Landtagspräsidentin Ilse Aigner sagte am Grab von Ellen Ammann: „Sie war eine kämpferische Demokratin. Couragiert, kraftvoll, unbeirrt machte sie sich für unsere freiheitlichen demokratischen Werte stark. Sie stemmte sich gegen die nationalsozialistische Ideologie. Sie war ein Vorbild – nicht nur für Frauen, sondern für jedermann!“
„Mit einer gesunden Portion Selbstbewusstsein, Kreativität und politischem Weitblick setzte sich Ellen Ammann erfolgreich für die Rechte von Frauen und Mädchen und für sozial Schwache ein. Damit wurde ihr Handeln zu unserer Richtschnur,“ so die KDFB-Landesvorsitzende Kainz. „Wir Frauen des Frauenbundes sind heute wie sie zu Beginn des letzten Jahrhunderts katholische Feministinnen.“ Den geistlichen Impuls zu Ellen Ammann sprach Elfriede Schießleder, die Ellen-Ammann-Beauftrage des KDFB-Landesverbandes. Sie betont, eine Seligsprechung, die Seligsprechung dieser Frau, sei heute notwendig, „denn alles Frauenwort gilt denen nichts, die die Welt als vom Mann zu bestimmen glauben. Was hätte nicht alles verhindert werden können. Was könnte auch heute noch alles verhindert werden ‑ in der Welt und in der Kirche.“
Johannes Modesto, Postulator und Fachreferent für Seligsprechungsverfahren betont ihre starke religiöse Verwurzelung. „Diese zeigt sich bis heute in der von ihr initiierten Gründung des ordensähnlichen Säkularinstituts ‚Ancillae Sanctae Ecclesiae‘“. Ellen Ammann hat in der Pfarrei Sankt Ursula in Schwabing gewohnt. Deshalb wurde am Mittwoch im Rahmen eines Pontifikalamtes dort durch Weihbischof Wolfgang Bischof eine Gedenkstätte für Ellen Ammann gesegnet.
Am 22. November 1932 hielt die engagierte Sozialpolitikerin eine Landtagsrede zu Hilfsmaßnahmen für kinderreiche Familien. Nach dieser Rede brach sie zusammen. Kurz nach Mitternacht starb sie an den Folgen eines Schlaganfalls. Keine der weiblichen Landtagsabgeordneten der Weimarer Republik war so lange im Bayerischen Landtag vertreten wie Ellen Ammann. An ihrer Beerdigung am Alten Südfriedhof am 25. November nahm alles teil, was Rang und Namen hatte: Der damalige bayerische Ministerpräsident Heinrich Held, das gesamte Kabinett und die Spitzen der Münchner Stadtverwaltung. Hunderte von KDFB-Frauen reisten aus ganz Bayern an, um gemeinsam Abschied von ihrer Vorsitzenden zu nehmen.
Wenige Monate nach ihrem Tod veröffentlichte ihre enge Mitarbeiterin Marie Amelie von Godin eine Biographie der frauenbewegten Katholikin. 1933 ließen die Nationalsozialisten die 60.000 bereits gedruckten Exemplare einstampfen. Man hatte nicht vergessen, dass Ellen Ammann 1923 maßgeblich an der Vereitelung des Hitler-Putsches beteiligt war.
Ellen Ammann, geboren am 1. Juli 1870 in Stockholm, hat die Grundsteine gelegt für die Bahnhofsmission in München, die Katholische Sozialarbeit IN VIA, die Katholische Stiftungshochschule, den KDFB und die Katholische Polizeiseelsorge in Bayern. Als eine der ersten weiblichen Abgeordneten im Bayerischen Landtag widmete sie sich immer mit Nachdruck sozialen Fragen sowie den Themen Frau und Familie.
Der Katholische Deutsche Frauenbund Bayern ist mit 150.000 Mitgliedern der größte Frauenverband des Freistaats. Gegründet 1911 von Ellen Ammann, setzt er sich aufbauend auf dem Fundament des christlichen Glaubens in vielfältigen Aktivitäten für Gleichberechtigung und Chancengleichheit von Frauen in Kirche, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft ein. Zum Landesverband Bayern gehören außerdem das Bildungswerk, der Verbraucherservice, das Familienpflegewerk und die Landfrauenvereinigung.
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