Das NRW.BANK.ifo-Geschäftsklima ist im September um 7,7 Saldenpunkte auf minus 15,5 Punkte gesunken. Der Stimmungsrückgang zieht sich durch sämtliche Wirtschaftsbereiche. Der Umfrage zufolge beurteilten die Unternehmen sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Erwartungen deutlich schlechter als im Vormonat. Nur zu Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 blickten die Unternehmen noch pessimistischer in die Zukunft als heute.
„Die Erwartungen der nordrhein-westfälischen Unternehmen für das nächste halbe Jahr sind deutlich schwächer als noch in den vergangenen Monaten“, sagt Eckhard Forst, Vorsitzender des Vorstands der NRW.BANK. „Die konjunkturellen Sorgen sind insbesondere auf den starken und breiten Anstieg der Preise zurückzuführen. Denn die Inflation führt nicht nur zu einem Verlust an realer Kaufkraft. Sie macht auch die Produktion unrentabler, insbesondere in energieintensiven Branchen wie etwa der chemischen Industrie.“
Bauhauptgewerbe: Wohnungsbau gerät ins Stottern
Einen besonders starken Einbruch verzeichnete das Geschäftsklima im Bauhauptgewerbe. Noch nie zuvor blickten die Baufirmen pessimistischer in die Zukunft. Neben den hohen Kosten für Material ist nun auch die Zinswende als weitere Belastung hinzugekommen. In letzter Zeit wurden bereits verstärkt Aufträge aufgrund gestiegener Finanzierungskosten storniert. Sämtliche Baubranchen erwarten eine rückläufige Bautätigkeit in den nächsten drei Monaten. Besonders schlecht ist die Stimmung im nordrhein-westfälischen Wohnungsbau.
Dienstleistungen: Inflation belastet Gastronomie und Logistik
Auch im Dienstleistungssektor trübte sich die Stimmung merklich ein. Die aktuelle Lage wurde deutlich schlechter bewertet als im Monat zuvor. Für die kommenden Monate gehen die Firmen von einer weiteren spürbaren Verschlechterung aus. Vor allem das Gastgewerbe befürchtet angesichts der hohen Kaufkraftverluste äußerst schwere Zeiten. Gleiches gilt für die Logistikbranche, die unter den hohen Treibstoffpreisen leidet.
Handel: Firmen planen Beschäftigungsabbau
Die Teuerung macht auch dem Handel in Nordrhein-Westfalen massiv zu schaffen. Erstmals seit über zwei Jahren beurteilten die Groß- und Einzelhändler ihre Lage in der Mehrzahl wieder negativ. Mittlerweile sind die postpandemischen Nachholeffekte beim Konsum größtenteils abgeschlossen. Auch der Ausblick der Handelsfirmen verdüsterte sich weiter. Viele Händler planen daher, ihre Belegschaft zu reduzieren.
Industrie: Chemie will Produktion deutlich drosseln
Im Verarbeitenden Gewerbe hat sich das Klima ebenfalls eingetrübt. Die Unternehmen waren unzufriedener mit den laufenden Geschäften. Angesichts des erneut gesunkenen Auftragsbestands blicken sie mit Sorge auf das nächste halbe Jahr. Die Erwartungen der Industriebetriebe waren zuletzt im April 2020 so pessimistisch. Die Stimmung hat sich in nahezu allen Industriebranchen eingetrübt. Besonders schwierig ist die Situation in der chemischen Industrie, wo das Klima auf den tiefsten Stand seit über zehn Jahren fiel. Die stark auf Gas angewiesene Branche plant ihre Produktion in den nächsten Monaten in historischem Ausmaß zu drosseln. Düster ist die Stimmung auch bei den Herstellern von Nahrungsmitteln und Metallerzeugnissen. Dort sanken die Geschäftserwartungen flächendeckend auf ein neues Allzeittief. Ein kleines Stimmungsplus gab es im September in der Elektroindustrie, wo die Produktion zuletzt merklich anzog.
Hintergrund
Das NRW.BANK.ifo-Geschäftsklima gibt Aufschluss über die wirtschaftliche Entwicklung in Nordrhein-Westfalen. Hierfür werden monatlich etwa 1.500 Unternehmen aus dem Bundesland zu ihrer aktuellen Geschäftslage und ihren Zukunftserwartungen befragt. Ihre Antworten werden exklusiv für die NRW.BANK ausgewertet.
Detaillierteres Zahlenmaterial finden Sie unter www.nrwbank.de/ifo.
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