Krieg der Mütter

Krieg zieht sich durch alle Zeiten, und ist mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine so nahe an Deutschland herangerückt, wie lange nicht mehr. Während in Nachrichten Berichte um Frontverläufe und Politik im Vordergrund stehen, kommen andere Geschichten erst in der Rückschau an die Oberfläche, zum Teil erst nach Jahren. In dieser Reihe blicken wir zurück auf die deutsche Kriegsgeschichte – und widmen sie den Frauen und Müttern, die in dem Chaos und Leid des Krieges ganz eigene Kämpfe austrugen.

Die Regisseurinnen der drei ausgewählten Filme erforschen, was ihre Mütter in den Zeiten des Krieges taten, wofür sie sich entschieden, wovor sie flohen. Dafür finden sie eine jeweils eigene Erzählform: ob als Spielfilm („Deutschland, bleiche Mutter“), als Reflektion auf die Hinterlassenschaften („Mein Leben Teil 2“) oder als Spurensuche, wo kaum noch Erinnerung vorhanden ist („Meine Mutter, ein Krieg und ich“). Deutlich wird in jedem der drei Filme das Schweigen, in das die Mütter in der Zeit des Wiederaufbaus verfallen – eine Zeit, in der ihre Kraft und Stärke, ihr Beruf und ihre Selbstständigkeit oftmals nicht mehr gebraucht wurden. Und so werden auch erst nach Jahren die vielschichtigen, verdrängten Narben deutlich, mit denen sich die Erlebnisse von damals – bewusst oder unbewusst – bis heute selbst in die Nachkommen eingegraben haben.

Die Filmreihe wurde gemeinsam mit Studierenden des Master-Studiengangs Filmkulturerbe der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF konzipiert.

Die Filme

Deutschland, bleiche Mutter
R: Helma Sanders Brahms, D: Eva Mattes, Ernst Jacobi, Elisabeth Stepanek, BRD 1980, 151‘

Helma Sanders-Brahms erzählt das Leben ihrer Eltern, die sich vor dem Zweiten Weltkrieg verliebten, während des Krieges für einander kämpfen mussten und danach nicht mehr zusammenfanden. 1980 erschienen, verbindet "Deutschland, bleiche Mutter" wie auch andere Filme des Neuen Deutschen Films die nationale mit privater Geschichte. Doch anders als diese fügt Helma Sanders-Brahms der filmischen Geschichtserzählung „von unten“ eine persönliche, emotionale und weibliche Perspektive hinzu. Statt anzuklagen, versucht sie, sich in die Elterngeneration einzufühlen und Schuld und Leiden der „kleinen Leute" aufzudecken – und die Kontinuitäten bis hin zu sich selbst.

Mein Leben Teil 2
R: Angelika Levi, D 2003, Dok., 91‘

Die Mutter von Regisseurin Angelika Levi – Ursula Becker, geborene Levi (1926-1996) – sammelte und archivierte ihre eigene Geschichte: in Gegenständen, Tagebüchern, Fotos, Schmalfilmaufnahmen, Video- und Tonkassetten. Als „Halbjüdin“ ging sie nach Kriegsende ins chilenische Exil, arbeitete dort als Biologin über die „Anpassungsfähigkeit von Pflanzen unter extremen Bedingungen“, kehrte 1957 zurück nach Deutschland und versuchte, das angepasste Leben einer deutschen Pastoren-Ehefrau und zweifachen Mutter zu führen. Doch ein Weitermachen, ohne über Verdrängtes sprechen zu können, gelang nur bedingt.

Meine Mutter, ein Krieg und ich
R: Tamara Trampe, D 2014, Dok., 78‘

Es beginnt mit ihrer Geburt: Winter 1942, auf einem Feld, direkt hinter der Frontlinie, bringt ihre Mutter, eine Sanitäterin der Roten Armee, sie zur Welt. Doch viel mehr als diese Anekdote, die gern auf Familienfeiern nacherzählt wird, weiß Tamara Trampe nicht von ihrer Herkunft. Ihre Mutter hatte erst zwei Jahre vor ihrem Tod begonnen, über ihre Erlebnisse zur Zeit des Krieges zu sprechen. Und so begibt sich die Regisseurin auf eine Spurensuche nach Russland und in die Ukraine, um dort die letzten Familienangehörigen und Mitkämpferinnen zu treffen. Doch viele Fragen bleiben unbeantwortet. Zu lange hat sie keiner gestellt, und jetzt sind kaum noch Zeitzeug*innen und Erinnerungen vorhanden. Wie war es als Frau im Krieg? Wer kannte ihre Mutter, wer ihren leiblichen Vater?

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