Die Originalität der Fragestellung sowie der neue methodische Forschungsansatz seiner Arbeit im Hinblick auf die Zusammenführung von Daten zur Evidenzbewertung aus randomisierten, klinischen Studien (RCTs) und Kohortenstudien beeindruckte die Jury. Die Ergebnisse tragen zu einem besseren Verständnis bei, wie sich Evidenzschätzungen aus verschiedenen Studienansätzen in der Ernährungsforschung hinsichtlich ihres Präventionspotenzials bewerten lassen.
Die Ernährung hat einen wichtigen Einfluss auf die Entstehung vieler chronischer Erkrankungen. Studien sollen Klarheit über die Zusammenhänge zu den gesundheitlichen Effekten bestimmter Lebensmittel und Ernährungsweisen bringen. Dieses Wissen bezieht die Ernährungsforschung größtenteils aus Kohortenstudien, die allerdings keine kausalen Zusammenhänge abbilden. Zudem lassen sich Ergebnisse aus solchen Studien nicht immer durch RCTs, dem Goldstandard, absichern. Die Publikationsergebnisse von Schwingshackl vom Institut für Evidenz in der Medizin am Uniklinikum Freiburg, dem Partnerinstitut von Cochrane Deutschland, belegen, dass diese Kritik an Ernährungs¬studien unbegründet ist.
Für die meta-epidemiologische Arbeit im BMJ analysierte Schwingshackl insgesamt 950 RCTs sowie 750 Kohortenstudien. Gemeinsam mit seinen Koautoren untersuchte er, inwieweit sich Ergebnisse aus Kohortenstudien und RCTs zu einer ähnlichen Fragestellung voneinander unterscheiden. Insgesamt konnten sie Ergebnisse aus beiden Studientypen zu 97 Fragestellungen, die eine Bandbreite von Interventionen von der Mediterranen Ernährung bis zur Gabe von Nahrungsergänzungsmitteln abdeckte, systematisch miteinander vergleichen. Als Endpunkte wurden unter anderem das Auftreten von Herz-Kreislauf-Krankheiten, Krebs, Typ-2-Diabetes sowie die Gesamtmortalität untersucht. In der Gesamtbetrachtung zeigte sich, dass die Ergebnisse aus RCTs und Kohortenstudien weitgehend übereinstimmen.
Die hochwertige und innovative Arbeit von Lukas Schwingshackl hat somit eine enorme Bedeutung, da sie eine bessere Evidenzgrundlage für Ernährungsleitlinien liefert. Diese dienen als Basis für Präventionsmaßnahmen ernährungsmitbedingter Krankheiten in der Bevölkerung.
Lukas Schwingshackl ist seit 2021 Arbeitsgruppenleiter am Universitätsklinikum Freiburg mit Forschungsschwerpunkt „Evidenzbasierte Ernährungsforschung“. Der gebürtige Südtiroler studierte Diätetik in Bozen und Angewandte Ernährungswissenschaften an der Privaten Universität für Gesundheitswissen-schaften in Hall in Tirol und promovierte 2015 an der Universität Wien. In seiner Dissertation beschäftigte er sich bereits mit dem Thema „Systematische Reviews und Meta-Analysen in der Ernährungsepidemiologie“. 2019 habilitierte er im Fach „Public Health Nutrition“ an der Universität Wien.
Zum Max Rubner-Preis
Der Max Rubner-Preis ist nach dem deutschen Physiologen und Hygieniker Max Rubner benannt. Er gilt als Begründer der wissenschaftlichen Ernährungsphysiologie und beschäftigte sich vor allem mit Fragen zum Energiestoffwechsel und Wärmehaushalt. Mit dem Preis würdigt die DGE seit 1979 hervorragende wissenschaftliche Untersuchungen, die sich mit Fragen der Ernährungstherapie oder der Prävention ernährungsmitbedingter Krankheiten beschäftigen.
Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V.
Godesberger Allee 18
53175 Bonn
Telefon: +49 (228) 3776-600
Telefax: +49 (228) 3776-800
http://www.dge.de
E-Mail: webmaster@dge.de