Die Nutzbarmachung der Fotografie fiel in eine Zeit, in der Produktions- und Verwaltungsabläufe expandierten und optimiert werden mussten. Informationen sollten fließen und zugänglich sein. Als perfekt aufzeichnendes, endlos reproduzierbares und kosteneffizientes Medium, trug die Fotografie zur Entwicklung globaler Industrien und staatlicher Institutionen bei.
Die Verschmelzung von Bild- und Metadaten, die diesen paradigmatischen Wandel in der jüngeren Geschichte der Fotografie markiert, ist die Grundlage für die verschiedenen Technologien zum Sammeln und Verwerten von Bildern, die in der heutigen Datenverarbeitung in Forschung, Wissenschaft und Industrie allgegenwärtig sind.
So ist die Fotografie in einer Vielzahl wissenschaftlicher Disziplinen sowie in der verarbeitenden Industrie und der industriellen Landwirtschaft unverzichtbar geworden: beispielsweise in der Robotik, um industrielle Prozesse weiter zu automatisieren, oder in Bilddatenbanken, um Methoden des maschinellen Lernens zu optimieren. Auch die unzähligen Anwendungen der Big Five der Informationstechnologie (Apple, Amazon, Facebook, Google, Microsoft), die Millionen indizierter Datensätze sammeln, nutzen die Fotografie auf neue Weise.
Neben fotografischen Arbeiten werden in dem interdisziplinären Forschungsprojekt Interviews, Videos, Archivbilder, Publikationen und Objekte ausgestellt, die das Resultat gemeinsamer Recherchen der Fotografiehistorikerin Estelle Blaschke und des Fotografen Armin Linke sind.
Im Mittelpunkt von „IMAGE CAPITAL“ stehen Fragen wie: Wann und unter welchen Umständen sind Bilder operativ geworden? Welches Potential liegt in der Auswertung von Bildmassen und welche Rolle spielen Archive und Organisationssysteme nicht nur bei der Bewahrung fotografischer Daten, sondern auch bei der Generierung neuer Informationen und potenziell neuer Erkenntnisse? Welche Vorstellungen, Ideologien und Rhetoriken bestimmen die visuellen Praktiken in kapitalistischen Gesellschaften?
Dr. Estelle Blaschke ist Wissenschaftlerin sowie Dozentin und hat seit 2020 die Vertretung der Professur Medien, Kommunikation, Gesellschaft am Seminar für Medienwissenschaft an der Universität Basel inne.
Armin Linke ist Fotograf und Filmemacher und hat eine Gastprofessur am ISIA in Urbino/Italien inne; er ist zudem Artist in Residence am Kunsthistorischen Institut Florenz.
Nach der Premiere im Museum Folkwang wird „IMAGE CAPITAL“ in unterschiedlichen Varianten in der Fondazione MAST in Bologna, dem Centre Pompidou in Paris sowie der Deutsche Börse Photography Foundation in Frankfurt/Eschborn präsentiert.
Im intercom Verlag erscheint eine digitale Open-Access-Publikation (www.image-capital.com), die per QR-Code kostenfrei abgerufen werden kann.
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