Radikales, neues Denken im Lesermarkt notwendig – 3,5 Milliarden Euro Vertriebsumsatz mit Publikumspresse im Fokus der Publisher

 

MVFP Distribution Summit 2022 in Hamburg gestartet | Top-Referenten von Bauer Media Group, Motor Presse Stuttgart, Stiftung Warentest, Hubert Burda Media, Heise, ZEIT u.v.m. | PUR-Abos als Zukunftsmodell der Branche | Ingo Klinge: „Wir Verlage müssen radikal umdenken“ | Dr. Andreas Geiger: „Wichtig sind neue, vielfältige Vertriebsangebote“ | Julia Bönisch: „Transformationsarbeit verändert die ganze Organisation“

Der Pressevertrieb in Deutschland steht angesichts von Konsumzurückhaltung und rasant steigenden Energie- und Logistikkosten vor enormen Herausforderungen und ist auf der Suche nach neuen

Wertschöpfungspotenzialen. Wie die Zeitschriftenverlage der Publikumsmedien, das Grosso und der Handel in Zukunft den Vertrieb mit rund 3,5 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr gestalten wollen, steht heute auf der Agenda des 14. Distribution Summit des Medienverbands der freien Presse (MVFP) in Hamburg. Gleich zu Beginn hob Lutz Drüge, Geschäftsführer Print und Digitale Medien beim MVFP, vor den rund 190 Teilnehmerinnen und Teilnehmern vor Ort und im Livestream „die besondere Rolle des Print- und Digital-Vertriebs als verlässliche Umsatzbasis der über 7.000 Zeitschriftentitel in Deutschland und deren gesellschaftlich bedeutsamer Funktion als Garant der Informations- und Meinungsvielfalt“ hervor. Paid Content werde dabei mit erwarteten 400 Millionen Euro Umsatz im nächsten Jahr für die Zeitschriften immer mehr zum Treiber von Transformation und Digitalisierung weiterer Geschäftsprozesse. Das zeigten auch die gestern Abend vom MVFP und der Fachzeitschrift DNV gemeinsam verliehenen FUTURUM Vertriebspreise mit ihren zukunftsweisenden Lösungen.

Für Ingo Klinge, CEO Business Unit Publishing Deutschland der Bauer Media Group, werden alle Marktpartner künftig noch schneller agieren und mit Blick auf Zusammenschlüsse und Übernahmen im Pressevertrieb künftig gemeinsam noch größer denken müssen, um die Attraktivität des Pressesortiments in allen Handelsformen als wichtigen Umsatzkanal zu gewährleisten. Parallel dazu gehe es darum, das Publishing-Geschäft nachhaltig für die Zukunft im Vertrieb, der Vermarktung und in der Redaktion zu gestalten. „Die Medienbranche verändert sich in atemberaubender Geschwindigkeit. Um den Strukturwandel erfolgreich zu gestalten und aus dieser Transformation gestärkt hervorzugehen, müssen wir Verlage radikal umdenken. Wir sind dabei, unsere Branche und unsere Unternehmen in weiten Teilen neu zu denken. Und wir werden das für die Zukunft noch konsequenter tun müssen. Das gilt im Besonderen für unser Vertriebssystem. Langfristige Stabilität und Verlässlichkeit in der physischen Distribution unserer Medien wird es nur mit einem fundamentalen Umbau und durch tiefgreifende Reformen des Systems geben können.“

Dr. Andreas Geiger, Geschäftsführer der Motor Presse Stuttgart, ist sich zwar sicher, dass Special Interest-Titel immer zahlende Leserinnen und Leser finden werden, entscheidend sei aber, auf welchen Vertriebswegen die Zukunft des Pressevertriebs basieren werde. Der Einzelverkauf, der aktuell besonders unter Druck ist, sei für die Verlagsbranche als erste Anlaufstelle für Impulskäufe nach wie vor unverzichtbar, doch müsste verstärkt „an neuen, vielfältigen Vertriebsangeboten für unterschiedliche Altersgruppen und Content-Formate gearbeitet werden.“

Als wichtiges und tragfähiges Zukunftsmodell zur Finanzierung digitaler journalistischer Angebote sehen mehrere Verlage das PUR-Abo, das sich als auf Inhalte fokussiertes Angebot sehr positiv entwickelt. Dies unterstreichen mit ihren unterschiedlichen Ansätzen Enrique Tarragona, Geschäftsführer Zeit Online und academics GmbH, Dr. Volker Zota, Chefredakteur heise online. Matthias Bannert, Co-Founder und Geschäftsführer des Brancheninformationsdienstes Medieninsider, wirft einen Blick auf diverse Paid Content-Angebote der Branche.

Für Julia Bönisch, Mitglied der Geschäftsleitung und Bereichsleiterin Digitale Transformation und Publikationen der Stiftung Warentest, entscheidet sich der zukünftige Erfolg der digitalen Transformation für ihr Unternehmen auch am Vertrieb. „Die Transformationsarbeit verändert nicht nur das mediale Angebot, sondern die ganze Organisation“, so Bönisch. Man habe bereits mit unterschiedlichen Maßnahmen viele Nutzer für langlaufende Digital-Abos gewinnen können. „Wir testen unter anderem intensiv verschiedene Angebotsdarstellungen und Preispunkte. Hier zeigen sich interessante Effekte zwischen verteuerten Einzel-Downloads und unseren Monats- und Jahresflatrates.“

Kerstin Gajewi, Director Markenvertrieb im Burda Verlag, sieht die Notwendigkeit ganzheitlicher Lösungen für den Pressevertrieb der Zukunft, an denen alle Marktpartner mitarbeiten und sich dafür gleichermaßen engagieren müssen: „Ein Großteil der Erlöse unseres Verlagsgeschäfts kommt aus dem Vertrieb. Die Herausforderungen für Verlage sind aktuell so groß, dass wir den geschäftsentscheidenden Vertrieb neu denken müssen. Allen voran gilt es, einen zukunftsfähigen Pressevertriebsweg zu schaffen, der Bewährtes erhält und ineffiziente Strukturen erneuert. Wir im Burda Markenvertrieb entwickeln stetig innovative Vertriebslösungen. Gemeinsam mit den anderen Verlagen arbeiten wir daran, auch den Pressevertriebsweg nachhaltig für die Zukunft aufstellen.“

Markus Schöberl, Herausgeber und Editor in Chief von ‚pv digest‘, moderiert den MVFP Distribution Summit, der auch im Livestream zu sehen ist: www.mvfp-akademie.de/event/mvfp-distribution-summit-22.

Weitere Informationen sind unter www.mvfp-akademie.de/distribution-summit zu finden und unter dem Hashtag #MVFPDS22. Die Preisträgerinnen und Preisträger des FUTURUM Vertriebspreises finden Sie online unter: www.mvfp-akademie.de/futurum-vertriebspreis.

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