Die Gas-Umlage setzt die richtigen Signale
Der Beschluss entsteht in einem Umfeld, wo Russland seine Gaslieferungen drastisch eingeschränkt hat und nun heimische Gasversorger aus anderen Ländern Gas zu erhöhten Preisen beschaffen müssen, um ihren vertraglichen Verpflichtungen nachzukommen. Die durchschnittlichen Einfuhrpreise für Erdgas haben sich inzwischen mehr als verdreifacht, wohingegen die durchschnittlichen Verbraucherpreise noch längst nicht im selben Umfang gestiegen sind (Vgl. Abbildung 1). Das liegt insbesondere daran, dass Gasimporteure wie Uniper über langfristige Lieferverträge an Großkunden gebunden sind. Deutschland importiert 95 Prozent seines Erdgases und ist damit stark vom Ausland abhängig. Die Umlage soll die erhöhten Beschaffungskosten finanzieren und so verhindern, dass Versorger insolvent gehen.
Die Umlage wird sich auf rund 2,4 Cent pro Kilowattstunde belaufen und am 1. Oktober in Kraft treten. Die Mehrwertsteuer auf die Umlage wird lediglich 7 Prozent betragen und nicht 19 Prozent wie sonst üblich. Die durchschnittlichen Mehrkosten für die Haushalte sind noch schwer abzuschätzen, werden sich aber auf mehrere hundert Euro pro Haushalt belaufen. Der am Instituts für Weltwirtschaft (IfW) ansässige Stefan Kooth betont: „Weil einige Versorger die Gasumlage aus Eigenmitteln schultern wollen und bei Festverträgen die Anpassung noch unklar ist, dürfte der Preiseffekt nicht schlagartig, sondern nach und nach eintreten“. Laut IfW könnte durch die Gasumlage die Inflation um weitere 0,9 Prozent steigen und den Haushalten rund 8 Mrd. Euro an Kaufkraft kosten, was rund 0,4 Prozent des verfügbaren Einkommens entspricht. Die Belastung ist somit zwar sichtbar, jedoch für die überwiegende Anzahl der Haushalte immer noch verkraftbar.
Auch wenn die Umlage im ersten Moment schmerzt, ist diese richtig und schützt sogar den Verbraucher. Sie garantiert Versorgungssicherheit und sendet zudem die richtigen Preissignale, um die Verbraucher zum Gassparen anzuhalten. Nur durch einen geringeren Gasverbrauch sind die Preise kurzfristig in den Griff zu bekommen. Das gilt nicht nur für die Gaspreise, sondern auch die Strompreise, da zuletzt rund 13 Prozent des Stromes durch Gaskraftwerke produziert wurde. Ohne die Umlage drohen Verbrauchern sogar weitaus höherer Preise, da viele im Falle einer Insolvenz ihres Gasversorgers Neuverträge zu deutlich höheren, tagesaktuellen Preisen, abschließen müssten. Jedoch wird die Liste der Unternehmen, die die Gas-Umlage beanspruchen wollen, immer länger und umfasst auch profitable Unternehmen, die Verluste aus dem Gasgeschäft durch Gewinne aus anderen Bereichen kompensieren können. Hier sollte die Regierung verhindern, dass nicht gefährdete Unternehmen an der Umlage beteiligt werden und damit all jene Haushalte nicht übermäßig belastet werden, für die die Gas-Umlage schwer zu tragen ist.
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