In der „Erklärung von Wuhan“ bekennen sich die Vertragsparteien zu den Zielen der Ramsar-Konvention. Der Schutz von Feuchtgebieten soll sowohl in relevante nationale Strategien, wie Biodiversitäts-, Klimaschutz und Klimaanpassungsstrategien integriert als auch sektorübergreifend berücksichtigt werden, so zum Beispiel in der Landwirtschaft, der Waldwirtschaft und der Stadtplanung. Dadurch können Feuchtgebiete ihre Rolle als naturbasierte Lösungen gegen die Klimakrise und das Artenaussterben besser wahrnehmen. Sie gehören zu den vielseitigsten und zugleich gefährdetsten Ökosystemen der Erde. Seen und Flüsse, Moore und Sümpfe, Korallenriffe und Mangrovenwälder sind nicht nur als Lebensräume für seltene und bedrohte Tier- und Pflanzenarten schützenswert, sie stellen auch für den Menschen lebenswichtige Ökosystemleistungen bereit. Feuchtgebiete versorgen uns mit Trinkwasser und Nahrung, verbessern die Wasserqualität, schützen uns vor Naturkatastrophen wie Überschwemmungen und leisten als langfristige Kohlenstoffsenken einen höheren Beitrag zum Klimaschutz als irgendeine andere Art von Ökosystemen.
Außerdem wurde auf der Konferenz beschlossen, in den nächsten drei Jahren eine globale Bewertung der Lücken im Netz der Feuchtgebiete von internationaler Bedeutung vorzunehmen. So ergab zum Beispiel eine Analyse der Ramsar-Gebiete im Mittelmeerraum zum 50-jährigen Bestehen der Konvention, dass über 150 Gebiete trotz ihrer Bedeutung für überwinternde Wasservögel momentan nicht Teil des Netzwerkes sind. 95 dieser Gebiete haben demnach sogar keine Art von Schutzstatus.
Weiterhin wurden in Genf 25 neue sogenannte „Wetland Cities”, also Städte mit besonderem Bezug zu Feuchtgebieten, geehrt. Die Auszeichnung als „Wetland City“ wurde unter der Ramsar Konvention konzipiert, um gerade Städte, die sich in unmittelbarer Nähe von Feuchtgebieten und insbesondere Ramsar-Gebieten befinden und die von ihnen abhängig sind, zu nutzen. So kann in der Öffentlichkeit ein stärkeres Bewusstsein für diese wertvollen Ökosysteme und deren Schutz geschaffen werden. Zu den neu akkreditierten Städten zählen z.B. Valencia in Spanien und Kapstadt in Südafrika.
Zeitgleich zu den Verhandlungen fanden eine Reihe von Side Events statt, u.a. ein Side Event des von der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) finanzierten Projekts in Indien zu Feuchtgebieten als wichtige Pfeiler für Biodiversitäts- und Klimaschutz. Das Projekt leistet einen Beitrag zur Erhaltung und zum nachhaltigen Management von Feuchtgebieten in drei Bundessstatten Indiens, etwa durch die Erstellung eines Leitfadens für Anwender*innen zum Management von Klimarisiken in Feuchtgebieten.
Künftig soll die Kooperation zwischen der Ramsar-Konvention und den verschiedenen internationalen Konventionen wie der UN-Biodiversitätskonvention (CBD) und der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC) intensiviert werden. Aktivitäten zu Kommunikation, Bildung, Partizipation und Öffentlichkeitsarbeit in der Umsetzung der Konvention sollen gestärkt und strategischer ausgerichtet werden. Dies soll unter anderem durch eine stärkere Integration von Feuchtgebietsschutz im Bildungswesen als auch durch eine stärkere Einbeziehung von Jugendvertretern, z.B. als Mitglied von offiziellen Delegationen zur Vertragsstaatenkonferenz, erreicht werden.
Auch der russische Angriffskrieg auf die Ukraine überschattete die Verhandlungen in Genf. Die Ukraine berichtete von den verheerenden Auswirkungen auf 16 Ramsar-Gebiete und der möglichen Gefährdung von 15 weiteren Feuchtgebieten internationaler Bedeutung. Die Vertragsstaaten verabschiedeten in diesem Zusammenhang eine Resolution, in der sie einen sofortigen, kompletten und bedingungslosen Rückzug Russlands verlangen und das Ramsar-Sekretariat dazu auffordern, eine Bewertung der betroffenen Gebiete zu koordinieren, um entsprechende Wiederherstellungsmaßnahmen vorzuschlagen.
Die deutsche Delegation wurde vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) geleitet und durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) unterstützt.
Hintergrund
Schon seit über 51 Jahren setzt sich die Ramsar-Konvention für Feuchtgebietsschutz ein. Es handelt sich damit um die älteste internationale Konvention, die sich mit dem Erhalt und der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen beschäftigt. Die 172 Vertragsstaaten treffen sich alle drei Jahre, um sich über den Fortschritt beim Schutz, der Wiederherstellung und der nachhaltigen Nutzung von Feuchtgebieten auszutauschen und das gemeinsame Abkommen weiterzuentwickeln. Die Ziele werden unter anderem durch ein globales Netzwerk von derzeit 2468 Feuchtgebieten internationaler Bedeutung umgesetzt.
Die Ausweisung von „Feuchtgebieten von internationaler Bedeutung“, auch Ramsar-Gebiete genannt, ist ein Instrument der Konvention, um besonders bedeutende Feuchtgebiete eines Mitgliedsstaates der Konvention anzuerkennen. Deutschland ist seit 1976 Mitgliedsstaat und hat mit der in 2021 erfolgten Ausweisung der „Rosenheimer Stammbeckenmoore“ 35 Ramsar-Gebiete (869.000 Hektar).
Auch international setzt sich Deutschland für die Erhaltung, die Wiederherstellung, die Vernetzung sowie das nachhaltige Management von Feuchtgebieten ein. So werden im Rahmen der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) des Bundesumwelt- und Verbraucherschutzministeriums (BMUV) aktuell zwölf Projekte in Höhe von insgesamt 53 Millionen Euro gefördert.
Darüber hinaus organisiert das Bundesamt für Naturschutz (BfN) regelmäßig mit Mitteln des BMUV Veranstaltungen auf internationaler, bzw. europäischer Ebene, zuletzt verstärkt zum Thema Moorschutz, so zum Beispiel auch im Rahmen eines Side Events auf der 26. UNFCCC Klimakonferenz in Glasgow. 2023 wird im Rahmen eines Vorhabens zum Schwerpunktthema „Wetlands“ u.a. eine Europäische Fachkonferenz „Biodiversität und Klimawandel“ organisiert.
Weitere Informationen zur 14. Vertragsstaatenkonferenz zur Ramsar-Konvention und zur „Erklärung von Wuhan“ erhalten Sie auf der Ramsar-Website. Informationen zu den 35 Ramsar-Gebieten in Deutschland erhalten Sie unter www.bmuv.de/WS4461
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