In der XARENO-Studie war Xarelto (Rivaroxaban) bei Patienten mit nicht valvulärem Vorhofflimmern (nvVHF) und fortgeschrittener chronischer Nierenerkrankung (CKD) im Vergleich zu Vitamin-K-Antagonisten (VKA) mit einem verringerten Risiko für klinisch relevante Nierenkomplikationen assoziiert. Die Gesamtsterblichkeit war ebenfalls reduziert; keine Unterschiede zwischen beiden Gruppen zeigten sich bei dem zusammengesetzten Endpunkt des klinischen Nettonutzens. Die abschließenden Studienergebnisse wurden jetzt auf der 72. Fachtagung des American Congress of Cardiology zusammen mit dem World Congress of Cardiology (ACC.23/WCC) vorgestellt. Die ersten Daten der XARENO-Studie, die einen Zusammenhang zwischen Xarelto und einem potenziell geringeren Risiko für Nierenkomplikationen im Vergleich zu VKA hinwiesen, waren bereits ein Jahr zuvor auf dem ACC.22 vorgestellt worden.
„Frühere Studien zur Schlaganfallprävention mit NOAKs gegenüber VKA bei nicht valvulärem Vorhofflimmern haben Patienten mit fortgeschrittener chronischer Nierenerkrankung ausgeschlossen. Daher waren die klinischen Auswirkungen von NOAK im Vergleich zu VKA bei dieser Patientengruppe unbekannt. Die Ergebnisse der XARENO-Studie liefern wichtige Erkenntnisse, die Ärzten bei der Behandlung von Patienten mit nvVHF und chronischer Nierenerkrankung helfen und das Risiko der Patienten, ein Nierenversagen zu erleiden, verringern können", sagte Reinhold Kreutz, Professor für Klinische Pharmakologie an der Charité – Universitätsmedizin Berlin.
XARENO ist die erste prospektive Beobachtungsstudie, die die Wirksamkeit und Sicherheit eines NOAC im Vergleich zu VKA bei der Behandlung von Patienten mit nvVHF und fortgeschrittener CKD (geschätzten glomerulären Filtrationsraten (eGFR) zwischen 15 und 49 ml/min pro 1,73 m2) untersuchte. Einer Verschlechterung der Nierenfunktion vorzubeugen ist – über die Schlaganfallprophylaxe hinaus – ein wichtiger therapeutischer Aspekt bei der Auswahl eines oralen Antikoagulans bei Patienten mit nvVHF. Die XARENO-Studie wurde durchgeführt, um die Wirksamkeit und Sicherheit von Xarelto im Vergleich zu VKA bei dieser gefährdeten Patientengruppe mit nvVHF und CKD in der klinischen Praxis zu untersuchen.
Die Studie ergänzt die in der randomisierten kontrollierten Phase-III-Studie ROCKET-AF gewonnenen Erkenntnisse und unterstützt die Anwendung von Xarelto in dieser Patientengruppe, darunter auch die umsichtige Anwendung bei Patienten mit CKD-Stadium 4 (für Patienten mit einer Kreatinin-Clearance unter 15ml/min ist die Anwendung von Xarelto nicht empfohlen). In Übereinstimmung mit früher erhobenen Daten, die auf verschiedene Vorteile von Xarelto gegenüber VKA in Bezug auf die Nierenfunktion hindeuteten, weist auch die XARENO-Studie darauf hin, dass Xarelto im Vergleich zu VKA mit einem reduzierten Risiko für eine Progression der chronischen Nierenerkrankung zum CKD-Stadium 5 oder für die Einleitung einer dauerhaften Nierenersatztherapie verbunden war. Mit XARENO und früheren Studien wie ANTENNA[1] ist Xarelto das einzige NOAK, das eine so umfassende Evidenz für die Verringerung von Nierenschädigungen im Vergleich zu VKA vorweist.
Über XARENO
Die XARENO-Studie (XA inhibition in RENal patients with non-valvular atrial fibrillation Observational registry) war eine prospektive, nicht-interventionelle, internationale, multizentrische Register-Studie, in der nvVHF-Patienten mit CKD in fünf europäischen Ländern eingeschlossen wurden.
Für die Teilnahme kamen nvVHF-Patienten, die mit Xarelto oder VKA behandelt wurden und eine geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR) zwischen 15 und 49 ml/min pro 1,73 m2 aufwiesen, in Frage. Die Studienpopulation umfasste 764 Patienten in der Xarelto-Gruppe und 691 in der VKA-Gruppe.
Patienten, die nach Ermessen der behandelnden Ärzte keine Antikoagulation erhielten, wurden für eine explorative Analyse ebenfalls eingeschlossen. Die vorab festgelegte Nachbeobachtungszeit betrug mindestens 12 Monate, mit einer geplanten, verlängerten Datenerfassungszeit von einem bis zu zwei zusätzlichen Jahren. Zum Vergleich der Xarelto- und VKA-Gruppen wurde eine Propensity-Score-überlappungsgewichtete Cox-Regression verwendet.
Nach einer Nachbeobachtungszeit von im Median 2,1 Jahren zeigte die Studie, dass unerwünschte Nierenkomplikationen in der Xarelto-Gruppe 8,3 mal in 100 Patientenjahren aufgetreten waren und 12,7 mal im VKA-Arm der Studie (Konfidenzintervall [KI] 95%; 0,43 bis 0,88, HR= 0,62). Unerwünschte Nierenkomplikationen waren definiert als eine Abnahme der glomerulären Filtrationsrate auf unter 15 ml/min pro 1,73 m2, der Notwendigkeit einer dauerhaften Nierenersatztherapie oder dem Auftreten eines akuten Nierenversagens.
Die Häufigkeit von Ereignissen, die den klinischen Gesamtnutzen ausmachten – eine Kombination aus Schlaganfall oder systemischer Embolie, schweren Blutungen, Herzinfarkt, akutem Koronarsyndrom oder kardiovaskulärem Tod – betrug 13,8 in 100 Patientenjahren in der Rivaroxaban-Gruppe und 13,6 in der VKA-Gruppe (KI 95%; 0,72 bis 1,31, HR=0,97). Die Sterblichkeitsrate (alle Todesursachen) betrug 17,6 in 100 Patientenjahren in der Rivaroxaban-Gruppe und 21,9 in der VKA-Gruppe (KI 95 %; 0,59 bis 0,98, HR=0,76).
Über Vorhofflimmern (VHF) und chronische Nierenerkrankung (CKD)
VHF ist die häufigste anhaltende Herzrhythmusstörung. Bei Vorhofflimmern ziehen sich die oberen Herzkammern (Vorhöfe) unregelmäßig zusammen. Infolgedessen fließt das Blut nicht richtig, wodurch sich möglicherweise Blutgerinnsel bilden können. Diese Blutgerinnsel können sich lösen und zum Gehirn wandern, was zu einem Schlaganfall führen kann. Patienten mit Vorhofflimmern haben ein bis zu 5-mal höheres Schlaganfallrisiko als Patienten ohne Vorhofflimmern. Vorhofflimmern ist häufig mit Komorbiditäten einschließlich CKD verbunden.
Es wird geschätzt, dass 15-20 % der Menschen mit Vorhofflimmern auch an CKD leiden. CDK ist eine häufige und potenziell tödliche Erkrankung, die weithin unterschätzt wird. Die Krankheit kann unerkannt und unberechenbar voranschreiten, und viele Symptome treten erst auf, wenn sie weit fortgeschritten ist. CKD ist eine der häufigsten Komplikationen bei Diabetes und ein unabhängiger Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Frühere Studien haben gezeigt, dass Patienten mit Vorhofflimmern und eingeschränkter Nierenfunktion einem höheren Blutungs- und Schlaganfallrisiko ausgesetzt sind. Es ist auch wahrscheinlicher, dass sie weniger mit oralen Antikoagulanzien behandelt werden als Menschen mit normaler Nierenfunktion.
Über Rivaroxaban (Xarelto®)
Rivaroxaban ist unter den nicht Vitamin-K-abhängigen oralen Antikoagulantien (NOAK) das Medikament mit den meisten zugelassenen Indikationen. Rivaroxaban wird unter dem Markennamen Xarelto vermarktet. Im Bereich der venösen und arteriellen Thromboembolien (VAT) ist Xarelto in der EU in folgenden Indikationen zugelassen:
- Zur Prävention von Schlaganfällen und systemischen Embolien bei erwachsenen Patienten mit nichtvalvulärem Vorhofflimmern und einem oder mehreren Risikofaktoren
- Zur Behandlung von Lungenembolien (LE)
- bei Erwachsenen
- Zur Behandlung von tiefen Venenthrombosen (TVT) bei Erwachsenen
- Zur Prävention wiederkehrender LE und TVT bei Erwachsenen
- Zur Prävention von venösen Thromboembolien bei erwachsenen Patienten nach elektiver Hüftgelenksersatzoperation
- Zur Prävention von venösen Thromboembolien bei erwachsenen Patienten nach elektiver Kniegelenksersatzoperation
- Zur Prävention atherothrombotischer Ereignisse (kardiovaskuläre Sterblichkeit, Myokardinfarkt oder Schlaganfall) nach akutem Koronarsyndrom bei Patienten mit erhöhten kardialen Biomarkern ohne vorherigen Schlaganfall oder vorübergehende ischämische Attacke in Kombination entweder mit Acetylsalicylsäure oder mit Acetylsalicylsäure plus Clopidogrel oder Ticlopidin
- Zur Prophylaxe atherothrombotischer Ereignisse bei erwachsenen Patienten mit koronarer Herzkrankheit (KHK) oder symptomatischer peripherer arterieller Verschlusskrankheit (pAVK) und einem hohen Risiko für ischämische Ereignisse in Kombination mit Acetylsalicylsäure
- Zur Behandlung von venösen Thromboembolien (VTE) sowie Prophylaxe von deren Rezidiven bei Reifgeborenen, Säuglingen und Kleinkindern, Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren nach mindestens 5 Tagen initialer parenteraler Antikoagulationstherapie
Über alle Indikationen hinweg ist Xarelto in mehr als 130 Ländern zugelassen, wobei der Zulassungsstatus von Land zu Land variieren kann, und wurde seit der Zulassung 2008 mehr als 114 Millionen Patienten verschrieben.
Rivaroxaban wurde von Bayer erfunden und wird gemeinsam mit Janssen Research & Development, LLC entwickelt. Xarelto wird außerhalb der USA von Bayer und innerhalb der USA von Janssen Pharmaceuticals, Inc. vermarktet. Janssen Research & Development, LLC und Janssen Pharmaceuticals, Inc. sind Teil der Janssen Pharmaceutical Firmengruppe von Johnson & Johnson.
Gerinnungshemmende Arzneimittel sind hoch wirksame Medikamente, die zur Prävention oder Behandlung schwerer Erkrankungen und möglicherweise lebensbedrohlicher Krankheiten eingesetzt werden. Vor der Verschreibung eines Gerinnungshemmers sowie beim Fortsetzen der Therapie sollte der Arzt sorgfältig Nutzen und Risiko für den jeweiligen Patienten abwägen.
Der verantwortungsvolle Umgang mit Xarelto hat eine hohe Priorität für Bayer. Das Unternehmen hat daher einen Verschreibungsleitfaden für Ärzte sowie einen Patientenratgeber zur Unterstützung von bewährten Praktiken entwickelt.
Weitere Informationen zu Thrombosen sind erhältlich unter www.thrombosisadviser.com/.
Weitere Informationen zu Xarelto sind erhältlich unter www.xarelto.com.
Zukunftsgerichtete Aussagen
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[*] Nicht empfohlen bei Patienten mit einer LE, die hämodynamisch instabil sind od. eine Thrombolyse od. pulmonale Embolektomie benötigen.
[1] Gonzalez Perez, A., et al. (2022). "Renal decline in patients with non-valvular atrial fibrillation treated with rivaroxaban or warfarin: A population-based study from the United Kingdom." Int J Cardiol 352: 165-171
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