In Fortsetzung des ZDF-Frontal Beitrags hat ÄgT aktuell einen Film veröffentlicht, den der bekannte Filmemacher Manfred Karremann im Auftrag des Vereins produziert hat. Darin kommt die seinerzeit federführend für den Sektionsbericht verantwortliche Veterinärpathologin Dr. Christine Süß-Dombrowski zu Wort.
Hintergrund ist, dass Frau Dr. Süß-Dombrowski und ihr Team insgesamt sechs Rhesusaffen aus Versuchen mit Neuroimplantaten des MPI Tübingen erhielt, um die Todesursache festzustellen. Dr. Süß-Dombrowski erläutert, dass von den sechs Affen bereits drei ohne Kopf angeliefert wurden. Dass die Affen an ihr Institut gebracht worden sind, hält die Veterinärpathologin für einen Zufall. „Wenn die gewusst hätten, was bei der Sektion herauskommt und wir auch den Kopf genau untersuchen, hätten die uns die Affen mit Sicherheit nicht mit Kopf gebracht“, sagt Dr. Süß-Dombrowski.
Den Affen Jara wollten die Experimentatoren „in eine mehrmonatige Urlaubs- und Regenerationsphase“ schicken. Die Sektion ergab als Todesursache: „chronisch schweres Schädel-Hirntrauma, neurogener Schock unter anzunehmenden schwersten Schmerzen“. Nach Beurteilung von Dr. Süß-Dombrowski waren die Verletzungen am Schädel bei Jara mit einem Weiterleben in Wohlbefinden nicht vereinbar.
„Ein Schädel-Hirntrauma, wie es hier im Tierversuch durch Operation herbeigeführt wurde, ist sehr schmerzhaft. Unter anderem die kreisförmig abgestorbene Haut und der durchtrennte Kaumuskel führen zu großen Schmerzen“, erläutert Dr. Süß-Dombrowski in dem Film. „An jeder Bohrstelle gibt es auf der Hirnhaut eine schmerzhafte Entzündung. Die Stichverletzungen im Gehirn verursachen ebenfalls Entzündungen und hinterlassen später Narben, was zur Epilepsie und Schmerzattacken führt.“
Die Expertin zweifelt den Nutzen der so gewonnenen Erkenntnisse an: „Die Messungen werden am schwerkranken Tier und am kranken Gehirn durchgeführt. Wenn Nervenbahnen durchtrennt worden sind, wenn Entzündungen die Erregungsleitungen stören und noch dazu das Tier unter Angst, Schmerzen und Durst leidet, kann ich mir nicht vorstellen, dass man Sinneswahrnehmungen und Denkprozesse erforschen kann.“ In Gesprächen mit den Behörden sei sie nicht weitergekommen.
„Grundlagenforschung allein kann kein Freibrief sein für solche Verletzungen“, sagt Dr. Süß-Dombrowski und weiter: „Die Bevölkerung soll wissen, was wirklich dahintersteckt und die Menschen sollen das gute Recht haben, sich über solche Versuche zu empören.“
Schlussendlich hatten alle zuständigen Behörden 13 Jahre lang den Sektionsbericht unter Verschluss gehalten, bis ÄgT im Sommer 2022 Kenntnis davon erlangte und den „Fall Jara“ ins Rollen brachte. Der Verein sorgte dafür, dass das bislang behördlich vertuschte Leid mit der Ausstrahlung in der ZDF-Sendung Frontal großflächig bekannt wurde.
An Aktualität hat das dokumentierte schwerste Affenleid nach Ansicht von ÄgT bis heute nichts verloren. Auch wenn die Dokumentation aus dem Jahr 2009 stammt, darf auf alltägliche, aktuelle Missstände andernorts geschlossen werden. In Deutschland finden an acht Einrichtungen derartige Affenhirnversuche statt, davon an drei Tübinger Instituten.
Der Verein wird weiterhin darauf drängen, dass die Affenhirnforschung ein Ende hat. „Denn dem nachweislich schweren Leid der Affen steht ein seit Jahrzehnten bloß in Aussicht gestellter, spekulativer und unerwiesener Nutzen gegenüber, so dass eine Genehmigungsfähigkeit solcher Versuche mehr als zweifelhaft ist“, kommentiert Dipl.-Biol. Silke Strittmatter, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Koordinatorin Politik & Recht bei Ärzte gegen Tierversuche.
Der Verein appelliert an die zuständigen Genehmigungsbehörden, vor dem Hintergrund des Tierschutzgesetzes, das Tierversuche nur erlaubt, wenn der Nutzen den Schaden (Leid) überwiegt, keine Genehmigungen mehr für Affenhirnforschung zu erteilen.
Weitere Information
Video Interview zur Hirnforschung an Affen >>
(Achtung! Es werden veterinärpathologische Aufnahmen eingeblendet, die für manchen schwer erträglich sein können.)
Ausführliche Hintergrundinformationen zum dokumentierten schwersten Affenleid >>
(Achtung, verstörend!)
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