Volkstrauertag in Zeiten des Krieges in Europa

Wenn wir am 13. November, dem Volkstrauertag, der Opfer der Kriege gedenken, erinnert dieser Tag nicht nur an die Toten der Vergangenheit. Denn seit dem 24. Februar, dem Tag des russischen Angriffs auf die Ukraine, erleben wir nur zwei Flugstunden entfernt, dass Krieg als Mittel der Politik eingesetzt wird. Wir sehen, wie Städte zerbombt, Zivilisten verwundet und getötet werden, dass Menschen fliehen müssen. Am Volkstrauertag 2022 gedenken wir auch dieser Opfer von Krieg und Gewalt.

Gute Tradition: Der Volksbund lädt als Redner ausländische Staatsoberhäupter ein

Die Angst vor einer weiteren Eskalation des Krieges wächst – und sie ist bei unseren osteuropäischen Nachbarn besonders groß. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. organisiert auch in diesem Jahr die Zentrale Gedenkstunde zum Volkstrauertag im Plenarsaal des Deutschen Bundestages.

Egil Levits, der Präsident Lettlands, wird in diesem Jahr in Berlin sprechen. Der heute 67-Jährige besuchte das lettische Gymnasium in Münster, er studierte Rechtswissenschaften und Politik in Hamburg. Seit dem 8. Juli 2019 ist er Staatspräsident Lettlands.

Drei junge Menschen kommen in der diesjährigen Gedenkstunde, die um 13.30 beginnt und vom ZDF und Phoenix live übertragen wird, im Deutschen Bundestag zu Wort:

Rozīte Spīča leitet das lettische Landesbüro im Jugendwerk der Deutschbaltischen Studienstiftung. Dieses engagiert sich für Austausch und Verständigung zwischen jungen Deutschen, Balten und Russen auf den Grundlagen von Demokratie und Menschenrechten.

Kristians Feldmanis studiert an der Universität der Bundeswehr in Hamburg. Davor absolvierte er Dienst und Studium an der Nationalen Verteidigungsakademie Lettlands.

Jan Schillmöller ist Doktorand der Rechtswissenschaften an der TU München und stellvertretender Vorsitzender des Bundesjugendarbeitskreises – der Jugendorganisation des Volksbundes. Außerdem war er als Teilnehmer und Teamer bei Volksbund-Workcamps in der lettischen Hauptstadt Riga dabei.

Anschließend wird Almut Möller sprechen. Sie ist Staatsrätin und Bevollmächtigte der Freien und Hansestadt Hamburg beim Bund, der Europäischen Union und für auswärtige Angelegenheiten. Sie vertritt Hamburg im Deutschen Riga-Komitee. Dieser erinnerungskulturelle Städtebund wurde im Jahr 2000 vom Volksbund mitbegründet und hält das Gedenken an die Deportation von Jüdinnen und Juden nach Riga wach.

Der Hamburger Knabenchor unter der künstlerischen Leitung von Luiz de Godoy begleitet die Gedenkstunde mit Unterstützung des Musikkorps der Bundeswehr musikalisch.

Die Begrüßungsrede hält der Präsident des Volksbundes, Wolfgang Schneiderhan. Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier spricht das traditionelle Totengedenken.

Deutschland und das Baltikum: enge Beziehungen und wechselvolle Geschichte

Die Bundesrepublik Deutschland und Lettland haben eine lange gemeinsame, wechselhafte Geschichte, deren Wurzeln bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen.

Von 1945 an stand Lettland unter sowjetischer Herrschaft. 40 Jahre später fand die Perestroika im Baltikum großen Anklang. Die „Singende Revolution“, die Menschenkette zwischen den baltischen Hauptstädten Riga, Tallin und Vilnius am 23. August 1989, zeigte den Freiheitswillen und das kulturelle Bewusstsein der Balten. Knapp zwei Jahre später war Lettland ein unabhängiges Land.

Der Volksbund arbeitet bei der Pflege der Kriegsgräberstätten mit seinem lettischen Partner „Brüderhilfekomitee“ zusammen. Die Einweihung eines deutschen Kriegsgefangenenfriedhofs in Lettland 1991 war das erste Projekt des Volksbundes auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion.

In den vergangenen Jahren wurden zudem – häufig ehrenamtlich – mehr als 40 Kriegsgräberstätten des Ersten Weltkrieges von Jugendgruppen und Angehörigen der Bundeswehr hergerichtet und in die Obhut der jeweiligen Kommunen übergeben.

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