„Partnerschaft und subtiler Rassismus“

„Partnerschaft und subtiler Rassismus“ – dieses Thema behandelte ein internationaler Workshop der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) vom 25. bis 31. Oktober 2022 in Windhoek (Namibia) mit 23 Teilnehmer*innen aus Indonesien, Namibia, DR Kongo, Ruanda, Südafrika, Tansania und Deutschland.

Die am Workshop beteiligten kirchlichen Verantwortungsträger*innen und Ehrenamtlichen aus der Partnerschaftsarbeit der VEM waren sich darüber einig, dass Menschen nicht von Natur aus in einer genetisch vererbbaren Hierarchie stehen. Die Teilnehmer*innen wiesen auf die Tatsache hin, dass es keine überlegene und unterlegene „Rasse“ gäbe und somit auch keine Legitimation für die vermeintlich überlegene „Rasse“, einen leichteren Zugang zu Ressourcen zu erhalten, während die angeblich unterlegene „Rasse“ ausgebeutet oder Opfer von Verbrechen wird. Der Workshop stand somit auch unter dem Zitat der feministischen Soziologin, Colette Guilliman, die feststellt: "Rassen gibt es nicht, aber sie tötet Menschen".

Rassismus ist immer noch in Kirche präsent

Mit Blick auf die Partnerschaftsarbeit wurde beobachtet, dass heute ein oftmals subtiler Rassismus im kirchlichen Kontext Realität sei. Obwohl viele offenkundige Formen von Rassismus verschwunden seien und diskriminierende Handlungen in zahlreichen Ländern inzwischen als rechtswidrig gälten, seien viele über Generationen weitergegebene rassistische Denkmuster und Verhaltensweisen in den heutigen Gesellschaften immer noch lebendig.

Der tansanische Theologe Emmanuel Kileo, der acht Jahre lang in Deutschland als Gemeindepfarrer tätig gewesen ist, meinte dazu: „Wenn Gottesebenbild in jedem von uns gegenwärtig ist und mit unserer Menschenwürde zusammenhängt, dann entwürdigen wir Gott, wenn wir uns gegenseitig entwürdigen. Rassismus in der Kirche ist dann nicht nur eine Sünde, es ist Ketzerei, es ist wie ein Krebsgeschwür in unseren Kirchen“.

Während der Besuche von Projekten in den Vororten und im Zentrum von Windhoek fühlten sich die Teilnehmer*innen darin bestätigt, dass die deutsche Kolonialherrschaft und die damit einhergehende soziale Ungleichheit der Vergangenheit beispielsweise anhand deutscher Straßennamen immer noch sichtbar sei. Diese Ungleichheit werde durch die wirtschaftliche Ungerechtigkeit bis heute fortgeschrieben.

Empfehlungen für rassismusfreie kirchliche Partnerschaftsarbeit

Nach intensiven Diskussionen und Beratungen kamen die Teilnehmer*innen aufgrund ihres prophetischen und seelsorgerischen Anliegens zu der Selbstverpflichtung, dass jeder Einzelne, jede Kirche und vor allem jede Partnerschaftsgruppe proaktiv gegen jede Form von Rassismus eintreten müsse, weil jeder Rassismus eine Menschenrechtsverletzung sei, die es zu überwinden gelte. Darüber hinaus verpflichteten sie sich dazu, den Opfern von Rassismus beizustehen und Rassismus konsequent aufzudecken und abzubauen.

„Die Kirche und ihre Partnerschaften sind leer, wenn sie sich nicht mit den historischen Aspekten und der Gegenwart des subtilen Rassismus auseinandersetzen. Wenn wir jetzt nicht aktiv werden, werden auch künftige Generationen noch Rassismus erleben“, so Sarah Vecera, zuständig für Antirassismus-Trainings bei der VEM und Autorin des Bestsellers „Wie ist Jesus weiß geworden? Mein Traum von einer Kirche ohne Rassismus.“ Für die rassismusfreie Partnerschaftsarbeit könne dies beispielsweise durch die gemeinsame Erarbeitung eines Instrumentariums zur Informierung über die Geschichte, Bedeutung und Auswirkungen von Rassismus für kirchliche Gemeinschaften sowie mit der Förderung antirassistischer Projekte gelingen.

Mit Blick auf die Entwicklung konkreter Maßnahmen gaben die Workshop-Teilnehmer*innen Empfehlungen aus, die unter anderem die Bewusstseinsschaffung für die Problematik sowie den Austausch und die Debattenführung über Rassismus umfassten, um innerhalb kirchlicher Partnerschaften einen Dialog über das sensible Thema zu ermöglichen. Darüber hinaus sei es notwendig, Anti-Rassismus-Trainings durchzuführen und nicht zuletzt Raum für Traumaheilung und Versöhnung anzubieten.

Frauke Bürgers, Partnerschaftsbeauftragte der VEM und Organisatorin des Workshops, resümierte: „Die Konferenz war ein großer Erfolg, vor allem die offene und vertrauensvolle Atmosphäre, in welcher auch Traumata und offene Wunden angesprochen werden konnten. Jetzt geht die Bitte und der Wunsch an die Partnerschaften, sich dem Thema gemeinsam in einem offenen Gespräch zu stellen, um so den subtilen Rassismus in der kirchlichen Partnerschaftsarbeit zu überwinden.“

Über Vereinte Evangelische Mission (VEM)

Die Vereinte Evangelische Mission (VEM) mit Büros in Wuppertal, Indonesien und Tansania ist eine internationale, gleichberechtigte Gemeinschaft von 39 Mitgliedern, darunter 32 evangelische Kirchen in Afrika und Asien sowie sechs deutsche EKD-Kirchen und den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel. Die VEM verfolgt konsequent ein ganzheitliches Missionsverständnis. Dazu gehört, die Lebensumstände notleidender und benachteiligter Menschen unter Achtung ihrer persönlichen Würde und Berücksichtigung ihres kulturellen Kontexts zu verbessern.

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