„Viele von uns sind gerade etwas müde von den verschiedenen Herausforderungen aktuell. Deswegen wollten wir eine Ausgabe kreieren, die motiviert und die guten Seiten der Veränderungen aufzeigt. Florence Kasumba, deren berufliches Vorwärtskommen perfekt zu dem Thema des Auf- und Umbruchs steht, war für uns die ideale Titelfrau“, so Kerstin Weng, Head of Editorial Content, VOGUE Germany.
„Manchmal bringt dich ein Nein weiter.“ VOGUE Germany im Gespräch mit Florence Kasumba
Im Folgenden finden Sie Auszüge aus dem Gespräch mit Florence Kasumba, die Sie für eine redaktionelle Berichterstattung verwenden dürfen.
Schon im Alter von zwölf Jahren spielte Florence Kasumba im Theater und entschied, dass die Schauspielerei ihre Berufung ist. Sie begann zu Vortanzen und Vorspielen zu gehen, auch um eine Schauspielschule zu finden. Nach der Absage in Deutschland bewarb sie sich in den Niederlanden, wo die Reaktionen deutlich positiver ausfielen. Rückblickend sagt sie: „Manchmal bringt dich ein Nein weiter. Ich bin nicht trotzig oder bockig. Für mich ist klar, dass ich entscheide, ob ich etwas kann oder nicht – nicht eine andere Person. Wenn du mir dann zehnmal sagst, dass ich nicht gut bin, dann nehme ich das vielleicht an, aber bis dahin akzeptiere ich das einfach nicht.“
Mit vier Jahren geht Florence Kasumba zur musikalischen Früherziehung. Dort lernt sie, Noten zu lesen und Instrumente zu spielen. Anschließend spielte sie über Jahre hinweg im Blasorchester. Das hat sie geprägt: „Je mehr Arbeit ich in etwas reinstecke, desto mehr werde ich dafür belohnt, weil diejenigen, die mit mir arbeiten, zufrieden sind. Und das wende ich immer noch an.“
In Deutschland sei es für sie anfangs schwierig gewesen, gute Rollen zu bekommen. Eine Erfahrung, von der auch andere bekannte Schwarze Schauspieler:innen wie Thelma Buabeng berichten. Oft gäbe es nur wenige und meist klischeehafte Rollen wie Reinigungskraft, „Flüchtling“ oder Sexarbeiter:in. Für Florence Kasumbas internationale Karriere war dieser Umstand gewissermaßen hilfreich – während es in Deutschland an interessanten Rollen mangelte, bekam sie internationale Angebote: „Dann riefen mich die Leute von ‚Wonder Woman‘ an und sagten: ‚Flo, möchtest du mitmachen?‘“ Es kam, so fasst sie ihre Erfahrung als Schauspielerin zusammen, immer besser, als sie es sich zunächst hätte vorstellen können.
Dranbleiben ist Florence Kasumbas Devise, generell als Schauspielerin und hinsichtlich der Rollen in Deutschland als spezifisch Schwarze Schauspielerin: „Es braucht Durchhaltevermögen, auch jetzt noch. Ich habe sehr viel zu lernen, auch nach über 20 Jahren. Ich gehe immer noch zum Unterricht, und wenn es Dinge gibt, bei denen ich nicht weiterkomme, dann frage ich Expert:innen.“
Ein wesentlicher Unterschied zwischen ihren deutschen und internationalen Produktionen ist, dass Florence Kasumba hierzulande zunächst als Schwarze Person wahrgenommen wird. Dazu gehört, dass von ihr in Interviews so gut wie immer erwartet wird, dass sie sich zum Thema Rassismus positioniert: „Ich bin keine Rassismusexpertin und muss noch viel dazu lernen. Es gibt viele Begriffe, die ich vor 2020 nicht kannte. Mein Fokus ist mein positiver Beitrag.“
Die heute 46-Jährige konnte sich in ihrem Berufsfeld stets ausprobieren und auch Fehler machen. Dieser Umstand habe sie selbst zu einer besseren Schauspielerin gemacht. Es ist ihr wichtig, das weiterzugeben. Am Set von „Black Panther: Wakanda Forever“ arbeitete Florence Kasumba mit Kolleg:innen zusammen, die gut 20 Jahre jünger sind als sie selbst. Deren Aufregung sei spürbar gewesen, sie kenne sie aus ihren frühen Jahren selbst: „Mir ist es wichtig, meinen Kolleg:innen den Druck zu nehmen und ihnen zu sagen: ‚Wir werden eine richtig schöne Zeit zusammen in ‚Wakanda‘ haben.‘ Ich kann ihnen Zuneigung und Liebe entgegenbringen und sie wissen lassen, dass ich genau weiß, wie sie sich fühlen. Das hier ist ein Safe Space, ich trage selbst dazu bei, dass dieser Raum sicher ist.
Abseits der internationalen Erfolge ist Kasuma eine bodenständige Frau geblieben. Das verdankt sie auch ihrem persönlichen Umfeld. In ihrem Freundeskreis und ihrer Familie zählt sie als Mensch. Ihre beruflichen Erfolge oder mit welcher bekannten Person sie gerade vor der Kamera steht, interessieren dort nicht: „Meine Kinder sind nicht impressed. Wenn ich heute nach Hause komme, dann erwartet mich eine Liste, da stehen einige Sachen drauf. Ich muss also einkaufen gehen und den Haushalt machen. Die wissen, dass ihre Eltern Künstler:innen sind, aber es interessiert sie nicht.“
Auf die Frage, von welcher Rolle sie wünsche, dass sie für sie geschrieben würde, antwortet Florence Kasumba: „Ich möchte in einem internationalen Team von Ermittler:innen spielen, in dem alle aus unterschiedlichen Ländern kommen und etwas dazu beitragen, dass ein Fall gelöst wird. Das sind die Rollen, die mir am meisten Spaß machen. Wenn alle am Set aus unterschiedlichen Ländern kommen, musst du dich anders navigieren – du musst zuhören und offen sein. Das entspricht auch meinem Wunsch, dass Menschen sich friedvoller und mit mehr Respekt gegenüber-treten.“
Die Januar-/Februarausgabe von VOGUE Germany ist unter dem Titel „Let’s Go!“ ab. 27. Dezember 2022 im Handel und online erhältlich. Die Coverstory finden Sie jetzt auf VOGUE.de.
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