Was das System so besonders macht, erläutert Dr. Erich Wranze-Bielefeld, ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes im Vogelsberg: „Unser Ziel ist, die Versorgung bei Notfällen immer weiter zu verbessern – und dabei die vorgehaltenen Strukturen intelligent und rasch einzusetzen.“ Wichtig dabei ist, überflüssige Notarzteinsätze zu vermeiden. „Denn immer wieder kommt es vor, dass sich erst am Einsatzort herausstellt, dass keine Notfallmedizinische Betreuung nötig ist. Das bindet Personalkapazitäten, die woanders gegebenenfalls besser eingesetzt sind“, führt der Mediziner aus.
Oft zeige sich für die Rettungskräfte erst vor Ort ein genaues Bild der Lage. „Kommt dann der Einsatz der Telenotfallmedizin in Frage, wird ein Tele-Notarzt alarmiert, der Zugriff auf die Daten der Diagnosegeräte des RTW bekommt“, führt der ärztliche Leiter aus. Somit stehen dann die Informationen des EKG-Gerätes, die Herz- und Atemfrequenz des Patienten, die Temperatur oder der Sauerstoffgehalt im Blut auf dem Laptop des Notarztes zur Verfügung. „So können anhand der medizinisch relevanten Daten gezielt Therapieschritte eingeleitet werden, ohne direkt vor Ort zu sein. Sollte Bedarf bestehen, ist außerdem die Alarmierung eines Notarztes zum Einsatzort möglich“, sagt Wranze-Bielefeld.
Für Rettungssanitäterin Mareike Diehl und Notfallsanitäter Andre Hoß, die beide in der Wache in Alsfeld im Dienst sind, ist der Einsatz des Telenotfallmedizin-Systems mittlerweile vertraut und eingeübt. Sie werden in einigen Tag- und Nachtschichten vom Fernsehteam begleitet, und geben einen Einblick in die Arbeit mit dem Telenotfallmedizin-System. Dieses hat sich im Einsatz dort schon seit einiger Zeit bewährt, wie Notfallsanitäter Hoß ausführt. Dieses Urteil zeichnet sich ebenfalls für das gesamte Pilotprojekt ab: „Unser wichtigstes Ziel, nämlich die Anzahl nicht erforderlicher Notarzteinsätze zu reduzieren, haben wir erreicht“, sagt der Ärztliche Leiter. Notärztinnen und Notärzte blieben so für weitere Einsätze verfügbar und viel früher kann die passende medikamentöse Therapie, zum Beispiel mit Schmerzmitteln, Mitteln zur Blutdrucksenkung oder bei Verdacht auf Herzinfarkt erfolgen. Auch die Anfahrt eines geeigneten Krankenhauses und eine adäquate Versorgung kann so gezielt gesteuert werden, „und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Rettungsdienst steht rund um die Uhr erfahrene Notarztberatung zur Verfügung“, sagt Wranze-Bielefeld.
Zunächst läuft die Pilotphase des Telenotfallmedizinmedizin- Systems bis zum 30. Juni nächsten Jahres weiter. Die Erfolge stimmen zuversichtlich, dass das Land Hessen und die Krankenkassen das Projekt auch in Zukunft anerkennen und fördern.
Beitrag soll Anfang Januar erscheinen
Noch einige Drehtage ist das Fernsehteam gemeinsam mit der Besatzung der Alsfelder Wache zu sehen. Geplant ist der Beitrag im Arte-Format „Arte Re:“, der verschiedene Telenotfallmedizin-Projekte in ganz Europa beleuchtet, für Anfang Januar. Ab dann wird er zuerst in der Arte-Mediathek und anschließend im TV-Programm zu sehen sein.
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