Handelskreditrisiko in Osteuropa: Ausblick auf schwaches Zahlungsverhalten ist Warnsignal für deutsche Unternehmen

Inflation, Krieg in der Ukraine und die Energiekrise sorgen nach wie vor für starke Unsicherheit bei Unternehmen. Insbesondere osteuropäische Firmen sorgen sich um eine Verschlechterung des B2B-Zahlungsverhaltens in den kommenden Monaten. Dies ist eines der zentralen Ergebnisse der jüngsten Ausgabe des Atradius Zahlungsmoralbarometers Osteuropa.

„Die osteuropäischen Unternehmen haben die wirtschaftlichen Folgen des Ukrainekrieges besonders früh zu spüren bekommen“, sagt Thomas Langen, Senior Regional Director Deutschland, Mittel- und Osteuropa von Atradius. „Die Angaben unserer Befragungsteilnehmer lassen befürchten, dass sich die Zahlungsmoral ihrer Abnehmer weiter eintrübt. Die möglichen Ausfälle osteuropäischer Unternehmen können direkte Auswirkungen auf die Lieferketten deutscher Unternehmen haben, die auf Exporte an osteuropäische Firmen angewiesen sind. Das zu erwartende schwache Zahlungsverhalten im kommenden Jahr ist ein Warnsignal für deutsche Unternehmen, die auf die Region gesetzt haben“, so Langen.

Die Atradius-Umfrage basiert auf dem Feedback von fast 1.300 inländischen und ausländischen Lieferanten in Bulgarien, der Tschechischen Republik, Ungarn, Polen, der Slowakei und der Türkei. Das Ergebnis: Etwa die Hälfte (48 %) der Befragten erwartet eine Verschlechterung ihrer Außenstandsdauer (Days Sales Outstanding, DSO) in den kommenden zwölf Monaten. Als Hauptgrund für verspätete oder ausbleibende Zahlungen im Firmengeschäft wurden Liquiditätsprobleme bei Kunden genannt. Dies ist ein weit verbreitetes Problem in allen Märkten und Branchen. Für viele Unternehmen in der Region geht dies mit einem möglichen Engpass des Cashflows einher, da sie versuchen, ihre Liquiditätsposition gegen DSO-Schwankungen zu schützen. Die größten Sorgen machen sich die Befragten in der Tschechischen Republik, der Slowakei und der Türkei.

„Für viele osteuropäische Firmen ist die Situation wirklich kritisch. Die möglichen Zahlungsausfälle haben zudem mitunter direkte Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft. Insbesondere die Automobilindustrie hat durch starke Direktinvestitionen in den vergangenen zehn Jahres ein enges Verhältnis zu osteuropäischen Zulieferern aufgebaut. Liquiditätsprobleme und Zahlungsausfälle könnten hier zu kritischen Lieferengpässen für die ohnehin schon durch die Energiekrise unter Druck geratenen Automobilhersteller führen“, warnt Langen.

Auch wenn die Prognose der Forderungsausfälle zahlreiche Unternehmen beunruhigt, gibt es positive Aussichten. Das Atradius Zahlungsmoral-Barometer für Osteuropa zeigt, dass Unternehmen in Bezug auf das Kreditmanagement vorsichtig optimistisch sind, was die Wachstumsaussichten für die kommenden Monate angeht. Rund ein Drittel der befragten Unternehmen tendiert dazu, im kommenden Jahr Kreditversicherungen zu nutzen, um ihre Liquidität und Rentabilität zu schützen und gleichzeitig auf in- und ausländischen Märkten wettbewerbsfähiger zu sein.

Der vollständige Bericht mit allen Ergebnissen der Dezember-Ausgabe 2022 des Atradius-Zahlungsverkehrsbarometers für Osteuropa steht auf der Website des Kreditversicherers hier zum Download bereit.

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