Bundesumweltministerin Steffi Lemke: „Indem wir Flüsse und Auen renaturieren, sichern wir unsere Zukunft. Denn naturnahe Auen und Moore leisten einen erheblichen Beitrag zum natürlichen Klimaschutz und zum Hochwasserschutz. Das Naturschutzgroßprojekt Untere Havelniederung zeigt das eindrücklich: Nasse Niedermoorböden wie in der renaturierten Havelniederung speichern Kohlenstoff, bieten vielen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum und halten das Wasser in der Landschaft. Dieses Projekt zeigt, wie das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz wirken soll: für Klima, Natur und Mensch zugleich einen Mehrwert zu schaffen und diese Projekte in die Fläche zu bringen.“
Die Renaturierung der Havelniederung ist in Deutschland in dieser Dimension beispiellos. In diesem Großprojekt ist es gelungen, die Umsetzung von Naturschutzschutzmaßnahmen mit den Interessen von Landwirtschaft, Schifffahrt und Hochwasserschutz in Einklang zu bringen. Das Projekt hat Vorbildcharakter für weitere Auenrenaturierungen, die der Bundesnaturschutzfond und auch das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz in Zukunft voranbringen werden, um die Biodiversität und den naturbasierten Hochwasserschutz zu stärken.
Das vom NABU initiierte Vorhaben schafft eine großflächige, naturnahe Flusslandschaft und mehr Raum für Überschwemmungen. Altarme und Flutrinnen wurden und werden wieder an den Fluss angebunden, Deiche rückverlegt. Wenn andernorts Wassermangel herrscht, geben naturnahe Flussauen im Frühjahr und Sommer überschüssiges Wasser ab, das bei Hochwasser zwischengespeichert wurde. In den Auenwäldern und Feuchtgebieten finden Seeadler und Biber, zwei besonders prominente von etwa 1.000 bedrohten und geschützten Arten im Gebiet, künftig noch bessere Lebensbedingungen.
Hintergrund
Naturschutzgroßprojekt „Untere Havelniederung“
Das Projektgebiet erstreckt sich auf einer Länge von 86 Kilometern am Havelunterlauf von Pritzerbe in Brandenburg bis unterhalb von Havelberg in Sachsen-Anhalt, wo die Havel in die Elbe mündet. Zwischen 2015 und 2022 wurden bereits auf 24 Kilometer Länge ehemalige Uferbefestigungen entfernt und zu Naturufern umgebaut. Darüber hinaus wurden 8 Altarme und 36 Flutrinnen, ehemalige Flussverzweigungen, wieder an die Havel angeschlossen und 50 Hektar Auenwald gepflanzt. Durch den Rückbau und die Schlitzung von Deichen wurden 746 Hektar ehemalige Polderflächen wieder an die Überflutungsdynamik der Havel angeschlossen. Für die Maßnahmenumsetzung hat der Naturschutzbund Deutschland bislang 735 Hektar Flächen am Ufer der Havel und in der Flussniederung erworben.
Durch die Maßnahmenumsetzung wurden vielfältige naturnahe Lebensräume im Fluss, an den Ufern und in der Aue entwickelt. Flachwasserzonen am Havelufer werden wieder vermehrt durch Wasserpflanzen und Jungfische besiedelt. An den Sandufern konnten seltene Laufkäferarten nachgewiesen werden. Im flachen Wasser der zeitweise durchfluteten Flussrinnen suchen wieder vermehrt Wat- und Wasservögel nach Nahrung. Extensiv genutzte Auenwiesen, Röhrichte an Grabenrändern und Auenwälder zählen zu den europaweit geschützten Lebensräumen.
chance.natur
Mit dem Programm „chance.natur – Bundesförderung Naturschutz“ verfolgt die Bundesregierung das Ziel, herausragende repräsentative Landschaften Deutschlands zu erhalten und zu sichern. Bislang wurden 88 Projekte mit einer Gesamtfläche von mehr als 4.300 Quadratkilometern und einem Fördervolumen von über 500 Millionen Euro gefördert. Derzeit stehen jährlich 15 Millionen Euro für den Erhalt und die Optimierung bundesweit bedeutender Natur- und Kulturlandschaften zur Verfügung.
Das Naturschutzgroßprojekt „Untere Havelniederung“ hat mit der Entwicklung naturnaher Flusslandschaften für viele weitere Projekte dieser Art Beispielcharakter. Daher wird in Zukunft auch das "Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz" (ANK), für das Bundesumweltministerin Steffi Lemke einen Entwurf vorgelegt hat, weitere Projekte dieser Art ermöglichen können. Ökosysteme wie Flussauen, Wälder und Meere sollen gestärkt, wiederhergestellt und bewahrt werden. Damit bleiben sie gleichzeitig Klimaschützer und Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Bis 2026 stehen für die verschiedenen Maßnahmen insgesamt vier Milliarden Euro zur Verfügung.
Bundesamt für Naturschutz
Konstantinstr. 110
53179 Bonn
Telefon: +49 (228) 8491-0
Telefax: +49 (228) 8491-9999
http://www.bfn.de
Pressesprecher
Telefon: +49 (228) 8491-4444
E-Mail: presse@bfn.de