Ist das Kunst oder kann das weg?

 

Premiere am 24. Februar 2023, 20 Uhr, Salon3 des Theaters Heilbronn
NippleJesus
Schauspiel von Nick Hornby

Regie: Luise Leschik
Bühne: Karin von Kries
Kostüme: Manuel-Roy Schweikart
Dramaturgie: Clemens Miersch

Dave: Arlen Konietz

Weitere Vorstellungen: 2. März  ̶  20 Uhr; 12. März – 18 Uhr; 25. März – 20 Uhr

An Kunst scheiden sich bekanntlich die Geister. Über den Sinn und Unsinn des modernen Kunstbetriebs hat der britische Kultautor Nick Hornby (u.a. »High Fidelty«, »About a boy«) mit »NippleJesus« eine vergnügliche Geschichte geschrieben und mit der Figur des Museumswärters und früheren Türstehers Dave das entwaffnend charmante Portrait eines »kleinen Mannes« geschaffen, der kluge Fragen zu diesem Thema stellt. Luise Leschik inszeniert diesen komödiantischen Monolog, der sich größter Beliebtheit auf den Theaterbühnen erfreut. Arlen Konietz spielt den Türsteher/Museumswärter Dave. Die Premiere ist am 24. Februar um 20 Uhr im Salon 3.

Zum Inhalt
Eigentlich ist Dave Türsteher in einem Nachtclub. Doch auch trotz seines handfesten Erscheinungsbildes und seiner nicht zögerlichen Fäuste ist Dave nicht gefeit vor dem plötzlichen Zücken des Messers einiger seiner »Gäste«. Aufgrund solcher brenzligen Situationen beschließt er nicht zuletzt auch seiner Familie zuliebe, den Job an den Nagel zu hängen.

Glücklicherweise findet er schnell einen neuen, sogar branchenverwandten Job: Er wird Museumswärter. Ein wenig verwundert ist er zunächst schon, weshalb ausgerechnet er mit seinen 38 Jahren und seinem muskulösen ein-Meter-achtundachtzig-Körper zwischen all den schwächlichen 60-Jährigen für den Job ausgewählt wurde. Mit Kunst hat Dave jedenfalls gar nichts am Hut… vor allem nicht mit den abstrusen Dingen, die sein neuer Arbeitgeber ausstellt. Dass Dave allerdings durchaus mit Kalkül für den Job ausgesucht wurde, realisiert er erst, als ihm das Kunstwerk Nummer 49 im Südflügel zur Bewachung anvertraut wird. Ein Schild am Eingang des Ausstellungsraums warnt bereits vor dessen kontroverser Natur. Zutritt unter 18 Jahren untersagt! Als Dave den Raum betritt, versteht er zunächst jedoch nicht, was an einem Bild, das so oder so ähnlich in fast allen Kirchen hängt, verstörend sein soll. Erst als er nah an das riesige Bild von Jesus herantritt, erkennt er voll Abscheu: Das Porträt des Messias ist mosaikartig aus einer Unzahl winziger aus Pornoheftchen ausgeschnittener Bilder weiblicher Brustwarzen zusammengesetzt. Ob er dieses Stück Blasphemie vor randalierenden Sittenwächtern beschützen würde? Wohl kaum!

Je mehr Zeit er jedoch mit diesem Machwerk und seinen empörten Betrachtern verbringt, desto spürbarer lässt sein Widerwille nach. Und es ist nicht zuletzt die für ihn überraschende Bekanntschaft mit der gar nicht seinen klischeehaften Vorstellungen entsprechenden Künstlerin, die ihn das Bild mit dem Titel »NippleJesus« gegenüber seinen Verächtern verteidigen lässt. Bis auch er zuletzt unfreiwillig Bestandteil des Kunstwerkes wird, das eben weit über seinen Rahmen an der Wand hinaus wirksam ist …

Prominentester Vertreter der britischen Popliteratur
Der 1957 geborene und vielfach preisgekrönte Schriftsteller Nick Hornby gilt als einer der einflussreichsten Literaten Großbritanniens und als einer der prominentesten Vertreter der zeitgenössischen Popliteratur. Einem breiten Publikum wurde er vor allem mit seinen Romanen wie etwa »Fever Pitch«, »High Fidelity« oder »About a Boy« bekannt, die in hochkarätiger Besetzung verfilmt wurden und dem Autor zwei Oscar-Nominierungen für die Drehbücher einbrachten. Zuletzt wurden zwei Staffeln von »State oft he Union« (2019 und 2022) von ihm verfilmt, die auf seinem Theaterstück: »Keiner hat gesagt, dass du ausziehen sollst: Eine Ehe in zehn Sitzungen« beruhen.

Mit »NippleJesus« – einem Text, der ursprünglich 2001 in der Kurzgeschichtensammlung »Speaking with the Angel« erschien, sich aber als komödiantisches Solostück größter Beliebtheit auf den Theaterbühnen erfreut – gelingt Nick Hornby eine feinsinnige Beschreibung eines vermeintlich einfachen Mannes, hinter dessen humorvollen Betrachtungen überraschend tiefsinnige Gedanken über den Sinn und Unsinn der modernen Kunstwelt schlummern. Die moralinsaure Kunst-Rezipientenschaft und sensationslüsterne Öffentlichkeit werden hier ebenso aufs Korn genommen wie der oft unverständliche, elitäre moderne Kunstbetrieb, der die Erregung öffentlichen Ärgernisses ohne Rücksicht auf Verluste anzustacheln weiß.

Luise Leschik (Regie) wurde 1992 in Berlin geboren. Sie studierte Drama and Theatre Studies an der Aberystwyth Universität in Wales (Großbritannien) und Performance Studies an der Universität Hamburg. Während ihres Studiums hospitierte sie u. a. am Ohnsorg-Theater und am Thalia Theater in Hamburg. Als Kulturakteurin und Performerin engagierte sie sich in der freien Szene Hamburgs im Frappant, Westwerk und im Gängeviertel. Am Deutschen Schauspielhaus Hamburg war sie in René Polleschs »Ich kann nicht mehr« im Frauenchor zu sehen. Außerdem war sie Regieassistentin an den Schauspielbühnen Stuttgart, wo sie u.a. mit René Heinersdorf, Schirin Khodadadian, Martin Schulze und Klaus Hemmerle zusammenarbeitete. Am Theater Heilbronn war sie zudem Regieassistentin bei den Stücken »How to date a Feminist«, »Weinprobe für Anfänger« sowie den Uraufführungen »Verschlusssache« und »Die Zeitmaschine«. Seit 2019 ist sie als freischaffende Regisseurin, Autorin und Dramaturgin in der freien Szene Stuttgarts tätig und arbeitet an eigenen Stückentwicklungen und Performances. Sie ist Mitbegründerin des Theaterkollektivs »silent ladies_«, mit welchem sie feministische Theaterperformances erarbeitet. Zuletzt führte sie Regie bei »All the silent ladies all the silent ladies now put your hands up«, »Once upon a time…« und »feminist dating«. »Elefanten sieht man nicht« und die Weihnachtsmatinée »Stille Nacht, heilige Nacht« waren vor »NippleJesus« Luise Leschiks erste Regiearbeiten am Theater Heilbronn.

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