Damit hat die Süddeutsche Zeitung jetzt das zweite Mal in Folge den Titel „Schlagzeile des Jahres“ errungen – und das sogar beide Jahre hintereinander mit einem Fußballthema (2021: „Katarstimmung beim FC Bayern“). Der Jury gefiel vor allem die Kürze, die ein komplexes Thema dennoch griffig widerspiegelte. „Mit wenig Worten viel sagen ist eine Kunst“, so Jury-Sprecher Krämer. Die SZ hat in den 13 Jahren seit Bestehen der Auszeichnung den Preis mittlerweile vier Mal bekommen, „das spricht für die sprachliche Qualität der Redaktion“, freut sich Krämer. Dass ausgerechnet das positiv konnotierte „kleben“ nur kurze Zeit später durch die Klebeaktionen von Klimaaktivisten negativ belegt wird, war zum Zeitpunkt der Schlagzeile nicht absehbar.
Platz 2 belegt „Mustache sein?“ (ZEIT-Magazin, 7.7.2022), ein Artikel, der den Trend zum Oberlippenbart beleuchtet. „Ein Fremdwort, das pfiffig eingesetzt deutschen Wörtern eine neue Bedeutung einhaucht – darüber kann ich mich als Oberlippenbart-Träger besonders freuen“, schmunzelt Krämer. Platz 3 geht an „Kardinal Woelki und das jüngste Gerücht“ (Welt, 17.9.2022), einem Artikel, in dem Woelki sagt, er habe Missbrauchsvorwürfe in der Kirche nur von Hörensagen gekannt.
„Atomkraft spaltet“ (WAZ, 13.7.2022), Platz 4, spielt mit der doppelten Bedeutung des physikalischen Vorgangs und der nach wie vor umstrittenen Anwendung dieser Energie. Auf Platz 5 steht „Big weg“ (Süddeutsche Zeitung, 10.3.2022) – hier wird der Rückzug der Schnellimbiss-Kette McDonald’s aus Russland thematisiert.
Die Schlagzeilen, die zur Wahl standen, kamen nicht nur aus Politik und Wirtschaft, sondern aus allen Ressorts: Sport, Gesellschaft, Natur – „das zeigt, dass nicht nur harte Fakten es wert sind, dem Leser einen Artikel schmackhaft zu machen“, so Krämer, „wer es als Journalist schafft, ein auf den ersten Blick eher langweiliges Thema mit einer spannenden Überschrift interessant zu machen, der hat schon gewonnen.“
Die Aktion „Schlagzeile des Jahres“ gibt es seit 2010, der erste Sieger war damals „Krieger, denk mal!“ Die Jury bestand in diesem Jahr aus dem Vorsitzenden des Vereins Deutsche Sprache, Prof. Walter Krämer, der Germanistin Stephanie Zabel aus der Geschäftsstelle des VDS, dem Journalisten und Schriftsteller Harald Martenstein sowie dem Sprachwissenschaftler Prof. Horst Haider Munske. Die ersten 20 Plätze der eingereichten Schlagzeilen gibt es auf www.vds-ev.de.
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