„Die weltweite Ökumene hat in den vergangenen Jahrzehnten mit wegweisenden Beschlüssen und Worten militärische Rüstung, Krieg und die Drohung mit Atomwaffen verurteilt. Damit ist sie leuchtendes Vorbild für viele Christinnen und Christen“, betonen die Unterzeichnenden des Offenen Briefes. Gerade in diesen Zeiten sei ein klares Bekenntnis der weltweiten Ökumene zum Gewaltverzicht und zu militärischer Abrüstung unverzichtbar.
Zweifel an der christlichen Friedensethik
„Wir beobachten mit großer Sorge, dass viele Menschen unter dem Eindruck des Ukraine-Krieges an der christlichen Friedensethik zweifeln. Sie stellen das Ziel einer Überwindung von Gewalt durch Feindesliebe und Versöhnung und damit auch eine Politik der zivilen Friedensförderung in Frage“, heißt es in dem Offenen Brief weiter. Die Unterzeichnenden seien davon überzeugt, dass die Überwindung aller Kriege und die gemeinsame Entwicklung von Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung im Mittelpunkt des Handelns stehen müsse.
Mit Blick auf die anstehende Ökumenische Vollversammlung erhofften sie sich deutliche Signale für den Weg des Gerechten Friedens: „Möge es Ihnen gelingen, auch die Zweifelnden dazu zu ermutigen, der Institution des Krieges jede Legitimität zu entziehen!“ In einem Appell fordern sie von den zur ÖRK-Vollversammlung einladenden Kirchen aus Deutschland, der Schweiz und Frankreich unter anderem eine klare und öffentliche Positionierung für einen umgehenden Beitritt ihrer Länder zum UN-Atomwaffenverbotsvertrag sowie für eine Umwidmung der milliardenschweren Rüstungsausgaben zugunsten einer sozialen, friedensfördernden und klimagerechten Gesellschaft.
Unterzeichnende des Offenen Briefes
Unter den Unterzeichnenden des Offenen Briefes sind Vertreterinnen und Vertreter der folgenden Organisationen: Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden, Church and Peace – Europäisches friedenskirchliches Netzwerk, Deutsche Franziskanerprovinz, Deutsches Mennonitisches Friedenskomitee, Mennonitisches Friedenszentrum Berlin und Ökumenische Aktion Ohne Rüstung Leben.
11. ÖRK-Vollversammlung in Karlsruhe
Die Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) findet erstmals in Deutschland statt. Mehr als 4.000 internationale Gäste aus rund 350 Kirchen treffen sich vom 31. August bis 8. September 2022 in Karlsruhe. Die Vollversammlung ist das höchste Entscheidungsgremium des ÖRK und tritt in der Regel alle acht Jahre zusammen. Die Delegierten nehmen an Geschäfts- und Plenumssitzungen teil, zudem ist ein vielfältiges Begegnungs- und Exkursionsprogramm geplant, an dem auch Besucherinnen und Besucher teilnehmen können.
Zum ÖRK gehören derzeit 352 Kirchen und kirchliche Gemeinschaft aus 120 Ländern. Sie repräsentieren weltweit rund 580 Millionen Christinnen und Christen. Viele der kleineren Kirchen der evangelikalen und pfingstlichen Traditionen sind keine Mitglieder des ÖRK. Auch christliche Weltgemeinschaften, wie die römisch-katholische Kirche, die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten und die Heilsarmee (sie trat 1978 aus), gehören ebenfalls nicht dem Ökumenischen Rat der Kirchen an, unterhalten aber als Beobachter/Berater Kontakte zum ÖRK. So wird auch Dr. Ganoune Diop, Direktor der Abteilung für öffentliche Angelegenheiten und Religionsfreiheit der adventistischen Weltkirchenleitung (Generalkonferenz), auf Einladung des ÖRK während der gesamten Vollversammlung in Karlsruhe anwesend sein. Im Programmteil „Ökumenische Gespräche“ soll er drei Präsentationen vortragen. Zudem wurde Diop zur Mitarbeit im Ausschuss eingeladen, der die künftigen Gespräche zwischen den Kirchen plant.
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