Dazu erklärt Martin Mosel, stellvertretender Vorsitzender des BUND Hamburg und Sprecher im Bündnis der luftverkehrskritischen Initiativen und Verbände: „Eindrücklich bestätigen die jetzt vom Senat vorgelegten Auskünfte und Zahlen den Anspruch auf eine durchgreifende Reform der Verspätungsregel. Trotz einer aktuellen Verkehrsauslastung von nur knapp 85 Prozent des Niveaus von 2019 steigen die Belastungen durch Flugverkehr in der Zeit nach 23 Uhr überproportional. Annähernd jede Nacht finden verspätete Starts und Landungen nach 23 Uhr statt. Die sogenannte ‚Nachtflugbeschränkung‘ hat keinen Schutzstatus mehr, sondern führt aktuell zu einer genehmigungslosen Betriebszeitenverlängerung des Flughafens bis Mitternacht. Weder Flughafen noch Aufsichtsbehörde und auch die Stadt Hamburg als Mehrheitseigner zeigen irgendwelche Ambitionen diesen nächtlichen Exzessen ein Ende zu setzen. Dort hält man an den hinlänglich als wirkungslos nachgewiesenen freiwilligen Beschränkungen fest. Die Fluglärmschutzbeauftragte kann derweil nur noch zählen und in ihren eingeschränkten Möglichkeiten und Auslegungen den nächtlichen Flugverkehr durchwinken.“
Mosel bekräftigt die Forderung nach einer Straffung der Verspätungsregel, um den Schutz der Bevölkerung vor Fluglärm in der regulären Nachtzeit wieder herzustellen. Der Planfeststellungsbeschluss für den Flughafen und das Oberverwaltungsgericht haben in dieser Regel einen maßgeblichen Schutz der Bevölkerung vor unzumutbaren Fluglärm in der Nacht gesehen. Der Wachstumskurs des Flughafens und die Entwicklung des Flugverkehrs in Hamburg widerspricht diesem ursprünglichen Schutzgedanken bereits seit Jahren – trotz coronabedingter Einbrüche.
„Wir fragen uns berechtigt, ob der anhaltende Konflikt um Fluglärm in Hamburg eine Frage des gesellschaftlichen (Un-)Verständnisses von Regeln ist. Der Flughafen empfindet die Schutzregeln als Einschränkung, für die Betroffenen ist es ihr einzig wirklich fixierter Schutz vor Extremlärm durch Flugverkehr“, resümiert Mosel.
Weitere Informationen:
- SKA Jersch: Heiße Fluglärmnächte in Hamburg – Wie hat sich die Verspätungssituation am Hamburg Airport in den Sommermonaten entwickelt?
- Bündnisforderung an Hamburger Politik: Sofortprogramm zum Fluglärmschutz
- Die Fluglärmschutzkommission (FLSK) kritisiert die hohe Zahl der Flugverspätungen nach 23 Uhr am Hamburger Flughafen.
- Immer mehr nächtlicher Betrieb am Hamburger Flughafen – Beschwerde-Flut
- Nutzung der Verspätungsregelung (Stand 31.08.2022)
- Ausnahmegenehmigungen (Stand 15.08.2022)
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