Bilanz 2022: Chemnitzer Arbeitsmarkt hält der Krise stand

  • 2022 waren im Jahresdurchschnitt 8.804 Frauen und Männer in Chemnitz arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zu 2021 ist das ein Minus von 129 Personen oder 1,4 Prozent.
  • Die Arbeitslosenquote betrug durchschnittlich 7,1 Prozent. Ein Jahr zuvor lag sie noch bei 7,2 Prozent.
  • Die meisten arbeitslosen Chemnitzerinnen und Chemnitzer sind älter als 50 Jahre. Mehr als jeder dritte Arbeitslose ist länger als ein Jahr ohne Job.
  • Unternehmen zeigten sich zurückhaltender und meldeten rund 600 Stellen weniger. 

„Der Chemnitzer Arbeitsmarkt zeigte sich 2022 trotz der Auswirkungen des Angriffskrieges auf die Ukraine und der Pandemie-Folgen robust. Weniger Chemnitzerinnen und Chemnitzer waren arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosigkeit ging vor allem durch eine höhere Beteiligung an Maßnahmen und Ausbildungen zurück. Durchschnittlich beendeten dadurch rund 350 Personen mehr ihre Arbeitslosigkeit als das Jahr zuvor, in dem pandemiebedingt viele Maßnahmen oder Ausbildungen nicht durchgeführt werden konnten. Positiv ist zudem die Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung in Chemnitz. Wir verzeichnen einen Zuwachs von rund 600 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Mehr als 117.600 Personen sind in Chemnitz beschäftigt. Auch wenn sich Unternehmen bei den Stellenmeldungen insgesamt zurückhaltender zeigten als in den Vorjahren, wurden eine Vielzahl an freien Stellen gemeldet. Über das Jahr verteilt registrierte der Arbeitgeber-Service von Agentur und Jobcenter rund 6.800 zu besetzende Arbeitsplätze. Große Kündigungswellen und Insolvenzen blieben aus. Es wurde deutlich, wie wichtig es Chemnitzern Betrieben ist, ihre Belegschaft zu halten. Im Hinblick auf zukünftige Herausforderungen ist das eine wichtige Entscheidung. Dem Arbeitsmarkt werden alleine durch die demografische Entwicklung hunderte Beschäftigte verloren gehen. Durch Qualifizierung von Arbeitslosen und Mitarbeitenden, durch individuelle Lösungen für Unternehmen sowie durch gezielte Zuwanderung müssen wir dem entgegnen“, äußert Angelika Hugel, Chefin der Chemnitzer Arbeitsagentur.

Arbeitslosigkeit

Die Arbeitslosigkeit reduzierte sich 2022 um 1,4 Prozent. Damit waren 129 Personen weniger von Arbeitslosigkeit betroffen als das Jahr zuvor. Im Jahresdurchschnitt lag die Arbeitslosenzahl bei 8.804.

7.160 Menschen meldeten sich durchschnittlich aus einem Arbeitsverhältnis heraus arbeitslos. Verglichen mit dem Jahr 2021 sind das 280 Personen mehr (plus 4,1 Prozent).

Gleichzeitig nahmen 6.088 Personen einen neuen Job auf. Das sind rund elf Prozent weniger als 2021 (minus 745 Personen).

4.780 Menschen mündeten in eine Ausbildung oder arbeitsmarktpolitische Maßnahme ein. Rund 350 Personen mehr als im Vorjahr (plus 8,0 Prozent).

Von den Entwicklungen profitierte vor allem der Rechtskreis SGB III (Arbeitsagentur). Dort reduzierte sich der Anteil an arbeitslosen Personen um 13,5 Prozent bzw. 335 Menschen. Der Gesamtbestand an Arbeitslosen liegt bei 2.136.

Im Rechtskreis SGB II (Jobcenter) erhöhte sich der Arbeitslosenbestand um 3,2 Prozent (plus 206 Personen) auf 6.668 Erwerbslose.

Entwicklung der Arbeitslosigkeit

Arbeitslosigkeit nach Personengruppen

Im Jahresdurchschnitt 2022 waren 895 Jugendliche im Alter von 15 bis 25 arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zum Jahr 2021 sind das 3,4 Prozent bzw. 32 Personen weniger.

Der Anteil älterer Arbeitsloser über 50 Jahre an allen Arbeitslosen lag bei 34,9 Prozent. Damit ist mehr als jeder Dritte Arbeitslose in Chemnitz Ü50. Zum Vorjahr gab es einen leichten Rückgang älterer Erwerbsloser von 1,3 Prozent bzw. 40 Personen weniger. Insgesamt sind 3.071 Chemnitzerinnen und Chemnitzer Ü50 erwerbslos.

Die meisten Arbeitslosen sind Männer. Ihr Anteil liegt bei 55,1 Prozent.

Der Anteil der Frauen beträgt 44,9 Prozent. Damit sind in Chemnitz 3.950 Frauen und 4.854 Männer arbeitslos gemeldet. 

Durchschnittlich waren 3.452 Personen länger als ein Jahr arbeitslos gemeldet. Gegenüber dem Vorjahr sind das 401 Langzeitarbeitslose weniger, ein Minus von 10,4 Prozent.

Der Anteil schwerbehinderter Arbeitsloser ging minimal nach oben. Durchschnittlich 699 Schwerbehinderte oder ihnen Gleichgestellte waren letztes Jahr bei der Arbeitsagentur und dem Jobcenter ohne Arbeit registriert. Im Vergleich zum Jahr 2021 sind das 1,5 Prozent bzw. 10 Personen mehr.

Den deutlichsten Anstieg gab es bei den ausländischen Arbeitslosen. Im Jahresdurchschnitt waren in Chemnitz 2.366 Ausländer arbeitslos gemeldet. Gegenüber dem Vorjahr sind das 400 Menschen mehr, ein Plus von 20,4 Prozent. Der Anstieg liegt vordergründig am Übergang der ukrainischen Geflüchteten in den Rechtskreis SGB II (Jobcenter) im Juni 2022. Aktuell gelten 1.277 Ukrainerinnen und Ukrainer als arbeitslos. Insgesamt werden 2.775 erwerbsfähige Personen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit im Jobcenter Chemnitz betreut (Stand: Dezember 2022).

„Der Übergang der ukrainischen Geflüchteten ins Jobcenter gehörte zu den größten Herausforderungen im Jahr 2022. In der ersten Phase des Übergangs stellen wir die finanzielle Unterstützung sicher. Danach folgt die Vorbereitung auf den Arbeits- oder Ausbildungsmarkt. Der Spracherwerb und eine gesicherte Kinderbetreuung sind die wichtigsten Grundlagen für die Integration. Wir streben eine ausbildungsadäquate Vermittlung an. Unser Ziel ist es, die Menschen passend zu ihrer Qualifikation nachhaltig zu integrieren“, äußert Angelika Hugel.

Gemeldetes Stellenangebot

2022 wurden in Chemnitz 6.845 neue Stellenangebote durch den gemeinsamen Arbeitgeber-Service von Arbeitsagentur und Jobcenter registriert. Gegenüber dem Vorjahr sind das 616 Jobangebote bzw. 8,3 Prozent weniger.

Die meisten neuen Angebote stammten aus der Zeitarbeit (1.569 Stellen), dem Bereich Freiberuflicher, wissenschaftlicher und technischer Dienstleistungen (769 Stellen), der Branche Handel, Instandhaltung- und Reparatur von Kraftfahrzeugen, der Öffentlichen Verwaltung (637 Stellen) sowie dem Gesundheits- und Sozialwesen (630 Stellen).

Rund 5.500 der neu gemeldeten Arbeitsplätze waren auf Fachkraft- oder Expertenniveau und unbefristet zu besetzen.

Der Stellenbestand lag am Ende des Jahres bei 2.747 Angeboten (Stand: Dezember 2022).

Kurzarbeit

Durch den Einsatz des Kurzarbeitergeldes konnten während der Corona-Pandemie tausende Arbeitsplätze in Chemnitz gesichert werden. Der Höchststand an abgegebenen Anzeigen seit Januar 2009 war mit 1.865 Anzeigen im Monat April 2020.

Die Anzeigen und die Inanspruchnahme nahmen 2022 deutlich ab. Von Januar bis November 2022 zeigten 371 Chemnitzer Betriebe Kurzarbeit an. Im Vorjahr waren es im gleichen Zeitraum 1.023 Unternehmen. Im ersten Corona-Krisenjahr gab es allein im April 2020 fünfmal mehr Anzeigen als im gesamten Jahr 2022.

Ausblick 2023

Wie sich der Arbeitsmarkt weiterentwickelt, ist stark von globalen und politischen Ereignissen abhängig. Neben dem Angriffskrieg auf die Ukraine beeinflussen die Themen Digitalisierung, Demografie, Dekarbonisierung, Fachkräftebedarfe und die Energiewende den Arbeitsmarkt. Diese Themen schreiten weiter voran und stehen im Fokus.

„Die Fachkräftebedarfe in vielen Unternehmen steigen weiter an. Die Investition in zukünftige Fach- und Führungskräfte, in Bildung und Qualifizierung sowie in die gezielte Zuwanderung bleiben unsere Hauptaufgaben. Wir sind für alle Unternehmen und Menschen in Chemnitz ein verlässlicher Partner – wir beraten, fördern, vermitteln und geben finanzielle Hilfen“, fasst Angelika Hugel zusammen.

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