Vom Hörsaal in die werdende Wildnis

Internationaler Besuch im Nationalpark Kellerwald-Edersee: Am Freitag, 14. Oktober, besuchten Studierende und junge Naturschützende das Großschutzgebiet von Weltrang. Die Gruppe absolvierte einen vierwöchigen Intensivkurs, der Grundlagen des Projektmanagements im Naturschutz praxisnah vermittelt. Dabei stand auch eine Exkursion in den hiesigen Nationalpark auf dem Programm.  

Entlang der urigen Pfade am Hagenstein wird deutlich, welche Dynamik sich entwickelt, wenn man Natur Natur sein lässt. Davon konnte sich eine internationale Gruppe aus Studierenden und jungen Naturschützenden kürzlich selbst ein Bild machen. Unter fachkundiger Führung der beiden Nationalparkmitarbeiter Achim Frede und Marco Enders ging es für die Gruppe – fernab von Hörsälen und Seminarräumen – auf teils schmalen Steigen vorbei an skurrilen Baumgestalten, die sich bereits seit mehreren hundert Jahren in den felsigen Untergrund krallen. „Bei internationalen Besuchern ist es wichtig deutlich zu machen, dass wir in unserem intensiv von menschlichem Einfluss geprägten Land nur noch einen minimalen Anteil an weitgehend unberührter Natur haben. Gerade deshalb ist der Schutz dieser Gebiete von so herausragender Bedeutung.“ verdeutlicht Frede.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Führung sind Studierende der Biologie sowie angrenzender Fachgebiete oder bereits beruflich in Umweltschutzprojekten aktiv. Sie absolvierten ein in Deutschland einzigartiges Projekt, die „Frankfurt Spring School on Conservation Project Management“. Binnen vier intensiver Wochen vermittelt ein ausgewiesenes Expertenteam den jungen Menschen umfangreiches Wissen sowie das nötige Handwerkszeug, um Projekte im Naturschutz erfolgreich umzusetzen. Ein besonderes Augenmerk liegt auf Kenntnissen, die nicht Teil der regulären Universitätsausbildung sind, aber enorme Bedeutung für erfolgreiche Arbeit in Naturschutzprojekten haben: Methoden der Projektentwicklung und -planung Budgetplanung, Kommunikation und Vieles mehr. Diese besondere Weiterbildung ist eine Initiative von acht vor allem in Frankfurt ansässigen Institutionen, darunter die Goethe-Universität Frankfurt und die Zoologische Gesellschaft Frankfurt. Bereits seit 2017 findet der Kurs einmal jährlich im Frühjahr statt, pandemiebedingt diesmal jedoch erst im September und Oktober. Dass auch der herbstliche Kellerwald allerhand interessante Eindrücke für die Gruppe bereithielt, bestätigt Exkursionsteilnehmer Andrés Giraldo aus Kolumbien: „Die Buchenwälder waren sehr beeindruckend, vor allem, dass hier die Buche das Waldökosystem dominiert war besonders interessant. In Kolumbien finden wir über 100 Baumarten auf nur einem Hektar vor.“ „Außerdem gibt es hier keine Leoparden, Löwen, Elefanten oder Büffel vor denen man sich bei einem Waldspaziergang in Acht nehmen muss,“ ergänzt Rumbidzai Magwiro aus dem Gonarezhou National Park in Simbabwe mit einem Schmunzeln.

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