Rund 70 Gäste kamen heute zur Eröffnung der Fairen Woche in Hamburg in das Rudolf-Steiner-Haus in den Mittelweg und bestaunten auf dem Laufsteg außergewöhnliche Models und Kollektionen. So präsentierten fünf Mitarbeitende der Hamburger Stadtreinigung (SHR) ihre Arbeitskleidung. Hintergrund der Vorstellung: Ausgewählte Textilien der Berufskollektion kommen aus nachhaltiger Produktion.
Dass öffentliche Unternehmen in der Hansestadt eine besondere Verantwortung tragen, wenn es um den Fairen Handel geht, unterstrich auch der anwesende Finanzsenator Dr. Andreas Dressel in seinen Grußworten. „Die öffentliche Hand hat allein durch das Volumen der jährlichen Beschaffungen eine enorme Marktmacht, aber auch Vorbildfunktion. In Hamburg sind wir uns dieser Verantwortung bewusst und gestalten unsere Prozesse dementsprechend.“ Zugleich betonte Dressel zur Eröffnung der diesjährigen Fairen Woche, die sich mit 50 Veranstaltungen dem Thema faire Textilien widmet, dass Nachhaltigkeit nur im Schulterschluss mit der freien Wirtschaft gelingen könne. „Die rechtlichen Rahmenbedingungen müssen dafür auf ökologische und soziale Nachhaltigkeit ausgerichtet werden. Wir treiben dieses Anliegen beispielsweise durch den Leitfaden für nachhaltige Beschaffung voran, in dem bisherige Vorgaben insbesondere um soziale Nachhaltigkeitsaspekte ergänzt werden.“
„Als eines der größten kommunalen Unternehmen tragen wir eine besondere gesellschaftliche Verantwortung, die über unsere Dienstleistungen hinausgeht“, erklärte Johann Gerner-Beuerle, SRH-Pressesprecher zur Mode-Präsentation. „In Materialbeschaffung und auch in der Beschaffung von Arbeitskleidung für unsere rund 3.000 Mitarbeitenden setzen wir daher ganz klar auf Nachhaltigkeit und haben hierfür entsprechende interne Strukturen geschaffen.“ Zahlreiche Fachleute zum Thema Fairer Handel und faire Lieferketten waren auf Einladung der „Fair Trade Stadt Hamburg“ zur Veranstaltung gekommen. Nach der Modenschau diskutierten sie auf Fachpanels über die Herausforderung, den Fairen Handel stärker als bisher in der Gesellschaft zu verankern. „Durch den Kauf entscheidet man nicht nur was man am Körper trägt, man entscheidet damit auch, was in den Prozessen der Herstellung von der Rohstoffgewinnung bis zur Lieferung des fertigen Textilprodukts erfolgt“, erklärt Sonja Martínez, vom Beschaffungsamt des Bundesinnenministeriums (BMI). Martínez ist zugleich tätig für die Kompetenzstelle nachhaltige Beschaffung (KNB). Hier finden öffentliche Auftraggeber bei der Berücksichtigung von Kriterien der Nachhaltigkeit in ihren Beschaffungsvorhaben fachkundige Unterstützung.
Zwei große Hamburger Fußballclubs, die die Notwendigkeit von „Fair Play“ schon länger erkannt haben: Der Hamburger SV sowie der FC St. Pauli. Eine Auswahl ihrer Fairtrade-Merchandise-Kollektion wurde im Anschluss auf dem Laufsteg präsentiert, in bewegter Manier von der Tanzgruppe M.U.K.A. der Hamburger KinderKulturKarawane.
Catharina Fricke, Leiterin des Einkaufs beim FC St. Pauli erklärt später auf dem Fachpanel zum Thema Sport: „Wir sind uns unserer Strahlkraft als professioneller Fußballverein bewusst und wollen daher mit gutem Beispiel vorangehen.“ Dabei gelten auch im Anfangsstadium kleine Schritte, ergänzt Fricke. „Not perfect, but better.“ Zusammen mit Sascha Steinbrück, verantwortlich für den Bereich Merchandising/Lizenzen der HSV Fußball AG, diskutierte sie zudem zum Thema Merchandise. Steinbrück zum Engagement seines Vereins: „Sport hat eine enorme Reichweite, von der die Themen des Fairen Handels profitieren könnten. Beliebte Sportler:innen können einen erheblichen Einfluss haben und sollten diesen nutzen, um gesellschaftliche Themenstellungen voranzubringen."
„2024 wird in Deutschland und Hamburg die Fußball-Europameisterschaft ausgetragen“, resümiert Christine Prießner, Projektkoordinatorin der Fair Trade Stadt Hamburg. Ihr ehrgeiziges Ziel: Hamburg möge die „fairste EM aller Zeiten“ ausrichten – nicht nur auf dem Spielfeld, sondern auch drum herum, so beispielsweise mit Trikots, Merchandise aber auch fairem Catering auf der großzügig geplanten Fan-Meile. Hierzu sei jetzt im Vorfeld die Sensibilisierung der öffentlichen Beschaffungsstellen sowie der Hamburger Sport- bzw. Fußballvereine zentral.
„Fair Trade ist kein nice to have, sondern brisanter als je zuvor. Es lassen sich damit globale Lieferketten, die auf Ausbeutung von Mensch und Umwelt basieren, endlich beenden“, so Prießner. Die Impulse und Diskussionen der heutigen Veranstaltung sowie in der anstehenden Fairen Woche, so hofft sie, tragen einen wichtigen Schritt dazu bei.
Faire Woche in Hamburg
Während der Faire Woche zwischen dem 16. und 30. September finden in Hamburg fast 50 Veranstaltungen statt. Alle Termine finden Sie unter www.fairtradestadt-hamburg.de/faire-woche-2022
Kampagne "Fair Trade Stadt Hamburg"
Hamburg ist seit 2011 „Fair Trade Stadt“ und damit Teil eines weltweiten Netzwerks von rund 2.000 Fairtrade-Towns. Im September 2021 startete die Kampagne „Hamburg, mach dich Fair“, die den Fairen Handel in der Stadt stärkt. Neben Veranstaltungen organisiert die Projektstelle Beratung, Qualifizierung und Unterstützung bei der Vernetzung von Unternehmen, Hochschulen und Bezirken die sich im Fairen Handel engagieren. Träger des Projekts ist der Verein Mobile Bildung für die Eine Welt in Norddeutschland e.V.
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