Als die Landesärztekammer Baden-Württemberg im Herbst 2018 nach einem Jahr Zulassungsverfahren das Modellprojekt „AppDoc“ genehmigte, startete die erste verfügbare Hautscreening-App bundesweit. Verpflichtende Auflage war unter anderem eine externe wissenschaftliche Evaluation durch die Universitätsklinik Essen. Der Berufsverband der Deutschen Dermatologen zeichnete das bis dahin einzigartige Angebot im März 2019 mit dem Innovationspreis aus.
Drei Fachärzte aus Heidelberg mit jeweils mindestens 20 Jahren Praxiserfahrung haben seit der Live-Schaltung der App über mehr als zehntausend digital eingesandte Hautprobleme per App (Android/iOS) oder den Web-Browser (https://online-hautarzt.net) beraten – wobei sie sich mit ihrer Rückmeldung im Einzelfall maximal sechs Stunden Zeit lassen dürfen. Eine konkrete Handlungsempfehlung machte in etwa 70% der Fälle den Praxisbesuch überflüssig. „Der älteste Patient war 92 Jahre alt und schoss die Fotos mit seiner Digitalkamera, weil er kein Handy besaß“, berichtet Titus Brinker, Nachwuchsgruppenleiter am DKFZ und Entwickler von AppDoc.
Heute sind viele solcher Hautscreening-Apps auf dem deutschen Markt verfügbar, das Fernbehandlungsverbot ist aufgehoben, ein langes Genehmigungsverfahren mit strengen Auflagen findet nicht mehr statt.
Die Stiftung Warentest deckte teilweise gravierende Mängel bei der Evaluation der 17 verfügbaren Hautscreening-Apps auf: Eine der Apps schätzte beispielsweise eine besonders aggressive Form von Hautkrebs falsch ein, riet aber immerhin zu einer Untersuchung „so bald wie möglich“. Bei einer weiteren App wurde in einem von drei Fällen schwarzer Hautkrebs nicht erkannt, stattdessen eine gutartige Hautveränderung diagnostiziert und dem Patienten zur Kontrolle innerhalb von drei Monaten geraten. Andere Apps zeigten technische Probleme oder stellten ebenfalls Fehldiagnosen.
Testsieger mit der Gesamtnote „gut“ wurde das Modellprojekt AppDoc: Das Team aus den drei Heidelberger Fachärzten zeigte die höchste Treffsicherheit bei den Diagnosen, auch mit künstlicher Intelligenz unterstützte Apps schnitten schlechter ab.
Das Fazit der Tester: Wer ein Hautproblem feststellt, ist am allerbesten in der Hautarztpraxis aufgehoben. Für eine schnelle erste Einschätzung kann AppDoc empfohlen werden. Auch bei Hautkrebs gilt: Eine persönliche Inspektion in der Praxis mit Auflichtmikroskop kann durch eine App nicht ersetzt werden.
Links:
Testbericht Stiftung Warentest: https://www.test.de/…
Online-Hautarzt-Dienst „AppDoc“: https://online-hautarzt.net/
Externe wissenschaftliche Evaluation „AppDoc“:
https://link.springer.com/…
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1.300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können.
Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, interessierte Bürger und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.
Gemeinsam mit Partnern aus den Universitätskliniken betreibt das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) an den Standorten Heidelberg und Dresden, in Heidelberg außerdem das Hopp-Kindertumorzentrum KiTZ. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums an den NCT- und den DKTK-Standorten ist ein wichtiger Beitrag, um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Krebspatienten zu verbessern. Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.
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