Nun, dieser Event ist deswegen so spannend, weil wir in den letzten Jahren nie 200 KünstlerInnen aus einem Ort oder einer Region so hautnah in einer Ausstellung entdecken konnten. Normalerweise ist jede/r für sich unterwegs – wenn’s gut kommt, mal in einer Weihnachtsausstellung unter «ferner liefen» … Bei Second Art haben aber alle Mitwirkenden den gleichen Stellenwert und präsentieren ihre Arbeiten, die unter den gleichen Voraussetzungen der Aufgabestellung entstanden sind, gemeinsam. Miteinander. Das schafft für die KünstlerInnen, wie auch für das Publikum eine ganz neue Perspektive: WIR.
Als ich angefragt wurde, ob ich Lust hätte, den Kunstkatalog als «ensuite-Spezial»-Ausgabe zu produzieren, war die Antwort klar: In den letzten 20 Jahren hat es kein vergleichbares Projekt gegeben. Second Art repräsentiert genau, was mich als Verleger und Kulturkritiker beschäftigt: Das Selbstbewusstsein einer Gesellschaft ihrer Kultur und Kunst gegenüber. Kein Projekt in dieser Grösse hat das je besser repräsentiert. Nie gab es einen besseren Überblick des Kunstschaffens, als was hier sich zusammengefunden hat.
Aber Second Art ist auch ein Aufbruch, nach Corona, in diesen wilden Klima- und Kriegszeiten. Wir reden immer über Systemwandel und Veränderung, über neue Visionen und Bewegungen. Hier formiert sich endlich eine neue Gruppe von KulturaktivistInnen, was wir ja schon so lange vermisst haben. Es ist eigentlich bereits das zweite Projekt, denn mit dem Ghost-Festival hat alles so richtig Fahrt aufgenommen. Und beide Projekte zeigen sehr deutlich: Ja, es ist möglich! Wir können viel mehr erreichen – gemeinsam. Das muss man insbesondere laut sagen, weil die Stadt Bern, die Kulturabteilung, das Projekt abgelehnt hat und sogar eine Konzeptänderung verlangte! Welch Kultur-Dilettantismus!
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