Online-Shopping: So geht’s nachhaltig

Es ist verlockend simpel, das Einkaufen per Mausklick. Gerade am kommenden Black Friday warten wieder mehr oder weniger einzigartige Mega-Schnäppchen auf genau diesen Klick. Nicht sicher bei der Größe? Kein Problem, einfach den gewünschten Artikel in mehreren Größen bestellen. Zweifel bei der Farbe? Was soll’s, am besten die ganze Farbpalette in den Warenkorb klicken und zu Hause in Ruhe entscheiden. Lange Rückgabefristen und der Kauf auf Rechnung runden das Angebot ab. Durch dieses leichtfertige Shoppen wird fast jedes vierte Paket im Online-Handel zurückgeschickt. Die Folge: lange Transportwege, viel Verpackungs- und Kleidungsmüll, hohe CO2-Emissionen. Doch Online-Shopping geht auch nachhaltig. Wie das funktioniert, erklären die ARAG Experten.

Traurige Bilanz
In keinem europäischen Land ist es so bequem und kostengünstig, Ware zurückzuschicken. Deutschland ist laut Forschungsgruppe Retourenmanagement von der Uni Bamberg mit fast 530 Millionen Rücksendungen im letzten Jahr Retouren-Europameister. Bei neun von zehn retournierten Sendungen hierzulande handelte es sich um Mode-Artikel. Würde man die zurückgesendeten Pakete aneinanderreihen, würden sie gut fünf Mal um die Welt reichen. Dabei wird so viel Treibhausgas ausgestoßen, als würde ein Pkw schätzungsweise 5,3 Milliarden Kilometer zurücklegen. Nach Informationen der ARAG Experten sind diese Werte wahrscheinlich deutlich höher, denn 80 Prozent der Unternehmen erfassen keinen ökologischen Fußabdruck .

Wegwerfen statt spenden
Etwa 17 Millionen der retournierten Artikel wurden entsorgt. Offenbar lohnt weder der Aufwand, die Ware wieder ins Sortiment aufzunehmen, noch sie zu spenden. Dies gilt nicht nur für Kleidung, sondern auch für neuwertige elektronische Geräte. Das bedeutet, dass ein solches Produkt nicht nur einen doppelten Transportweg verursacht hat, sondern auch vergeblich produziert wurde.

Um diesen Abfall zu vermeiden und das Recycling zu verstärken, wurde das Kreislaufwirtschaftsgesetz um die Obhutspflicht erweitert. Danach müssen Hersteller beim Vertrieb ihrer Produkte dafür sorgen, dass deren Gebrauchstauglichkeit erhalten bleibt und sie nicht zu Abfall werden. Mit dieser Obhutspflicht hat der Staat gleichzeitig zum ersten Mal eine rechtliche Handhabe gegen die Vernichtung von Neuware oder Retouren.

Unnütze Versandwege
Lange Transportwege, Express-Lieferungen und individuelle Lieferzeiten, bei denen Fahrzeuge oft nicht voll beladen werden können, haben negative Auswirkungen auf die CO2-Bilanz. Zudem müssen Paketdienstleister oft mehrere Zustellversuche unternehmen, weil niemand zu Hause angetroffen wird. Am Ende landet das Paket in einer Filiale und es fällt durch die Abholung ein weiterer Transportweg an. Diesem Trend können Online-Shopper entgegenwirken, indem sie frühzeitig bestellen und sicherstellen, dass die Ware in Empfang genommen werden kann. Denkbar wäre auch die Lieferung an eine Packstation, das Deponieren an einem alternativen Ablageort am Grundstück oder ein Nachbar, der die Ware annimmt. Auch eine Sammelbestellung kann helfen, das CO2-Aufkommen zu reduzieren. Vielleicht besteht ja in der Familie oder in der Nachbarschaft Interesse, beim gleichen Onlineshop zu bestellen.

Verpackungsmüll vermeiden
Durch den Zuwachs an Bestellungen steigt auch der Verbrauch an Verpackungsmaterialien. Zur Verpackung der Ware kommt mindestens ein Versandkarton hinzu. Damit die Ware den Transportweg unbeschadet übersteht, wird sie zudem oft durch Luftpolsterfolie gesichert oder es werden nach dem Motto ‚wackelt und hat Luft‘ ganze Lagen des Kunststoffmaterials bis zur Oberkante in den Karton hineingestopft. Viele Unternehmen nutzen zudem die Gelegenheit und legen zahlreiche Kataloge, Flyer oder Broschüren für Werbezwecke dazu. Um diesen Verpackungswahn einzudämmen, raten die ARAG Experten, Online-Händler zu bevorzugen, die Mehrwegbehältnisse anbieten. Wer seine Onlinekäufe bei möglichst wenig verschiedenen Händlern tätigt, kann ebenfalls dazu beitragen, Verpackungsmüll zu vermeiden.

Bewusstsein: Brauche ich das wirklich?
Ein großer Schritt ist schon getan, seinen Einkauf zu hinterfragen. Brauche ich das Teil wirklich? Kann ich das Produkt nur online kaufen oder gibt es das auch im Einzelhandel vor Ort? Bin ich mir sicher, dass diese Größe passt? Hierbei raten die ARAG Experten, an einem gut passenden Kleidungsstück Maß zu nehmen und mit detaillierteren Größenangaben des Anbieters zu vergleichen. Falls es online keine konkreten Angaben gibt, könnte man auch den Anbieter kontaktieren und um Details und Zentimeterangaben bitten. Durch ein paar Fragen können unnötige Fehlkäufe, Fahrtstrecken und vor allem Retouren vermieden werden.

Grüne Suchmaschinen
Schon die Suche selbst kann laut ARAG Experten nachhaltig gestaltet werden: Durch „grüne“ Suchmaschinen, die nachhaltige Projekte fördern, wie beispielsweise Ecosia. Zudem lohnt es sich, direkt nach Online-Shops zu suchen, die sich in puncto Transport, Verpackungsmüll und Arbeitsbedingungen einem umweltfreundlichen Konzept verschrieben haben. Ob Mode, Lebensmittel, Möbel oder Bürobedarf – fair einkaufen kann man beispielsweise bei memolife, avocadostore oder kivanta .

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