Krisenszenarien des Jahres 2022 gestemmt. Ein Meilenstein wurde auch im Zuge der technologischen Transformation mit dem Gewinn eines Großauftrags zur Fertigung von Batteriegehäusen gesetzt.
Wie Geschäftsführer Rolf Geisel bekanntgab, liegt der Umsatz im zurückliegenden Geschäftsjahr bei 3,3 Milliarden Euro – und damit rund 17 Prozent über dem Vorjahreswert von 2,83 Milliarden Euro.
Die weiterhin positive Entwicklung im Kerngeschäft Abgastechnik begründet Geisel mit den Hochläufen an den neuen Produktionsstandorten im nordserbischen Subotica, im chinesischen Shenyang sowie im amerikanischen Spartanburg. Im Zuge dieses Ausbaus auf nunmehr weltweit 27 Standorte lagen die Investitionen 2022 mit 80 Millionen Euro knapp 10 Prozent über dem Vorjahresniveau. Die Zahl der Beschäftigten blieb nahezu unverändert bei 5.200.
Noch in diesem Jahr wird die Boysen Gruppe ein weiteres neues Produktionswerk für Nutzfahrzeug-Abgastechnik in Tianjin in Betrieb nehmen, womit sich die Zahl der Standorte im Dauerwachstumsmarkt China auf vier erhöht. Durch die damit verbundenen und weitere Neuaufträge plant Geisel für 2023 mit einem erneuten Umsatzanstieg auf 3,5 Milliarden Euro.
„Unsere Strategie, mit erstklassiger Entwicklungsarbeit und erstklassigen Produkten in der Abgastechnik weiter zu wachsen, um auf einer starken Basis massiv in neue Geschäftsfelder investieren zu können, hat dank enormer Anstrengungen auch im Großkrisenjahr 2022 Früchte getragen. Fast täglich sahen wir uns durch Lieferengpässe, steigende Rohstoffpreise und temporäre Betriebsschließungen vor große Herausforderungen gestellt. Umso beachtlicher, dass wir unsere Ziele erneut erreicht haben“, so Geisel, der ergänzt: „Um die Herausforderungen der Transformation zu bewältigen und die Arbeitsplätze bei Boysen langfristig zu erhalten, gehen wir für die nächsten zehn Jahre von einem erforderlichen Investitionsvolumen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro aus.“
180 Millionen Euro davon will Boysen im laufenden Geschäftsjahr investieren – ein weiterer Rekordwert in der über 100-jährigen Unternehmensgeschichte. 50 Jahre dieser Geschichte hat Geisel bisher aktiv begleitet, und seit 1985 zeichnet er als Geschäftsführer für eine nahezu durchgehende Wachstumsbilanz verantwortlich. 2013 brachte er die Boysen Gruppe in den Kreis der Umsatzmilliardäre, 2019 standen erstmals über zwei Milliarden Euro zu Buche.
Auf eine Zukunftsinvestition freut er sich besonders: „Höhepunkt des Jahres 2022 war, dass wir von BMW den Zuschlag für die Fertigung von Batteriegehäusen am Standort Ungarn erhalten haben. Diesen Großauftrag, der uns ab 2025 einen jährlichen Umsatzzuwachs im dreistelligen Millionenbereich sichert, haben wir uns hart erkämpft. Damit verbunden ist der Bau unseres bislang größten Auslandswerks in Nyíregyháza. Es wird das erste Boysen Werk, in dem wir keine Abgastechnik fertigen, sondern ausschließlich für die E-Mobilität produzieren.“
Für Geisel ein entscheidender Transformationsschritt: „Der Großauftrag zeigt, dass die Boysen Gruppe in diesem Zukunftsmarkt ernstgenommen wird. Was uns wiederum darauf hoffen lässt, auch im harten Wettbewerb um weitere Batteriegehäuse-Umfänge zu bestehen.“
Neben neuen Produktgruppen wie Batteriegehäusen, Elektronikbauteilen und Bedienelementen richtet Geisel den Fokus vor allem auf die Energietechnik. Im vergangenen Oktober wurde in Simmersfeld bei einer Gesamtinvestition von 40 Millionen Euro der Bau des Boysen eigenen Entwicklungszentrums für Wasserstofftechnologien gestartet. „Unter anderem werden wir dort ab 2024 eine Wasserstoff-Tankstelle für 350 und 700 bar in Betrieb nehmen und über einen Elektrolyseur mit einer Leistung von einem Megawatt die Herstellung von grünem Wasserstoff vorantreiben. In Ergänzung dazu forcieren wir am Standort Nagold die Entwicklung von Wasserstoff-Tanksystemen für schwere Nutzfahrzeuge und sind Mitgesellschafter der neuen Firma Iontrak, die schwere Lkw mit Wasserstoffantrieben ausrüsten und unter dem eigenen Markennamen vertreiben wird.
Die positiven Meldungen des Jahres 2022 komplettiert das Dortmunder Tochterunternehmen Volterion, das auf Redox-Flow-Batteriesysteme spezialisiert ist: Die von Volterion entwickelten Stacks, die das Herzstück einer Redox-Flow-Batterie bilden, sind seit Mitte des vergangenen Jahres in den neuen Heimspeichern der Marke Prolux vertreten.
Das Fazit des Firmenlenkers: „Mit Blick auf die Transformation gehen wir durch die jüngsten Fortschritte nunmehr mit klaren Vorgaben in die Zukunft, wobei uns vor allem der Bereich Batteriegehäuse auch in Sachen Systemkomplettierung und Aufrüstmontage noch viel Luft nach oben bietet. Nicht zu vergessen, dass uns die Abgastechnik außerhalb der EU auch weit nach 2035 noch Umsatzpotenziale eröffnen wird.“
Kerngeschäft der Boysen Gruppe mit Stammsitz in Altensteig (Baden-Württemberg) ist die Entwicklung und Fertigung hochleistungsfähiger Abgassysteme und -komponenten für Pkw, Nutzfahrzeuge und Off-Highway-Anwendungen. Neben den drei Hauptkunden Audi, BMW und Mercedes-Benz arbeitet der Abgastechnik-Spezialist für die deutschen Automobilhersteller Volkswagen und Porsche, die englischen Marken Bentley und Rolls-Royce, die Nutzfahrzeughersteller Daimler und MAN sowie im Bereich Off-Highway-Anwendungen für Krauss Maffei, mtu, Voith u.a.
Im Zuge des technologischen Wandels innerhalb der Automobilindustrie setzt Boysen neben innovativen Abgastechnologien auch auf neue Produktgruppen, die in allen Fahrzeugen – unabhängig der Antriebsart – zum Einsatz kommen. Einen weiteren wichtigen Baustein seiner Zukunftsstrategie sieht das Stiftungsunternehmen im Bereich der Energietechnik, wobei vor allem Themen wie Wasserstoff, Brennstoffzellen sowie stationäre Energiespeicher im Fokus stehen.
Die Boysen Gruppe beschäftigt aktuell rund 5.200 Mitarbeiter an 27 Standorten im In- und Ausland. Neben den Entwicklungsstandorten in Altensteig und Nagold verfügt Boysen über Produktionsstandorte in Altensteig, Simmersfeld, Heubach, Salching, Ingolstadt, Plauen und Achim sowie in Frankreich, Ägypten, Südafrika, Indien, China, Mexiko, Serbien, Rumänien und in den USA.
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