Gewinnung von Fachkräften essenziell für die Branche: ATV richtet sich mit Forderungskatalog an Vertreter*innen der Bundespolitik

Klares Augenmerk auf ausländische Fachkräfte und Stärkung des dualen Systems: Das Aktionsbündnis Tourismus Vielfalt macht in seiner jüngsten Stellungnahme auf die Wichtigkeit dieser und weiterer Aspekte für die Tourismus-Industrie aufmerksam. In zwei Schreiben an Bundesarbeitsminister Hubertus Heil sowie an Claudia Müller, Koordinatorin für maritime Wirtschaft und Tourismus, begrüßt die Interessenvereinigung bestehende Initiativen, fordert jedoch noch stärkeres Engagement, um die Lücke von Arbeitskräften künftig zu schließen und somit den Bestand des Wirtschaftszweiges zu sichern.

Die Pandemie habe die Reisewirtschaft erschüttert – hinzu kämen Inflation und drohende Rezession. Die Hilfen seien daher zwar löblich, aber praktisch wirkungslos, wenn das Personal fehlt. Der Fach- und Arbeitskräftemangel stelle entsprechend eine allumfassende Herausforderung für den Bestand der Industrie dar. Das betreffe sämtliche Bereiche von der Gastronomie- und Veranstaltungsbranche bis hin zu Reisebüros, Veranstaltern und Busbetrieben. Zudem seien die Ausbildungszahlen seit Jahren rückläufig, so dass künftig noch weniger Kräfte zur Verfügung stünden. Die Branche ergreife längst Schritte, um der Abwanderung von Fachkräften entgegenzuwirken. Eine Rehabilitierung der Zahlen sei aber nur gänzlich möglich, wenn die Branche in direkter Zusammenarbeit mit der Bundesregierung dem Mangel effektiv begegne und zielorientierte Maßnahmen auf den Weg bringe. 

Das Bündnis habe daher eine Reihe von Aspekten identifiziert, um politisch gegenzuwirken. Das ATV begrüßt Maßnahmen wie das Aufstiegs- und Lebenschancen-BAföG, Bildungsteilzeit sowie den Ausbau von Weiterbildungsagenturen. Überdies regt das Bündnis jedoch eine Ausweitung der tourismusbezogenen Bildungsprogramme an. In dem Zuge fordert das ATV, die Kapazitäten in diesem Bereich zu erweitern. So solle das Angebot grundständiger und berufsbegleitender Studiengänge an den Hochschulen und Universitäten ausgeweitet werden. Zudem fordert das Bündnis die Förderung von Aus- und Weiterbildungsangeboten und spricht sich für eine Verbesserung der Ausbildungsangebote aus. Wünschenswert sei eine hauptamtlich besetzte Koordinierungsstelle, die Belange der außerschulischen Bildung vertritt und bündelt.

Darüber hinaus betont das ATV, dass die Branche bei der Anwerbung von Fachkräften nicht zuletzt aufgrund der demografischen Entwicklung in harter Konkurrenz zu anderen Zweigen der Wirtschaft stünde. Um das Image der Branche aufzuwerten, benötige es einer aktiven Werbung für den Tourismus als attraktiver Arbeitgeber. Entsprechend fordert das Bündnis, insbesondere die dualen Entwicklungschancen stärker herauszustellen. Das Bekenntnis zum System im Koalitionsvertrag geht dem ATV dabei nicht weit genug. Daher fordert dieses eine stärkere Förderung und Modernisierung in Theorie und Praxis.

Die Maßnahmen der Bundesregierung zur Gewinnung ausländischer Fachkräfte hebt das Bündnis ausdrücklich positiv hervor, sieht aber gleichzeitig noch weiteren Handlungsbedarf. So brauche es eine konsequente Anwendung des sogenannten 3+2 Modells, also drei Tage im Büro, zwei Tage zuhause – oder umgekehrt, um langfristige Perspektiven zu eröffnen und die Attraktivität des deutschen Arbeitsmarktes weiter zu steigern. Weiterhin sieht das ATV große Chancen in der Ausweitung visa-freier Arbeitserlaubnisse von Saisonkräften. Das Bündnis fordert die Bundesregierung daher auf, weitere branchengerechte Absprachen mit Ländern zu forcieren und ggfs. zusätzlich das Konzept der Blue Card über Fachkräfte hinaus auf weitere Ausbildungswege und Positionen auszudehnen. 

Nicht zuletzt thematisieren die Initiatoren der Forderungen noch eine Reihe von weiteren Aspekten, darunter etwa die Änderung der steuerlichen Stellung von Mitarbeiterunterkünften oder die Tatsache, dass in der neuen Fachkräftestrategie die Verdopplung des Beschäftigungszeitraums für kurzfristige Beschäftigte keine Erwähnung findet. Das ATV fordert daher zum Beispiel erneut eine Verdopplung des möglichen Beschäftigungszeitraums für alle Arbeitnehmer*innen, die nicht auf den Minijob zur Existenzsicherung angewiesen sind.

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Im Aktionsbündnis Tourismusvielfalt (ATV) haben sich 28 touristische Branchenverbände zusammengeschlossen und vertreten mehr als zehntausend Unternehmen, die für über eine Million Arbeitsplätze verantwortlich sind. Das Aktionsbündnis vereinigt einen umfassenden Querschnitt der deutschen Tourismuslandschaft. Die gemeinsame Zielsetzung ist es, die vielfältige Tourismuslandschaft zu erhalten. Das Aktionsbündnis tritt gemeinsam und mit einer Stimme gegenüber Politik und Öffentlichkeit auf und bündelt die Interessen der Branche. Nähere Informationen finden sich unter www.tourismusvielfalt.de

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