Aus Scherben wieder auferstanden: Prunkvoller barocker Kachelofen der Burg Trausnitz nach aufwendiger Restaurierung wiederaufgestellt

Mehr als 60 Jahre nach dem Brand der Burg Trausnitz kommt ein eindrucksvoller Barockofen zurück auf die Burg. Einst war er Glanzpunkt in einem historischen Saal im Fürstenbau, für den er um 1679 im Auftrag des bayerischen Kurfürsten Ferdinand Maria (reg. 1651-79) zusammen mit der barocken Ausmalung des Saals geschaffen worden war. In langjähriger Detailarbeit ließ die Bayerische Schlösserverwaltung den dreieinhalb Meter hohen Prunkofen unter der fachlichen Leitung der Keramikrestauratorin Barbara Nahstoll aus Hunderten von Fragmenten sowie vielen Ergänzungen wiederherstellen. Der farbenprächtige Landshuter Kachelofen ist ein echter Hingucker und als authentisches Ausstattungsstück ein weiterer Höhepunkt in den erst kürzlich neu gestalteten Schauräumen im zweiten Obergeschoss der Burg, freut sich Museumsdirektorin Dr. Brigitte Langer. Ab morgen, 13. Dezember 2022, beginnt der Aufbau des Barockofens auf der Burg Trausnitz. Die Arbeiten dauern voraussichtlich bis zum Ende dieser Woche.

Auf der Burg Trausnitz befanden und befinden sich noch sehr viele beeindruckende Kachelöfen aus unterschiedlichen Epochen. Bei dem verheerenden Brand am 20. Oktober 1961 im sogenannten Fürstenbau waren in diesem Trakt unter anderem auch fünfzehn historische Prunkkachelöfen zerstört worden. Diese Öfen erlitten durch den Brand nicht nur unterschiedlich starke Hitzeschäden, sondern stürzten mit dem gesamten Stockwerk ein, wodurch sie in kleine Scherben zerbrachen. Schon direkt nach dem Brand wurden beflissentlich alle Keramikfragmente aus dem Bauschutt heraussortiert und eingelagert. Nur zwei der Öfen konnten bald danach in Kooperation mit der Keramikfachschule Landshut mit vielen neu angefertigten Kacheln wiederaufgebaut werden.

Durch die Keramikrestaurierung der Schlösserverwaltung erfolgte 2013/14 eine umfängliche Sichtung und Zuordnung des gesamten Fragmentkonvoluts der Kachelöfen. Um die Möglichkeiten einer jeweiligen Rekonstruktion museal sinnvoll auszuloten, wurden Tausende von Scherben wie Riesenpuzzles nach alten Fotos ausgelegt, sortiert, zugeordnet und passende Fragmente fixiert. Von dem großen Barockofen waren genügend Teile erhalten, um eine vollständige Rekonstruktion zu wagen.

Der zweigeschossige Barockofen ist durch seinen reichen plastischen Schmuck und seine heraldische Farbigkeit besonders prächtig und repräsentativ gestaltet. Große weißblaue Schaukacheln mit Blumenvasen in Ranken an jeder Front werden von grün glasierten Eckkacheln, Friesen und Gesimsen eingefasst und gegliedert. Das bayerische Kurfürstenwappen zeichnet die Hauptschauseite aus. Vier ockerfarbene Löwen als Wappenhalter dienen als Füße. Selbst die Standfläche des Ofens aus weißblauen Kacheln in Form der bayerischen Wappenrauten ist in großen Teilen erhalten geblieben.

Die aufwendige Wiederherstellung des Ofens wurde in einer ungewöhnlichen, grenzüberschreitenden Kooperation des Restaurierungszentrums der Bayerischen Schlösserverwaltung mit dem Zentrum für Konservierung und Restaurierung der Kulturgüter „La Venaria Reale“ bei Turin im Rahmen eines Studienprojekts realisiert. Unter der Leitung ihres Dozenten Marco Demmelbauer bearbeiteten seit 2015 Studentinnen und Studenten der Restaurierung der Universität Turin für einige Wochen im Jahr erst in München, zuletzt Corona-bedingt in Italien, Tranche für Tranche des Ofens. Was für ein schönes Zusammentreffen, dass die Residenzstadt Turin und das Savoyer Königsschloss La Venaria Reale auch die Heimat der Gemahlin des Auftraggebers des Ofens, der bayerischen Kurfürstin Henriette Adelaide, gewesen ist.

Die zahllosen erhaltenen Scherbenfragmente wurden gereinigt, zugeordnet und miteinander verklebt. Mittels einer Metallnetz-Armatur wurde die Struktur unter Integration der vorhandenen originalen Bruchstücke stabilisiert. Die zahlreichen großen Fehlstellen und Lücken wurden durch Abformungen mittels Silikonabdrücken mit Gipsstuck geschlossen. Abschließend erfolgte die farbliche Anpassung der Ergänzungen und die Wiederherstellung des Oberflächenglanzes durch diverse lasierende Retuschen in Acrylfarbe. Der Ofen ist nun museal mittels einer reversiblen Tragstruktur aus Edelstahl wiederaufgebaut.

Die Burg Trausnitz ist im Winterhalbjahr täglich von 10-16 Uhr zu besichtigen, an Werktagen mit Führung, an Sonn- und Feiertagen in freiem Rundgang. Am 24., 25. und 31.12. sowie am 1.1. und am Faschingsdienstag (21.2.2023) ist die Burg für die Besichtigung geschlossen.

Weitere Informationen zur Burg Trausnitz sind unter www.burg-trausnitz.de zu finden.

Die Burgverwaltung Landshut

Die gut 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Außenverwaltung in Landshut sowie sieben Saisonkräfte kümmern sich mit viel Sorgfalt und Mühe nicht nur um die Burg Trausnitz und die Stadtresidenz in Landshut, sondern auch um die Burg Burghausen. Für ein einmaliges Erlebnis und einen angenehmen Besuch sorgen die Burg- und Schlossführerinnen und – teilweise hinter den Kulissen wie beispielsweise in Werkstätten – Mitarbeitende in der Verwaltung, Haustechniker sowie Kassen- und Reinigungspersonal.

Die Bayerische Schlösserverwaltung

Die Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen ist eine der traditionsreichsten Verwaltungen des Freistaates Bayern. Als Hofverwaltung der Kurfürsten und der Könige entstanden, ist sie heute mit 45 Schlössern, Burgen und Residenzen sowie weiteren Baudenkmälern einer der größten staatlichen Museumsträger in Deutschland. Dazu kommt noch ein ganz besonderes geschichtliches Erbe: die vielen prachtvollen Hofgärten, Schlossparks, Gartenanlagen und Seen. Die einzigartigen Ensembles europäischer Architektur gepaart mit reichhaltiger künstlerischer Ausstattung ziehen jährlich ein Millionenpublikum aus aller Welt an.

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