Deutschland fällt zurück im internationalen Wettbewerb um Top-Talente für den Arbeitsmarkt

Deutschland gehört nicht zu den zehn OECD-Staaten mit den attraktivsten Rahmenbedingungen für hochqualifizierte Fachkräfte, Unternehmer:innen und Start-up-Gründer:innen aus dem Ausland. Das gilt allerdings nicht für Studierende, die im Land im internationalen Vergleich beste Möglichkeiten finden. Das ist das 
Ergebnis einer neuen Studie der OECD, die mit Unterstützung der 
Bertelsmann Stiftung erstellt wurde.

 

Gütersloh, 09. März 2023. Die Neuauflage der Studie „OECD Indicators of Talent Attractiveness“ analysiert für alle 38 OECD-Länder die Rahmenbedingungen, die für qualifizierte Migrant:innen attraktiv sind. Diese beziehen sich auf sieben Dimensionen: Qualität der beruflichen Chancen, Einkommen und Steuern, Zukunftsaussichten, Möglichkeiten für Familienmitglieder, das Kompetenzumfeld sowie Diversität und Lebensqualität. Mögliche Hürden bei der Visaerteilung werden auch berücksichtigt. Gleichzeitig zeigt die Studie durch den Vergleich mit der Vorgängerstudie aus dem Jahr 2019 neuere Entwicklungen auf. „Deutschland braucht zur Sicherung seines Wohlstands Fachkräfte, auch aus dem Ausland. Der internationale Vergleich zeigt deutlich, was Deutschland tun muss, um die für unser Land so wichtige Fachkräftemigration noch besser zu gestalten“, sagt Ralph Heck, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung.

 

Bedingungen für Fachkräfte und Unternehmer:innen aus dem Ausland verbessern

 

Bei hochqualifizierten Fachkräften aus dem Ausland ist Deutschland in den vergangenen drei Jahren in der Beliebtheit vom 12. Platz 2019 auf den 15. Platz zurückgefallen. Die OECD-Staaten Neuseeland, Schweden, Schweiz, Australien und Norwegen sind am attraktivsten. Die Bedingungen in Deutschland haben sich zwar gegenüber 2019 nicht verschlechtert, aber andere Länder haben stark aufgeholt. Verbessern sollten sich in der Bundesrepublik die Chancen ausländischer Akademiker:innen, hochqualifizierte Jobs entsprechend ihrer Kompetenzprofile zu besetzen, die zögerliche Einbürgerungspraxis und die schleppende Digitalisierung.  

 

Bei Unternehmer:innen aus dem Ausland sind Schweden, die Schweiz, Kanada, Norwegen und Neuseeland Spitze. Deutschland fällt im internationalen Wettbewerb zurück und belegt gegenüber dem 6. Platz 2019 jetzt nur noch den 13. Platz. Auch hier spielt die schleppende Digitalisierung eine Rolle – außerdem fordert Deutschland anders als besser platzierte Länder weiter ein Mindestkapital und die gesellschaftliche Akzeptanz von Migrant:innen ist geringer ausgeprägt.

 

Die Rahmenbedingungen für Start-up-Gründer:innen wurden 2023 zum ersten Mal untersucht. Die attraktivsten Länder sind Kanada, USA, Frankreich, Großbritannien und Irland. Deutschland bleibt zurück und belegt auch in dieser Kategorie nur den 12. Platz. Die Gründe: geringere berufliche Chancen, vergleichsweise wenige Erfinder:innen und fehlende maßgeschneiderte Visa, um unternehmerische Top-Talente für ein durchaus attraktives Start-up-Ökosystem zu gewinnen.

 

Generell schneidet Deutschland bei der Digitalisierung der Visaverfahren nicht gut ab, was die Attraktivität mindert. Außerdem erhält es einen Punkteabzug wegen abgelehnter Visaanträge von hochqualifizierten Fachkräften. 

 

Deutschland bleibt für Studierende attraktiv

Besonders attraktiv ist Deutschland hingegen für internationale Studierende. Hier ist die Bundesrepublik hinter den USA auf Platz 2 vor Großbritannien, Norwegen und Australien im internationalen Wettbewerb um Talente herausragend platziert. 2019 lag Deutschland in dieser Kategorie auf dem dritten Platz. Die Bundesrepublik kann mit exzellenten Universitäten, geringeren Kosten für das Studium und guten Arbeits- und Bleibemöglichkeiten während und nach dem Studium punkten. 

 

„Deutschland ist mittlerweile ein offenes und attraktives Land für qualifizierte Einwanderung“, so Ulrich Kober, Migrations-Experte der Bertelsmann Stiftung. „Aber bei Visaerteilung, Digitalisierung, Einbürgerung oder im Umgang mit Vielfalt besteht Handlungsbedarf, wie der vergleichsweise geringe Zuzug von Fachkräften aus Drittstaaten und die Zurückhaltung der Unternehmen bei der Anwerbung im Ausland zeigen.“

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