Die drei Beteiligten möchten mit dieser Erklärung darauf hinwirken, dass die Schulen die Beschäftigung mit der Geschichte und Gegenwart der Sinti und Roma im Unterricht und in außerunterrichtlichen Angeboten intensivieren. In besonderer Weise sollte dabei, wie auch in der Lehrerbildung für das Thema Antiziganismus sensibilisiert werden.
Zugänge gibt es etwa in Fächern der historisch-politischen Bildung sowie im Religions- und Ethikunterricht, aber auch in sprachlichen, literarischen und künstlerischen Fächern. Dies sollte bei curricularen Erweiterungen und Hinweisen sowie bei der Erarbeitung von Handreichungen bedacht werden. Auch in der Grundschule als Ort grundlegender Erfahrungen im Umgang mit sich selbst und anderen können bereits Elemente des Themas aufgegriffen werden.
Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz 2022 und Ministerin für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Schleswig-Holstein Karin Prien: „Das Wissen über Sinti und Roma soll im Kontext deutscher und europäischer Geschichte und Kultur vermittelt werden. Es muss deutlich werden, dass Sinti und Roma wie auch andere Minderheiten ein integraler Bestandteil der Geschichte und Gegenwart der Länder und Gesellschaften sind, in denen sie leben. Die Geschichte der Sinti und Roma ist eben nicht ausschließlich eine der Ausgrenzung und der Verfolgung. Deshalb ist es wichtig, auf die kulturellen Beiträge, zum Beispiel in der Musik, der bildenden und darstellenden Kunst, der Literatur und im Film einzugehen. So erhalten die Schülerinnen und Schülern in besonderer Weise die Möglichkeit zu empathischer Erfahrung und Wertschätzung.“
Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma: „Es ist viel zu wenig bekannt, dass Sinti und Roma seit Jahrhunderten integraler Bestandteil der deutschen Gesellschaft sind. Sie haben auch wesentliche Beiträge zur europäischen Kulturgeschichte geleistet. Ein authentisches Bild der Sinti und Roma zu präsentieren und in den Kontrast zur Stigmatisierung der Minderheit als "Fremde" zu setzen, ist ein dringendes Gebot für alle Bildungseinrichtungen in Deutschland. Die Schule ist ein wichtiger Ort, der Kindern und Jugendlichen über ihre Alltagserfahrungen hinaus Horizonte eröffnen kann und in der Lage ist, Vorurteile und Zerrbilder zu entkräften und zu dekonstruieren. Ich habe große Hoffnung, dass auf der Basis unserer gemeinsamen Erklärung und der damit verbundenen Selbstverpflichtung der Länder dem Ziel einer menschenrechtsbasierten schulischen Bildung näherkommen.“
Uwe Neumärker für das Bündnis Bündnisses für Solidarität mit den Sinti und Roma Europas, ein Zusammenschluss von Zivilgesellschaft und Selbstorganisationen der Minderheiten, begrüßt die unterzeichneten Bildungsempfehlungen: „Das Bündnis betrachtet die Erklärung als großen Erfolg seines Wirkens und vor allem als einen ersten großen Meilenstein. Das Bündnis erhofft sich, dass diese Empfehlungen möglichst bald verpflichtend in den Lehrplänen und der Lehrpraxis der Bundesrepublik Deutschland umgesetzt werden. Wir regen an, dass ihre Anwendung im Sinne der Nachhaltigkeit regelmäßig durch die KMK überprüft wird.“
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