Medien und Qualität – ausgezeichnet, ausgehandelt, ausgerechnet?

Heute hat der erste öffentliche Kongress des Grimme-Forschungskollegs im Kölner KOMED stattgefunden, der Disziplinen übergreifend die vielfach komplexen Beziehungen zwischen Medien und Qualitätsfragen in den Mittelpunkt rückte.

Ministerpräsident Hendrik Wüst: „Freie und vielfältige Medien und ein starker Journalismus sind Grundlage für einen freien Diskurs und für unsere Demokratie. In einer zunehmend digitalisierten Gesellschaft verändern sich dabei Kommunikation, Medienangebote und Mediennutzung in rasender Geschwindigkeit. Eine klare Strategie zur Förderung von Medienqualität und konkrete Angebote zur Förderung von Medienkompetenz sind deshalb unabdingbar. Darauf setzen wir einen Schwerpunkt unserer Medienpolitik. Aber auch wir als Nutzerinnen und Nutzer sind gefragt: Wir müssen uns einbringen und unsere Stimme nutzen – digital wie auch in der realen Welt.“
Frauke Gerlach, Geschäftsführerin des Grimme-Forschungskollegs, konnte hier nur zustimmen: „Es ist auch unser Netz!“. Wobei die individuellen Handlungsmöglichkeiten schnell an ihre strukturellen Grenzen kommen – auch das ein Thema des Forschungskongress‘. „Die unterschiedlichen Foren und Gesprächsrunden nehmen dies in Blick und beleuchten die komplexen Wechselwirkungen zwischen Öffentlichkeit, Politik und Medien und deren Folgen für das Zusammenleben“, so Gerlach weiter. 
„Weltweit stehen die Medien unter Druck – unabhängig davon, ob es sich um Fragen der Qualität, Vielfaltsicherung oder Unabhängigkeit dreht. Der Kongress kann unseren Blick dafür schärfen, eben diese Bedrohungen klarer zu identifizieren und – so meine Hoffnung – am Ende hoffentlich abwehren zu können, aber auch die Medien in ihren Funktionalitäten und Dysfunktionalitäten besser zu verstehen“, so Karl-Nikolaus Peifer, Professor am Institut für Medienrecht und Kommunikationsrecht an der Universität zu Köln und wissenschaftlicher Direktor des Grimme-Forschungskollegs. 
Moderiert wurde der Kongresstag von dem Wissenschaftsjournalisten, Grimme-Preis-Träger und Fernsehmoderator Gert Scobel, den Einführungsvortrag hielt Christoph Neuberger, Professor an der Freien Universität Berlin und Direktor am Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft. 
Im Anschluss diskutierten über „Medienqualität und der Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks“ Claus Grewenig, RTL und VAUNET, mit Leonhard Dobusch, ZDF-Verwaltungsrat und Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Universität Innsbruck, sowie die freie Fernsehkritikerin und Kulturjournalistin Dr. Heike Hupertz und andere über Medienqualität zwischen Preisen, Programmen und Plattformen.
Anknüpfend an Forschungsprojekte des Grimme-Forschungskollegs ging es am Nachmittag – in drei sog. Werkstätten – um historische Meilensteine der Qualitätsdebatte, aber auch um perspektivische Entwicklungen medialer Qualitätskriterien, gelingende Diskurse in neuen digitalen Öffentlichkeiten sowie Big Data und Algorithmen. Dafür konnten unter anderem Professor Dr. Benjamin Jörissen, von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Professor Dr. Lars Rinsdorf, von der Hochschule der Medien, Stuttgart, die Medienjournalistin Bettina Schmieding, vom Deutschlandfunk, und andere mehr als Mitdiskutant*innen gewonnen werden.
Dazu ergänzend waren weitere Projektergebnisse – in Form von Bewegtbild – zu sehen: In einer Videobox wurde das Grimme-Forschungskolleg-Projekt Algorithmic Literacy Lab* (ALL*) erklärt, Kongress-Teilnehmende diskutierten die Frage, wie eine „digitale Aufklärung“ über Big Data und Algorithmen aus Perspektive ihrer Disziplinen aussehen könnte. Und Studierende der Universität zu Köln setzten sich – ebenfalls – in Videoform mit den Plattformbedingungen von TikTok, Instagram, YouTube und Co. sowie deren Rolle im Alltag von Kindern und Jugendlichen auseinander. Geplant ist, einige der Videos im Nachgang zum Kongress auch auf Seiten der Universität zu Köln verfügbar zu machen.

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