR-Verantwortlichen berichten, dass in ihren Unternehmen Mitarbeitenden ein Tag pro Monat für Weiterbildung zur Verfügung steht.

Das Weiterbildungsparadoxon

Die Talente haben zum Teil eigene Motive, um an Weiterbildungsangeboten teilzunehmen: Zwar tun dies 47% der Führungskräfte und 45% der Mitarbeitenden, damit sie ihre Funktion besser ausüben zu können. 35% der Führungskräfte und 34% der Mitarbeitenden bilden sich weiter, um für den Arbeitgeber attraktiv zu bleiben. 39% der Führungskräfte beschäftigen sich jedoch mit der eigenen Weiterbildung, um ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern, bei den Mitarbeitenden ohne Führungsverantwortung sind es 32%. Hier zeigt sich ein Paradoxon: Weiterbildung soll Mitarbeitende binden, vier von zehn Führungskräften und ein Drittel der Mitarbeitenden nimmt aber an entsprechenden Maßnahmen teil, um die Chancen auf dem externen Arbeitsmarkt zu verbessern. 

Kopflose Weiterbildung

Im Hinblick auf die L&D-Strategie und deren Verankerung in der Organisation zeigt die Studie deutliche Defizite: Jedes fünfte Unternehmen kommt nach Angaben der HR-Verantwortlichen ohne klare Strategie aus. Zudem ist die Verbindung von L&D-Strategie und Businesszielen schwach. In nur 28% der Unternehmen sind die Weiterbildungsziele eindeutig an die Unternehmensziele gebunden. Nur 54% der Führungskräfte und 40% der Mitarbeitenden ohne Führungsverantwortung verfügen über konkrete Lern- und Entwicklungsziele. 

Versickernde Budgets
L&D hat neben strategischen Defiziten auch ein Umsetzungsproblem: 92% der HR-Verantwortlichen geben an, dass es in ihrem Unternehmen ein L&D-Budget gibt. Das passt nur bedingt zur Wahrnehmung der Mitarbeitenden. Nur 62% von ihnen ist bekannt, dass es ein solches Budget gibt. 

Aktuell versickert das Budget auf dem langen Kommunikationsweg durch die hierarchische Kaskade. 

Mitarbeitende ohne Führungsverantwortung im toten Winkel 

59% der Führungskräfte werden mindestens einmal im Quartal auf das Thema „Learning & Development“ aufmerksam gemacht. Bei den Mitarbeitenden ohne Führungsverantwortung sind es 29%. Führungskräfte haben im zurückliegenden Jahr im Durchschnitt 2,5-mal an kurzen Lehrgängen oder Kursen teilgenommen, Mitarbeitende 1,9-mal. Führungskräfte nehmen im Schnitt an einem längeren Ausbildungsgang pro Jahr teil, bei den Mitarbeitenden ist das im Durchschnitt 0,2 (=alle fünf Jahre einer). Coaching kommt mehr als dreimal so häufig bei Führungskräften wie bei Mitarbeitenden ohne Führungsverantwortung vor. 

Konflikt zwischen traditionellem Selbstverständnis und aktuellen Zielen

Unserer Studie zufolge sind Mitarbeitende ohne Führungsverantwortung aktuell noch Stiefkinder der L&D-Verantwortlichen. Im Kontext des strategischen Ziels von L&D, Mitarbeitende zu gewinnen und zu binden, könnte sich das traditionelle Selbstverständnis rächen, demzufolge sich die entsprechenden Verantwortlichen hauptsächlich als Berater und Partner für Führungskräfte verstehen. In den Niederlanden stehen Mitarbeitende und deren Weiterbildungsbedürfnisse wie Potenziale weitaus stärker im direkten Fokus betrieblicher Weiterbildung. In dem Maße, indem alle Mitarbeitenden stärker in den Fokus betrieblicher Weiterbildung rücken, wird es wichtiger, ihnen L&D-Angebote direkt verfügbar zu machen und sie regelmäßig darüber zu informieren. 

Über den Studytube Learning & Development Monitor
Schon seit 2020 untersucht Studytube mit dem Learning & Development Monitor in den Niederlanden aktuelle Trends und Schwerpunktthemen beim beruflichen Lernen und in der beruflichen Weiterentwicklung. 2023 erscheint zum ersten Mal eine deutsche Version. Für die Deutschland-Ausgabe hat das Marktforschungsinstitut Bilendi 693 HR-Verantwortliche (L&D-Manager und andere), 452 Führungskräfte sowie 905 Mitarbeitende aus Organisationen mit über 200 Mitarbeitenden online befragt.

Der erste Teil des Learning & Development Monitor 2023 erscheint Ende Februar und kann ab sofort kostenlos auf der Website von Studytube bestellt werden: https://www.studytube.de/lp/anmeldung-studytube-ld-monitor-2023 

Über die Studytube DACH GmbH

Studytube wurde 2010 in den Niederlanden gegründet. Inzwischen ist das Unternehmen nicht nur europaweiter Marktführer, sondern auch die am schnellsten wachsende Lernplattform in Europa. In den letzten vier Jahren landete Studytube regelmäßig unter den Deloitte-Tech-Fast-50. Für Studytube ist die digitale Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitenden ein wichtiger Bestandteil für Unternehmen, um zukunftsorientiert und wettbewerbsfähig zu bleiben. Jeden Tag nutzen über 250 Unternehmen und mehr als 500.000 Arbeitnehmende die Plattform, um ihr volles Potenzial auszuschöpfen. www.studytube.de

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