Wasserstandsmeldungen aus der Staufener Bucht

Die Staufener Bucht steht beispielhaft für künftige Herausforderungen der Wassernutzung. Der badenova Innovations­fonds fördert dort ein Pilotprojekt im Grundwassermanagement für eine gemeinsame Zukunftsvorsorge und -sicherung.

Welche Folgen hat der Klimawandel für das Grundwasser und seine Nutzungsmöglichkeiten in unserer Region? Wie kann den zukünftigen Erfordernissen der Trinkwasserversorgung und dem Wasserbedarf in der Landwirtschaft nachhaltig begegnet, zukünftige Interessenskonflikte entschärft sowie zukunftssicher bzw. -angepasst geplant werden?

Diesen Fragen gehen in der Staufener Bucht Projektpartner aus Landwirtschaft, der Wasserwirtschaft dem Landratsamt Breisgau Hochschwarzwald und der Freiburger Beratungsfirma GIT HydroS Consult GmbH gemeinsam mit ihrem Projekt „Wasserressourcenmanagement Staufener Bucht unter sich ändernden Klimabedingungen“ auf den Grund. Ziel ist es mit allen Akteuren an einem Tisch über zukünftige Gestaltungs- und Anpassungsstrategien auf Grundlage   gemeinsam erarbeiteter Planungs- und Entscheidungsgrundlagen nachzudenken.

Bürgermeister Volker Kieber überreichte als Vertreter des badenova Gesellschafters Stadt Bad Krozingen an die Projektleitung nicht nur den Förderbescheid des badenova Innovationsfonds über 149.000 Euro, sondern auch den symbolischen „Klimaheldenpreis 2022“. Mit ihm werden alle badenova Innovationsfondsprojekte wegen ihrer beispielgebenden Bedeutung für Klima-, Umwelt- und Wasserschutz in der Region ausgezeichnet.

Kieber nutzte den Anlass, um die Erwartungen der Kommunalpolitik in dieses Projekt zu formulieren: „Wir erhoffen uns von diesem Rahmenplan nicht nur ein Modell für die zukünftigen Bedarfe der Trinkwasserversorgung und der Landwirtschaft in der Staufener Bucht, sondern wir erwarten auch ein Bild davon, wie viel Grundwasser je nach zukünftiger Klimaentwicklung überhaupt noch im Angebot sein wird“, so der Bad Krozinger Bürgermeister. Nur wenn wir gemeinsam und frühzeitig wissen, was auf uns zukommen kann, können Wasserwirtschaft und Landwirtschaft gemeinsam entsprechende Handlungsspielräume entwickeln.“

Mit diesem Ansatz kommt dem Pilotprojekt landesweite Bedeutung zu. Dies überzeugte die Experten beim badenova Innovationsfonds Klima- und Wasserschutz, der den geplanten Rahmenplan für das Grundwassersystem der Staufener Bucht mit knapp 149.000 Euro oder umgerechnet rund 43 Prozent der Projektkosten fördert.

badenova Vorstand Heinz-Werner Hölscher erläutert die Idee dahinter: „Der Innovationsfonds ist ein Förder-Instrument für die ganze Region. Kommunen können nicht nur ihre eigenen kommunalen Projekte damit realisieren, sondern er ermöglicht es ihnen auch, örtlichen Akteuren Hilfe und Unterstützung gewähren, ohne dass es den eigenen Haushalt belastet. Viele innovative und marktfähige Lösungen im regionalen Klima- und Wasserschutz gäbe es ohne unseren Innovationsfonds nicht. Besonders liegen uns als kommunalem Wasserversorger auch alle Themen rund um den Trinkwasser- und Ressourcenschutz am Herzen.“

Die Staufener Bucht liegt südlich und westlich von Freiburg. Eine Landschaft, in der einerseits zahlreiche Menschen leben und mit Trinkwasser versorgt werden müssen, in der andererseits aber auch viele wertvolle, beregnungsintensive Kulturen und Sonderkulturen wie z.B. Gemüse, Beeren und Obst angebaut werden, die bei trockenem Wetter mit einem hohen technischen und finanziellen Aufwand beregnet werden müssen. Mit dem Klimawandel droht hier ein immer größeres Konfliktpotenzial zu entstehen. Allerdings weiß derzeit niemand wirklich genau, wie sich das tatsächlich nachhaltig nutzbare Grundwasserdargebot bei unterschiedlichen Szenarien wirklich darstellt. „Unser Ziel ist es daher, eine verlässliche Bewertung der kurz- und mittelfristigen Auswirkungen des Klimawandels auf die Grundwasserverhältnisse in der Staufener Bucht zu erstellen“, so Dr. Martin Lindenlaub Mitinitiator vom Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald und GIT-Geschäftsführer Stephen Schrempp. „Dazu benutzen wir aktuelle, mittelfristige prognostische Daten (inkl. worst case) der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg in Karlsruhe sowie auf ein in diesem Projekt erarbeitetes kurzfristiges Zukunftsszenario basierend auf der extremen Dürreperiode 2018/ 2019 als Grundlagen, um ein bisheriges operatives Grundwassermodell der badenova für die Staufener Bucht zu einem prognosefähigen Bewirtschaftungsmodell weiterzuentwickeln, das zukünftig zur Klärung dieser wichtigen  Fragestellungen und Planungen eingesetzt werden kann.

In dieses Modell fließen Bedarfsentwicklungen für die unterschiedlichen Szenarien seitens der öffentlichen Trinkwasserversorgung und Landwirtschaft räumlich differenziert ein. Diese werden im Rahmen des Projektes anhand der Bedarfsprognosen der Trinkwasserversorger in der Region sowie auf Grundlage bisheriger Verbrauchsdaten und Bergenungspläne in der Landwirtschaft beim LRA Breisgau-Hochschwarzwald erarbeitet.

Um das wichtige und „heikle“ Thema eventuell notwendiger Anpassungsstrategien frühzeitig auf Grundlage der technischen Analyse anzustoßen, setzen Lindenlaub und Schrempp mit seinem Team auf Workshops mit Vertretern aus Verwaltung, Land- und Wasserwirtschaft, die in einer späteren Projektphase beim Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald stattfinden soll, um Anpassungsstrategien an den Klimawandel und seine Folgen auf den Weg zu bringen. „Dabei ist uns wichtig, ergebnissoffen und mit allen Interessengruppen unabhängig voneinander und gemeinsam ins Gespräch zu kommen“, so Schrempp und Lindenlaub. Gelinge dies, so wäre dies nicht nur ein Gewinn für die Region. Vielmehr entstehe mit diesem Pilotvorhaben auch eine Blaupause für die Problemanalyse anderer Raumschaften im Land mit ähnlich gelagerten Konflikten angesichts des Klimawandels.

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